Wermelskirchen Fahrräder für Flüchtlinge reparieren

Wermelskirchen · Herbert Hünninghaus (63) bringt in Dabringhausen ehrenamtlich Fahrräder und andere Zweiräder wieder auf Vordermann. Die Räder werden dann den Flüchtlingen zur Verfügung gestellt. Die Freude der Menschen ist riesig.

 Herbert Hünninghaus hat eine kleine Fahrradwerkstatt aufgebaut, um gespendete Drahtesel einsatzbereit und verkehrssicher zu machen. Sie werden den Flüchtlingen in Wermelskirchen zur Verfügung gestellt.

Herbert Hünninghaus hat eine kleine Fahrradwerkstatt aufgebaut, um gespendete Drahtesel einsatzbereit und verkehrssicher zu machen. Sie werden den Flüchtlingen in Wermelskirchen zur Verfügung gestellt.

Foto: Hertgen

Seine Leidenschaft für Fahrräder und sein handwerkliches Können stellt der Dabringhausener Herbert Hünninghaus seit einigen Wochen in den Dienst der Integrationsarbeit für geflüchtete Menschen: Der passionierte Radsportler (zweimaliger Gewinner der Amateur-Challenge von "Rund um Köln") bringt auf dem "Provita"-Gelände in Dabringhausen in direkter Nachbarschaft zur dortigen Kleiderkammer gespendete Drahtesel wieder auf Vordermann. Die dann wieder einsatzbereiten und verkehrssicheren Fahrräder werden Flüchtlingen, die dauerhaft in Wermelskirchen bleiben, zur Verfügung gestellt.

"Als ich die ersten Kinderfahrräder an der Dabringhauser Mehrzweckhalle abgegeben habe, damit die Kinder etwas zum Spielen haben, wollte ein kleines Mädchen vor lauter Freude ein Rad gar nicht mehr aus der Hand geben", erzählt Hünninghaus sichtlich gerührt. Sein Wille zum Engagement nahm schnell Formen an. "Ich habe eine regionale Kleinanzeige geschaltet und nach Fahrradspenden gefragt. Das brachte direkt eine stattliche Resonanz. Dazu kamen die Kontakte und Gespräche über die evangelisch-freikirchliche Kirchengemeinde und deren Sozialwerk", erinnert sich der 63-Jährige an die Anfänge seiner Fahrradwerkstatt vor wenigen Wochen.

Inzwischen hat ihm das Wermelskirchener Zweiradcenter Lambeck eine ausrangierte Werkzeugbank und zwei Montagebänke sowie einige gebrauchte Fahrräder gespendet. "Ich konnte schon 25 Räder für ihre neue Bestimmung fertigmachen, knapp 20 sind gerade in Bearbeitung", erzählt Hünninghaus und blickt um sich, wo sogar Kettcars, Dreiräder und Tretroller darauf warten, für Kinder wieder startklar gemacht zu werden. Der 63-Jährige zeigt auf ein Herren-Touren-Rad: "Daran musste ich nur wenig machen, habe aber wie in jedem Fall alle Funktionen geprüft. Das Rad bekommt Assad, der jetzt mit seiner Familie in Grunewald lebt und sich schon auf seine neue Mobilität durch das Fahrrad freut."

Vier bis fünf Stunden, verteilt auf zwei Abende pro Woche, verbringt Hünninghaus im Schnitt in seiner Fahrradwerkstatt: "Mehr schaffe ich nicht." Er ist verheiratet und Vater von vier erwachsenen Kindern. Beruflich ist der Dabringhausener, der ursprünglich einmal eine Ausbildung als Automechaniker absolvierte, für das Prozess- und Projektmanagement in der Lebenshilfe-Werkstatt zuständig.

Die Kontakte seien inzwischen vielfältig. In Wermelskirchen arbeiten die Kirchengemeinde mit dem Sozialwerk, das Deutsche Rote Kreuz, die Tafel und die Initiative "Willkommen in Wermelskirchen" eng zusammen. Über dieses Netzwerk würden auch die Rad-Vermittlungen erfolgen: "Wer einen Bedarf sieht, bekommt ein Fahrrad", sagt Hünninghaus, an den sich andere ehrenamtlich engagierte Wermelskirchener oder auch die Mentoren der Initiative wenden.

Zuletzt machte Hünnninghaus einen Bedarf an Rädern für Erwachsene aus, zurzeit seien wieder stark Kinderfahrräder gefragt - grundsätzlich sei die Nachfrage hoch und würde mit den voraussichtlichen Zuweisungen vermutlich spätestens im Frühjahr weiter steigen.

Die warmen, trockenen und großflächigen Räumlichkeiten für Kleiderkammer und Fahrradwerkstatt im Untergeschoss unterhalb der Abteilung der Lebenshilfe-Werkstatt stellt "Provita" zur Verfügung. "Ein kleines Budget des Sozialwerks habe ich auch. Bislang musste ich jedoch nur knapp 200 Euro für Ersatzteile ausgeben", sagt Hünninghaus.

"Auf diese Weise tue ich meinen Teil. Was wir da im Fernsehen sehen, ist kaum zu ertragen. Anderen fliegen die Trümmer um die Ohren, während wir uns hier über sinkende Spritpreise freuen. So kann ich etwas machen, was mir seelisches Gleichgewicht schafft", betont er.

(sng)
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