Wermelskirchen Gemeinde kämpft um ihre Mitglieder

Wermelskirchen · Die Ev. Stadt-Kirchengemeinde hat aktuell etwa 10.200 Mitglieder. Der demografische Wandel in der Gemeinde hat zur Folge, dass es mehr Beerdigungen als Taufen gibt. Die Gemeinde stellt sich aber diesen Herausforderungen.

 Auch die Evangelische Kirchengemeinde Wermelskirchen hat einen Rückgang an Mitgliedern zu verzeichnen. Zudem macht sich der demografische Wandel deutlich bemerkbar, sagt Pfarrer Ulrich Seng.

Auch die Evangelische Kirchengemeinde Wermelskirchen hat einen Rückgang an Mitgliedern zu verzeichnen. Zudem macht sich der demografische Wandel deutlich bemerkbar, sagt Pfarrer Ulrich Seng.

Foto: MATZERATH

Es ist ein allgemeiner Trend: Die Zahl der Mitglieder in den Kirchengemeinden sinkt. Die Evangelische Kirchengemeinde Wermelskirchen verzeichnet momentan etwa 10.200 Mitglieder, auch hier gehen die Zahlen nach unten. Im Jahr 2010 waren es noch 10.900. Genaue Prognosen für die kommenden Jahre kann Pfarrer und Vorsitzender des Presbyteriums, Ulrich Seng, nicht abgeben. Angst vor großen Veränderungen in der Kirchenstruktur hat er aber nicht. "Wir stellen uns mutig und fröhlich dieser Herausforderung und richten unsere Strukturen so aus, dass sie zu einer kleiner werdenden Gemeinde passen", stellt er auf Anfrage unserer Redaktion klar. Die Auflage des Gemeindebriefs wird an die Mitgliederzahlen angepasst, ihre Kindergartenarbeit hat die Gemeinde vor drei Jahren mit der Schließung der Kindertagesstätte an der Berliner Straße bereits reduziert.

Ein starkes Motiv dafür, sich von der Kirche abzuwenden, so vermutet Seng, sei der Gedanke, die Kirchensteuer einsparen zu wollen. "Da gibt es leider erhebliche Missverständnisse", betont der Pfarrer. Vor einiger Zeit sei öffentlich der Eindruck vermittelt worden, die Kirche wolle über die Kapitalertragssteuer eine neue Steuer einführen. Dabei habe sich lediglich der Abrechnungsmodus verändert. Zudem zahlen die meisten Menschen gar keine Kapitalertragssteuer, weil die Freibeträge hoch sind. "Andere treten aus der Gemeinde aus, weil sie sich zum Beispiel der Katholischen oder einer freien Gemeinde anschließen möchten. Manche entfernen sich auch ganz vom Glauben", hat Seng festgestellt.

Der Anteil der älteren Menschen in der Gesellschaft macht sich auch in der Gemeinde stark bemerkbar. "Die Anzahl der Beerdigungen ist deutlich größer als die Zahl der Taufen", sagt Seng. Und die Differenz werde größer. Ein Vergleich: 2010 fanden in der Gemeinde 150 Beerdigungen und 80 Taufen statt - für das vergangene Jahr verzeichnet die Gemeinde 171 Beerdigungen und nur noch 61 Taufen.

Personell ist die Evangelische Kirchengemeinde gut aufgestellt, dennoch bemerkt der Pfarrer seit ein bis zwei Jahren auch, dass es für den Pfarrberuf zu wenig Nachwuchs gibt. "Davor gab es einen Überhang an Pfarrern. In vier bis sechs Jahren werden viele in den Ruhestand gehen. Im Moment ist der Pfarrberuf also ein Geheimtipp für eine sichere Berufstätigkeit", sagt er.

Obgleich sich immer mehr Menschen von der Kirche abwenden, hat er im Gemeindeleben auch massenhaft Kontakt zu denen, die bleiben, weil die Kirche und der Glaube an Gott ihre Heimat sind. "Für uns gilt: Wir müssen eine wirklich gute Gemeindearbeit machen. Die Menschen müssen den Eindruck haben, dass es gut ist, dass es die Kirche und die Gemeindearbeit gibt."

Wer sich für einen Austritt aus der Evangelischen Kirche entschließt, regelt dies über das Amtsgericht. Seng: "Dann erhält er von uns einen persönlichen Brief, dass wir uns freuen, dass er uns zumindest bis jetzt finanziell unterstützt hat und dass er weiterhin zum Gottesdienst willkommen ist."

(RP)
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