Wermelskirchen Fahrschulen trotzen dem Bundestrend

Wermelskirchen · In Wermelskirchen ist die Zahl der Fahrschüler trotz demografischen Wandels nicht zurückgegangen. Im Schnitt benötigen die Schüler allerdings mehr Praxisstunden als früher. Viele von ihnen seien zu ängstlich im Straßenverkehr.

 BM-Redaktionsmitglied Klas Libuda machte im vergangenen Jahr den Selbsttest: Zehn Jahre nach der Führerscheinprüfung stellte er sich noch einmal Theorie und Praxis. Mit Frank Niewöhner fuhr er quer durch Wermelskirchen. Fazit: Bei einer echten Prüfung wäre er innerhalb einer Stunde zweimal durchgefallen.

BM-Redaktionsmitglied Klas Libuda machte im vergangenen Jahr den Selbsttest: Zehn Jahre nach der Führerscheinprüfung stellte er sich noch einmal Theorie und Praxis. Mit Frank Niewöhner fuhr er quer durch Wermelskirchen. Fazit: Bei einer echten Prüfung wäre er innerhalb einer Stunde zweimal durchgefallen.

Foto: jürgen Moll (archiv)

Nicole Srock hat mal wieder alle Hände voll zu tun. Im Büro von "Frank's Fahrschule" an der Telegrafenstraße nimmt sie jeden Nachmittag die Anmeldungen der angehenden Fahrschüler entgegen, hilft ihnen beim Lernen der theoretischen Fragen. Während viele andere Fahrschulen in Deutschland in der Krise stecken, ist in Wermelskirchen nichts davon zu spüren. "Seit Jahren bekommen wir zu hören, dass wir geburtenschwache Jahrgänge haben und es deshalb immer weniger junge Menschen mit Lust aufs Autofahren gibt. Aber vergleicht man die aktuellen Anmeldungen mit denen aus den Vorjahren, liegen wir in einigen Monaten sogar darüber", sagt Nicole Srock. Obwohl die Zahl der Fahrschulen im Bundesgebiet zwischen 1999 und 2014 um fast 2000 auf 11.900 gesunken ist, gibt es in Deutschland immer noch zu viele Fahrschulen für zu wenig Schüler. Während 2008 noch fast 1,8 Millionen Menschen die praktische Prüfung ablegten, waren es 2014 nur noch etwa 1,5 Millionen. Das Auto als Statussymbol - in vielen deutschen Städten hat es längst ausgedient. In Wermelskirchen jedoch scheint sich der Trend nicht zu bestätigen.

Während die Anmeldezahlen beim klassischen Führerschein der Klasse B also weiterhin gut sind, ist es in anderen Klassen oft nicht der Fall. "Es stimmt, dass etwa immer weniger Jugendliche einen Mofa-, oder Rollerführerschein machen", sagt Nicole Srock. "Da der Rollerführerschein im Klasse-B-Führerschein bereits enthalten ist und dieser seit 2004 ja schon mit 17 Jahren absolviert werden kann, raten viele Eltern ihren Kindern dazu, lieber noch zwei Jahre zu warten."

Eine weitere bundesweite Tendenz, dass Fahrschüler zunehmend mehr Fahrstunden benötigen, ehe sie ihre Prüfung ablegen, kann Nicole Srock indes bestätigen. Schüler ohne Probleme bräuchten in der Regel 24 Fahrstunden, viele aber auch mehr. Das Problem: Die Kosten für den Schein steigen mit jeder zusätzlichen Fahrstunde. Im Schnitt schätzt sie den Preis für die "motorisierte Freiheit" auf etwa 1500 Euro. "Dass Fahrschüler mehr Praxiserfahrung benötigen, liegt an den gestiegenen Anforderungen. Zudem hat der Straßenverkehr stark zugenommen."

Viele Fahrschüler hätten zudem große Schwierigkeiten, sich im Straßenverkehr zurechtzufinden. "Früher waren noch mehr Kinder mit dem Rad oder Bus unterwegs, haben den Verkehr so kennengelernt. Aber heute kann die Hälfte der Grundschüler nicht einmal Fahrradfahren. Deswegen haben wir mittlerweile mehr ängstliche Fahrschüler", sagt Nicole Srock. Dass es den Fahrschulen in Wermelskirchen im Bundesvergleich so gut geht, erklärt sich die Angestellte von "Frank's Fahrschule" mit dem Umstand, "dass Jugendliche schon noch motorisiert sein wollen." Die schwache Verkehrsanbindung in Wermelskirchen würde ihr Übriges dazu bei tun, sagt sie.

Oliver Ducak ist Namensgeber für "Olli's Fahrschule" an der Schulgasse. Seit 2009 bildet der Inhaber mit seinen Fahrlehrern erfolgreich in Wermelskirchen aus. Auch er kann keinen rückläufigen Trend feststellen. "Wir haben weiterhin viele Fahrschüler", sagt er. Er glaubt, dass dies auch wegen der "besonders kinderreichen Gegend" ist. Zwar würde der Führerschein in der Gesellschaft und vor allem in den Großstädten nicht mehr als zwingend nötig angesehen. "Aber hier auf dem Land brauchen die jungen Menschen das Auto."

Die Kosten für einen Führerschein schätzt Ducak auf 1500 bis 2000 Euro ein. "Das ist aber absolut individuell. Der eine braucht 25 Fahrstunden bis zur Prüfung, der andere wiederum mehr als 30."

Der Führerschein mit 17 Jahren würde bei ihm zudem sehr gut angenommen. "Die überwiegende Mehrheit der jungen Leute entscheidet sich für dieses Modell", sagt Oliver Ducak.

(sb)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort