Wermelskirchen Forumtheater erarbeitet Angst-Szenen als Schlüssel zur Lösung

Wermelskirchen · In Gruppen zu dritt oder zu viert sollen sich die Schüler eine Szene ausdenken. Schauspielerisch sollen sie in wenigen Minuten eine Situation vor ihren Klassenkameraden darstellen, die eine Angst der Jugendlichen zeigt: Eine spürbare Herausforderung für die Jungen und Mädchen im Pubertätsalter. Mit dem Forumtheater-Workshop der beiden Theaterpädagogen Sarah Kranenpoot und Thorsten Müller wendet sich die "Widerrechts"-Veranstaltungswoche, deren Schwerpunkt das Thema Angst ist, gezielt an Jugendliche. Beim Besuch des zweistündigen Workshops in der Hauptschule wurde deutlich: Es geht nicht primär um Rassismus oder Faschismus, sondern um "Handwerkszeug" zum Umgang mit Ängsten. Der pädagogische Hintergedanke: Wer Ängste bewältigt, ist nicht empfänglich für Vorurteile als vermeintliche Fakten.

 Leonie, Ayleen und Celina spielen eine Szene, die eine Angst der Jugendlichen widerspiegelt: Zwei Alkoholisierte belästigen ein Mädchen sexuell.

Leonie, Ayleen und Celina spielen eine Szene, die eine Angst der Jugendlichen widerspiegelt: Zwei Alkoholisierte belästigen ein Mädchen sexuell.

Foto: Singer

Am Ende des Workshops drückt es Müller, der auch Sozialarbeiter ist, so aus: "Wir haben Übungen gemacht, die Kontakt zu sich selbst und zum Gegenüber geschaffen haben, um sich, andere und die Situation besser einschätzen zu können - das war sehr intensiv." Ursula Peinelt-Weber, Lehrerin der 13 teilnehmenden Schüler der Klasse 9b, freute sich: "Ich finde es schön, dass alle so toll mitgemacht haben."

Das Fazit der Jugendlichen brachte vielfältige Erkenntnisse ans Licht: "Man soll seine Meinung sagen", "zu seiner Angst stehen", "sich nicht von Gruppenzwang beeinflussen lassen" oder "es gibt immer eine Lösung". Celina und Ayleen (beide 15 Jahre) sowie Leonie (14) resümierten: "Hilfsbereitschaft ist wichtig, und sich nicht unter Druck setzen zu lassen." Die drei Mädchen hatten zuvor - umringt vom Stuhlkreis der Mitschüler - im Klassenzimmer eine Szene gespielt, in der zwei Alkoholisierte ein Mädchen sexuell belästigen. Lösungsansätze tauchten vielfältig auf: Flucht, lautes Rufen um Hilfe oder das Einschreiten unbeteiligter Beobachter.

"Es ist gut und hilfreich, wenn Erkenntnisse oder offene Fragen aus dem Workshop im Nachgang im Unterricht besprochen werden", stellte Thorsten Müller fest. Der Pädagoge brachte beim Workshop ein typisches Element des Forumtheaters ins Spiel: Jeder Zuschauer konnte selbst zum Protagonisten werden, indem er durch Zwischenruf das Schauspiel bei der Wiederholung einer Szene "einfror" und als Darsteller eine mögliche Lösung der Angstsituation spielte. Die gesamte Woche über sind Kranenpoot und Müller (beide aus Wuppertal) mit ihrem Theater in 13 Schulklassen an den weiterführenden Schulen (Ausnahme: Gymnasium) zu Gast.

(sng)
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