Wermelskirchen Emotionen in Worte fassen lernen

Wermelskirchen · Beim Workshop von Autor Christian Duda waren rund 30 Hauptschüler dabei.

Es ist Freitagnachmittag, die Schule ist eigentlich schon vorbei - und doch herrscht im Raum des Leseclubs im Pavillon der Hauptschule an der Wirtsmühler Straße noch reger Betrieb. Es geht sogar recht laut zu, schon im Treppenhaus sind lautes Rufen und vereinzelte Sätze zu hören: "Räum dein Zimmer auf!", "Mach deine Hausaufgaben!", "Setz dich gerade hin!" oder "Sei still!" rufen mehrere Kinderstimmen. Dazwischen sind Kommandos und Erklärungen eines Erwachsenen zu vernehmen.

Die ungewöhnlichen Geräusche haben ihren Ursprung im Workshop "Chor" des Jugendbuchautors Christian Duda. Der ist am Freitag im Rahmen des Literanauten-Projekts des Bildungsministeriums, dem auch der Leseclub angehört, in die Hauptschule zu Gast gewesen. Am Morgen hat Duda aus seinem aktuellen Buch "Gar nichts von allem!" vorgelesen, auch da seien schon 35 Kinder aller Jahrgangsstufen mit großem Interesse dabei gewesen, wie Leseclub-Leiterin und Deutschlehrerin Marie-Lousie Lichtenberg sagt: "Und auch der Zuspruch zum Workshop ist groß - wenn Kinder nach Schulschluss freiwillig zu einem Schulprojekt kommen, dann muss das bei ihnen einen Nerv treffen", ergänzt die Pädagogin. Und dass Duda durchaus einen Nerv bei den rund 30 Kindern im Workshop trifft, wird auch daran deutlich, dass zwar immer wieder Unruhe aufkommt, getuschelt wird, Duda das aber mit lockeren Sprüchen aufnimmt und so schnell für Ruhe im Raum sorgt. "Die Idee für diesen Workshop ist es, die Sprache aus dem Alltag zu nehmen und ins Theatralische zu überführen, sie auch mal wie einen griechischen Chor gesprochen erklingen lassen", sagt der Autor, der mit seinem Buch gerade erst auf dem Literaturfestival Lit.Cologne zu Gast gewesen ist.

Duda bietet viele Workshops an, es ist ein weiteres Standbein neben seiner Autoren- und Regietätigkeit. Ein Workshop für Kinder ist hingegen Neuland: "Wir haben jetzt auch nicht das Ziel, hier eine Szene zu erarbeiten", sagt Duda. Vielmehr wolle er die Alltagstauglichkeit der Sprache festhalten. "Und ich möchte den Kindern helfen, die Emotionen, die bei gewissen Themen - Schimpfe zu Hause oder Erziehung - hochkommen, ausleben zu können." Und so studieren die Kinder in kleinen Schritten einen Chor der Emotionen ein, den sie dann im Ganzen vorsprechen.

Der elfjährige Marvin ist von Duda und seinem Workshop begeistert: "Ich finde das richtig toll, sowas habe ich noch nie gemacht. Aber das macht richtig viel Spaß", sagt der Schüler und strahlt dabei.

(wow)
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