Wermelskirchen Evangelische Jugendhilfe schafft neue WG für Flüchtlingskinder

Wermelskirchen · Für die Unterbringung und Betreuung von unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlingen ist die Evangelische Jugendhilfe Bergisch Land (EJBL) in Wermelskirchen, Remscheid und Umgebung erster Ansprechpartner. Die verantwortlichen Jugendämter stehen unter massivem Druck - sie sind für jede sinnvolle Möglichkeit der Unterbringung dankbar.

Wermelskirchen: Evangelische Jugendhilfe schafft neue WG für Flüchtlingskinder
Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Um dem gestiegenen Bedarf gerecht zu werden, hat die EJBL diverse Weichen gestellt, die in diesem Jahr greifen sollen: Zum einen richtet sie in Wermelskirchen in einer angemieteten Wohnung eine Wohngemeinschaft für vier unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge ein. In einem gekauften Haus an der Remscheider Intzestraße entsteht ebenfalls eine neue Wohngruppe.

Zum anderen hat die Stadt Remscheid Ende 2015 das EJBL-Gelände im "Waldhof" an den Wuppertaler Investor IBS-Immobilien verkauft, die EJBL hat mit IBS für zwei Gebäude einen neuen Mietvertrag über 15 Jahre abgeschlossen. Im "Waldhof" befindet sich bereits die Aufnahme- und Clearing-Gruppe der EJBL - spätestens im Frühjahr sollen sieben Plätze, im Laufe des Jahres dann noch weitere sieben entstehen.

Von dieser Erweiterung des Remscheider Standortes profitieren alle Jugendämter im Umkreis. "Uns liegen nicht nur dringende Anfragen aus Wermelskirchen und Remscheid, sondern auch aus Leichlingen und Bergisch Gladbach vor. Die Jugendämter wollen die minderjährigen Geflüchteten lieber heute als morgen in unserer Obhut wissen", sagt EJBL-Geschäftsführerin Silke Gaube. Die EJBL stricke jedoch nichts mit "heißer Nadel". Sanierungen am "Waldhof" sind erforderlich, Wohnungen müssen renoviert und eingerichtet sein. Außerdem besetzte die EJBL in den vergangenen drei Monaten sechs neue Stellen, was laut Gaube "nicht das Ende für 2016 ist. Allein für die im Frühling startende WG in Wermelskirchen mit Platz für vier Jugendliche plant die EJBL zwei Vollzeitstellen ein: "Es besteht ein erhöhter Betreuunugsbedarf. Behördengänge, Schule und Sprachunterricht müssen organisiert werden. Dazu stecken die meist traumatisierten, geflüchteten Kinder und Jugendlichen in Situationen, die nicht einfach wegzustecken sind", betonte Gaube.

Notgedrungen leben zurzeit einige unbegleitete Flüchtlingskinder in von den Städten angemieteten Ferienwohnungen oder in den Erstaufnahmeunterkünften. "Wie alle Beteiligten wissen, ist das aus Sicht der notwendigen Betreuung keine Lösung", betonte Gaube. Da bundesweit nach einer Gesetzesänderung zum 1. November 2015 auch minderjährige Geflüchtete ohne Begleitung wie nach dem "Königsteiner Schlüssel" auf die Städte verteilt werden, rechnen alle Jugendämter mit weiteren Zuweisungen. Zurzeit leben in den EJBL-Gruppen in Wermelskirchen und Remscheid 13 minderjährige Geflüchtete ohne Begleitung.

Wie Barbara Frank, pädagogische Leiterin des Jugend- und Sozialamtes, mitteilte, haben sich 13 Wermelskirchener auf den Aufruf der Stadtverwaltung als Gastfamilien oder Vormünder für unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge beworben. "Das ist eine großartige Resonanz. Es hat auch schon erfolgreiche Vermittlungen gegeben", betonte Frank. Die meisten der Interessenten befinden sich zurzeit in der Prüfungs- oder Qualifizierungsphase, danach folgen sogenannte Anbahnungen. Mit Hausbesuchen und Schulungen werden die Gastfamilien auf ihre Aufgabe vorbereitet. "Außerdem prüfen wir natürlich individuell, ob ein geflüchteter Jugendlicher zu einer Familie passt. Wir werden nicht alle, die sich beworben haben, garantiert belegen."

Das Jugendamt zeichnet aktuell für 22 unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge verantwortlich.

(sng)
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