Wermelskirchen Einfach mit neuen Freunden musizieren

Wermelskirchen · Musiker Thomas Ehl leistet seinen Beitrag zur Integration von Flüchtlingen: Er musiziert mit ihnen in der Katt. Dabei lernen die Flüchtlinge auch etwas Deutsch. Sonst erfolgt die Verständigung mit Händen und Füßen - und das klappt.

 Finden schon beim zweiten Treffen von "Musizieren mit neuen Freunden" einen gemeinsamen Rhythmus (v.l.): Thomas Ehl, Ibrahim Machmut, Dirk Stöcker, Holikov Rucador, Fabrice Kiffel und Ali Mohammed.

Finden schon beim zweiten Treffen von "Musizieren mit neuen Freunden" einen gemeinsamen Rhythmus (v.l.): Thomas Ehl, Ibrahim Machmut, Dirk Stöcker, Holikov Rucador, Fabrice Kiffel und Ali Mohammed.

Foto: Singer

Dass Musik über sprachliche Barrieren hinweg verbindet, ist eine arg strapazierte Phrase, die der Wermelskirchener Thomas Ehl sonntagnachmittags mit Leben füllt: Unter dem Motto "Musizieren mit neuen Freunden" hat der Musiker, der beruflich als Autor und Regisseur arbeitet, einen Treff im Jugendbereich der Kattwinkelschen Fabrik ins Leben gerufen. Hier kommen Wermelskirchener und Flüchtlinge zum Musizieren zusammen.

Bereits nach dem zweiten Treffen ist Thomas Ehl mit dem Start zufrieden: "Ich habe anfangs ja nur einen Aufruf im Internet gestartet." Mit dem Ehepaar Jennifer und Dirk Stöcker, Nina Markiewicz sowie dem 19-jährigen Gitarristen Fabrice Kiffel haben sich auch gleich Wermelskirchener an Ehls Seite gestellt, die genauso von der Idee und auch von der Musik begeistert sind.

"Auf der Geburtstagsfeier für meinen elfjährigen Sohn Jassin haben wir in einer Runde engagierter Leute über das Flüchtlings-Thema ausgiebig gesprochen. Daraufhin kam mir die Idee zu dem Projekt. Ich mache selber gerne Musik und will einen Beitrag leisten, um die Herausforderung zu meistern, vor der Deutschland gerade steht. So kann ich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden", erläutert Thomas Ehl die Entstehung von "Musizieren mit neuen Freunden". Und weiter beschreibt er das kostenfreie und ungezwungene Projekt: "Es geht mir darum, bei den Menschen, die zu uns geflüchtet sind, Langeweile zu verhindern - das ist das Schlimmste, was passieren kann. Es geht mir um eine sinnvolle Beschäftigung, die die Menschen mit Befriedigung erfüllt."

Aller Anfang ist dabei bekanntlich schwer: Zu den Treffen bringt Ehl seinen Bass und seine Cachon mit. Dank Instrumenten-Spende verfügt er dazu über eine Laute, drei Gitarren und ein Akkordeon, das Dirk Stöcker gerade repariert und demnach bald wieder spielbar sein wird. Das ist nicht viel. "Wir freuen uns über jedes spielbare Instrument, das wir bekommen", sagt Ehl. Er hofft auf weitere Spenden. Toll wäre eine Zaz, die typische Langhals-Laute aus dem arabischen Raum. Aber, so weiß Ehl: "In einem guten, gebrauchten Zustand kostet so ein Instrument immer noch zwischen 150 und 200 Euro."

Ein Teilnehmer der ersten Stunde ist Ibrahim Machmut. Der musikbegeisterte Syrer beherrscht eben eine solche Zaz, muss sich im Moment aber mit einer der gespendeten Gitarren begnügen, was ihn nicht minder freut. "Bei unserem ersten Treffen habe ich ihm die Gitarre als Leihgabe mitgegeben, damit er auch zwischen den Treffen üben kann. Da hat er richtig gestrahlt!", sagt Thomas Ehl erfreut. Mit einem Lächeln erzählt er von einigen Sprach-Problemen: "Wir sprechen quasi mit Händen und Füßen. Manchmal muss auch ein Übersetzungsprogramm auf dem Handy aushelfen. Aber der Griff für einen Akkord lässt sich auch ohne Worte zeigen. Als Neben-Effekt lernen die Flüchtlinge bei unseren Treffen auch etwas Deutsch."

"Jeder sollte ein wenig tun, damit die Integration möglichst reibungslos gelingt. Im Moment machen wenige viel. Niemand sollte Angst vor Fremdem haben, sondern Fremdes kennenlernen und Freunde gewinnen", unterstreicht der 43-jährige Ehl sein Ansinnen: "Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie ich meine Sonntagnachmittage besser verbringen könnte - nette Leute treffen, die sich freuen und die etwas machen, was ich auch gerne tue."

(RP)
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