Mobile Redaktion Sicherheit rund ums Fahrrad Experte im Gespräch mit Radfahrern

Wermelskirchen · Hauptkommissar Uwe Ortmann ist Verkehrssicherheitsberater der Polizei Rhein-Berg. Am BM-Stand gab er wichtige Tipps.

 BM-Redakteur Udo Teifel, der Bezirksbeamte Frank Preyer und Verkehrssicherheitsberater Uwe Ortmann begutachten das Fahrrad von Klaus Puschke (v.l.). Viele Leser und Wochenmarktbesucher ließen sich gestern beraten.

BM-Redakteur Udo Teifel, der Bezirksbeamte Frank Preyer und Verkehrssicherheitsberater Uwe Ortmann begutachten das Fahrrad von Klaus Puschke (v.l.). Viele Leser und Wochenmarktbesucher ließen sich gestern beraten.

Foto: nico hertgen

Wermelskirchen Radfahren in Wermelskirchen - das ist und bleibt ein Dauerthema. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Bürger selbst mit dem Rad unterwegs sind oder ob sie die Radfahrer aus Sicht eines Autofahrers oder Fußgängers wahrnehmen. Das Thema beschäftigt - und oft ist es auch ein Aufreger. Das Thema Sicherheit spielt eine große Rolle, und da ist es gut, wenn ein Experte der Polizei bei der Mobilen BM-Redaktion vor Ort die Fragen beantworten kann.

Hauptkommissar Uwe Ortmann ist Verkehrssicherheitsberater der Polizei Rhein-Berg. Natürlich erscheint der aktive Fahrradfahrer mit Helm und einer Sicherheitsweste in Leuchtfarbe. Er hat die aktuellen Unfallzahlen mitgebracht. "Anfang der 1980er Jahre hatten wir im Rheinisch-Bergischen Kreis 47 Unfalltote pro Jahr", sagt er. "1996 gab es noch 21 Tote, in den vergangenen Jahren ist die Zahl zurückgegangen. 2014 waren es zwei Opfer." Speziell bei Unfällen mit Fahrradfahrern ist Wermelskirchen unauffällig. "Obwohl die Streckenführung durch die Stadt nicht optimal ist, sind Unfälle selten. Das sieht in anderen Städten schlechter aus", sagt Ortmann.

Aktuell ist die Kölner Straße aus Sicherheitsgründen für Fahrradfahrer gesperrt worden. Ein Sperrschild mit dem Zusatz "Umfahrung über den Brückenweg" weist darauf hin. Doch Ortsunkundige wissen gar nicht, wo der Brückenweg ist. Ein Anruf bei der Verwaltung bringt rasche Hilfe. Ganz schnell ist ein Hinweispfeil angebracht.

Erich Sommerfeld (76) ist aktiver Mountainbiker. "An meinem Rad ist gar keine Beleuchtung. Ich habe mir Akkulampen zum Aufstecken gekauft". Er ist unsicher, ob das erlaubt ist. Ortmann kann ihn beruhigen. "Das ist in Ordnung. Sie müssen die Beleuchtung aber immer dabei haben", erklärt er. Dieter und Michaela Krensel berichten von ihren Erfahrungen aus Belgien. "Da gibt es Schilder am Ortseingang mit folgendem Text 'Ab hier bestimmen die Radfahrer die Geschwindigkeit.' Bei uns klappt das nicht", sagen sie und meiden, wenn es eben geht, die Innenstadt.

Als Beispiel hat Ortmann ein Unfallfoto mitgebracht. Ein Mädchen war mit dem Kopf in die Frontscheibe eines Pkw geflogen. Sie überlebte - dank eines Fahrradhelms. Zu diesem Thema kann Alexander Letz seine ganz persönliche Geschichte erzählen. "1989 bin ich vom Rad gefallen. Zu der Zeit war ein Fahrradhelm noch kein Thema. Ich wurde operiert, lag im Koma, und es hat sieben Jahre gedauert, bis die Erinnerung wieder kam. Und ich musste die Sprache ganz neu lernen. Seit dieser Zeit heißt es: "Nur noch mit Helm!". Als Lehrer versucht er immer wieder auch die Schüler davon zu überzeugen. "Die sogenannten Alleinunfälle, ohne Fremdeinwirkung, sind recht häufig", sagt Ortmann. "Ein paar Sekunden nicht aufgepasst, und schon liegt man da. Ohne Helm eine gefährliche Sache". Rund um die Eich gibt es permanent gefährliche Situationen zu beobachten. Ein großer Gelenkbus und ein Fahrradfahrer kommen sich ziemlich nahe am Ende der Telegrafenstraße. Statt Rücksicht gibt es lautstarke Beschimpfungen. "Das ist wahrscheinlich das größte Problem", sagt Ortmann, "das Miteinander klappt nicht".

Als "Geisterradler" werden Radfahrer bezeichnet, die entgegen der Fahrtrichtung unterwegs sind. Viele Städte haben die Einbahnstraßen für Radfahrer in beide Richtungen freigegeben. In Wermelskirchen diskutiert die Politik seit Jahren darüber - ein Ende ist nicht in Sicht.

(wsb)
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