Wermelskirchen Freiheit ist das Ziel bei einer Flucht

Wermelskirchen · Vier geflüchtete Menschen erzählten ihre Geschichte. Die Talkrunde im Bahndamm bildete den Abschluss der "Widerrechts"-Woche.

 Robby Klaffer, Hoshank Mirza, Mishach Ugwnanyi und Adil Sanide (v. l.) berichteten von ihrer Flucht.

Robby Klaffer, Hoshank Mirza, Mishach Ugwnanyi und Adil Sanide (v. l.) berichteten von ihrer Flucht.

Foto: StephaN Singer

So unterschiedlich und individuell die Geschichten ihrer Flucht auch sind, gemein ist ihnen die Sehnsucht nach Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. Das wurde bei der Talkrunde zum Abschluss der "Widerrechts"-Woche eindrucksvoll deutlich. Gestern mittag kamen 50 Zuhörer in das Autonome Jugendzentrum (AJZ) Bahndamm, um den Erzählungen von Mishach Ugwnanyi aus Nigeria, Hoshank Mirza aus Syrien, Adil Sanide aus Marokko und Robby Klaffer aus der ehemaligen DDR zu lauschen.

Bewegend berichteten die vier Flüchtlinge, deren Weg sie schließlich nach Wermelskirchen verschlug, von ihren Erlebnissen, die geprägt sind von staatlichen Repressalien und militärischer Gewalt. So war dem Offizier Adil Sanide (36 Jahre) als Soldat jegliches politisches Engagement verboten. Mishach Ugwnanyi protestierte als Mitglied einer Jugendbewegung in Nigeria gegen Manipulation von Wahlen und Korruption. "Ich bin vor einer Verhaftung aufgrund meiner politischen Tätigkeit geflohen. Davor hatte ich eigentlich nie vor, nach Europa zu kommen", berichtete der 28-Jährige. Als Bürgerkriegsflüchtling kam Hoshank Mirza (26 Jahre) über die Türkei, Griechenland, Kroatien, Slowenien und Österreich nach Deutschland. Als junger Erwachsener, der aus Protest gegen das Regime in der Öffentlichkeit die DDR-Fahne verbrannt hatte, stand Robby Klaffer (1964 geboren) unter besonderer Beobachtung der Staatssicherheit (Stasi). "Wenn man auf Freiheit verzichten muss, ist das gerade für junge Menschen extrem einschränkend. Wir wurden in der DDR gegängelt. Ich konnte mich mit dem Regime nie arrangieren." Nicht ahnend, dass im November die Wende passieren sollte, floh Robby Klaffer im Sommer 1989 über Ungarn und Österreich nach Westdeutschland.

Moderator Uwe Engelbracht verwies erneut auf die besondere Bedeutung der "Widerrechts"-Woche, deren Aktionen wie Forumtheater an weiterführenden Schulen oder Kunst- oder Rap-Workshops sich besonders an Jugendliche und Kinder wandten: "Dadurch erleben die Jungen und Mädchen berührende Erfahrungen, die sie sonst eher nicht machen." Abends zuvor hatte Engelbracht beim "Widerrechts-Konzert im Bahndamm gesagt: "Genau dafür organisieren wir die Woche." Anlass war der Auftritt von fünf acht- bis 14-jährigen Jungen und Mädchen, die mit Rapper "Blooz" (Mark Bortey) ein Lied komponiert hatten. Mit "Wir werfen unsere Ängste weg, dass man das so machen kann, das ist fett" gingen sie auf das Thema "Angst - wir lassen uns nicht ködern" der "Widerrechts"-Woche ein. Als Top-Act stand die angesagte Band "Swiss und die Andern" vor ausverkauftem Haus auf der Bühne - Fans reisten aus Berlin, Augsburg oder Bremen an. Die Wermelskirchener Gruppen "Trickshot" und "Skin of tears" wurden ihrer Einheizerrolle gerecht.

(RP)
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