Wermelskirchen Familiäre Spurensuche in Afrika

Wermelskirchen · Heimatforscherin Marita Jendrischewski ("Das Dhünntal") hat ein Buch über Carl Schmitz geschrieben und reiste dafür sechs Mal nach Namibia. Dort arbeitete ihr Großonkel fünf Jahrzehnte als Missionar. Autorenlesung bald in Windhoek.

 Carl Schmitz im Jahre 1906.

Carl Schmitz im Jahre 1906.

Foto: Bergische Geschichtsverein

Durch ihre Recherchen, Vorträge und Bücher über das Dhünntal und die in der Talsperre versunkenen Dörfer ist Marita Jendrischewski als Autorin bekannt. Wenn auch nicht durchgehend hat sich die 65-jährige, inzwischen pensionierte Lehrerin seit 2006 mit einem völlig anderen Thema befasst: Ihrem Großonkel Carl Schmitz, der 1906 als Missionar nach Namibia ging und dort 50 Jahre wirkte. Was als Faszinosum innerhalb der Familie seinen Auslöser hatte, entpuppte sich als Rückblick auf einen Lebensweg, der gleichermaßen Persönliches wie Historisches im Kontext deutscher Kolonialzeit beleuchtet. Herausgekommen ist ein Buch, das von der Wermelskirchener Abteilung des Bergischen Geschichtsvereins herausgegeben wird und nun in der ersten Auflage mit einer Stückzahl von 500 Exemplaren erscheint.

"Als Carl Schmitz ins Bergische zurückkehrte, um seinen Ruhestand zu verbringen, war ich vier Jahre alt", erinnert sich Marita Jendrischewski an ihre frühe Kindheit. Damals wirkte ihr Großonkel auf die Familie beinahe wie ein Mysterium. Häufig war "vom Carl in Afrika" die Rede. "Immer wieder erwähnte mein bei uns lebender Großvater seinen 1906 nach Deutsch-Südwestafrika ausgewanderten Bruder", erzählt Marita Jendrischewski: "Bis zu seiner Rückkehr war Carl Schmitz eine Vision." Das Wiedersehen von ihrem Opa und seinem Bruder, beide zu dieser Zeit über 80 Jahre alt, sei ein "einschneidendes" und "berührendes" Erlebnis gewesen: "Ich sehe das noch immer vor mir", sagt Jendrischewski.

Im Nachlass ihrer Eltern habe sie Originalbriefe von Carl an seinen Bruder Bernhard gefunden - das wäre der endgültige Auslöser zum Schreiben des Buches gewesen.

 Das Elternhaus von Carl Schmitz steht in Dabringhausen-Käfringhausen.

Das Elternhaus von Carl Schmitz steht in Dabringhausen-Käfringhausen.

Foto: BGV

Das Archiv des Geschichtsvereins und die Vereinigte Evangelische Mission (früher RMG) in Wuppertal boten heimatnahe Möglichkeiten zur Recherche. An die RMG hatte der Missionar im heutigen Namibia regelmäßig schriftlich berichtet. "Diese Dokumente habe ich alle ausgewertet", beschreibt Jendrischewski. uf sechs Reisen nach Namibia (die erste in 2006, zuletzt im November 2017) besuchte Jendrischewski die Schauplätze, an denen Carl Schmitz lebte und arbeitete.

In Afrika boten die Sam Cohen-Bibliothek in Swakopmund, die Wissenschaftliche Gesellschaft Namibia sowie das Archiv der Lutheran Church in the Republik of Namibia in Windhoek viele Ansätze zur Nachforschung. Die Wissenschaftliche Gesellschaft Namibia veröffentlicht ir Buch übrigens mit einer Auflage von 750 Stück auch in Afrika. Am 6. September ist die Wermelskirchener zur Lesung in Windhoek."

Mit dem Buch "Carl Schmitz - vom Webstuhl in die Namib (Die Lebensgeschichte eines bergischen Missionars)" arbeitete sie an einem Stück Heimat- und deutscher Geschichte. "Das war mir anfangs nicht so klar. Der persönliche, familiäre Ansatz führte schließlich dazu", beschreibt die 65-Jährige. Ihren Großonkel habe der religiöse "Verkündungsgedanke" getrieben. Davon ist Marita Jendrischewski nach der Fertigstellung ihres Buches überzeugt. Die Lektüre erzählt zudem eine fesselnde, nicht alltägliche Biographie: Der Schulabbrecher Carl Schmitz verdingte sich als Tagelöhner, der sein Geld beim Kartenspiel verzockte. Ein "unglaubliches Erlebnis" (Jendrischewski) gab seinem Leben eine Wende, die ihn zum eifrig-sendungsbewussten Christen und Missionar werden ließ...

(RP)
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