Wermelskirchen Anwohner sammeln Unterschriften gegen Flüchtlingsunterkunft

Wermelskirchen · Gegen die Umwandlung des Gemeindehauses Sonne in eine Unterkunft für bis zu 20 Flüchtlinge formiert sich Widerstand.

Flüchtlinge Wermelskirchen: Gemeindehaus Sonne - Unterschriften-Aktion
Foto: nico Hertgen (archiv)

Mit einer Unterschriftenaktion will die Nachbarschaft von Eichholzer Straße und Kreckersweg (Eichholz) ihren Unmut gegen die Entscheidung der evangelischen Kirchengemeinde und der Stadt mit Nachdruck dokumentieren. Den eigentlich vorgesehenen Verkauf des Gemeindehauses hat die Gemeinde zurückgestellt, stattdessen wird das Gebäude an die Stadt vermietet.

Bereits bei einer von der Gemeinde einberufenen Nachbarschaftsversammlung wurde deutlich, dass es in Eichholz Vorbehalte gegen die geplante Unterkunft gibt. Als Bürgermeister Eric Weik verkündete, dass aller Voraussicht nach 20 junge Männer in Sonne einziehen sollen, weil diese mit 80 Prozent den größten Anteil unter den Flüchtlingen ausmachen, äußerten Anwohner ihr Unverständnis. Insbesondere muslimische Männer hätten keinerlei Respekt vor Frauen, hieß es bei der Versammlung. Ein Anwohner verdeutlichte seine Angst vor der Unversehrtheit seiner Töchter. Keiner könne künftig mehr alleine in den Abendstunden an der Eichholzer Straße mit dem Hund Gassi gehen, hieß es. Die Nachbarschaftsversammlung regte an, dann zumindest Flüchtlingsfamilien in Sonne einzuquartieren, weil damit eine Integration eher vorstellbar sei. Weik nahm die Aussage auf, ohne Versprechungen zu machen. Er betonte, dass die Stadt angesichts der aktuellen Lage jede Möglichkeit zur Unterbringung von Flüchtlingen nutzen müsse.

"Unsere Unterschriftenaktion ist nicht politisch, sondern vom gesunden Menschenverstand motiviert. Wir distanzieren uns von Neo-Nazis. Das Gemeindehaus ist in unseren Augen für diesen Zweck völlig ungeeignet. Es liegt weit ab von Infrastruktur - das muss bei den Flüchtlingen doch zu unerträglicher Langeweile führen", sagt Anwohner Jörg Köhler, der mit Ehefrau Palmina, Daniela und Gunter Empersmann, Renate und Tom Walz sowie Gudrun Gäth und Ron Guse die Unterschriften sammelt.

Am nächsten Sonntag will sich die Eichholzer Nachbarschaft treffen - ohne Vertreter von offizieller Seite. "Wir möchten über die weitere Vorgehensweise sprechen - welche Möglichkeiten es gibt und wie diese in die Praxis umzusetzen sind", sagen die Anwohner. Jörg Köhler meint, dass die geplante Flüchtlings-Wohngemeinschaft das nachbarschaftliche Gefüge in Eichholz sprengen würde: "Wir sind etwa 120 Anwohner. Wenn da auf einmal 20 Menschen aus völlig anderen Kulturkreisen hinzukommen, ist das zu viel."

Eine Nacht in der Düsseldorfer Flüchtlingsunterkunft
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Foto: Bernd Schaller

Superintendent Hartmut Demski ist überrascht von der Unterschriftenaktion: "Diese Aktion kenne ich nicht. Aus der Versammlung ging hervor, dass für die Anwohner entscheidend ist, wer dort untergebracht wird. Die Angst und Sorge konzentriert sich auf junge Männer. Schön wäre natürlich eine Mischung aus Männern und Familien - aber ist das in der Krise möglich?" Angesichts der Situation, stelle sich immer die Frage, was der richtige Standort für eine Unterkunft ist. Demski: "Den idealen Standort gibt es nicht. Wir müssen aus jedem Standort das Beste machen und das Miteinander gestalten."

Der Superintendent sieht die Kirche in einer besonderen Verantwortung: "Wir müssen den Menschen, die künftig in Sonne untergebracht sind, die Angebote der Flüchtlingsinitiative ,Willkommen in Wermelskirchen' näherbringen und sie in dieses Netzwerk einbeziehen", fordert er. "Und wir müssen ein sorgfältiges Auge auf Begegnungsmöglichkeiten zwischen Flüchtlingen und Nachbarn haben. Da kann der Beauftragte des Kirchenkreises für Flüchtlingsarbeit, Charles Donkor, einen Beitrag leisten."

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Große Hilfsbereitschaft am Dortmunder Hauptbahnhof

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Foto: dpa, mjh

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(sng)
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