Wermelskirchen Eine heiße Herbstkirmes

Wermelskirchen · Temperaturen um 30 Grad sind nichts für einen Kirmesbesuch. Erst am frühen Abend strömten die Menschen. Da füllten sich die Kirmesplätze, der Krammarkt - und vor allem die Bierstände. Gut besucht war die Stadt gestern.

 Sie kommen gern zur Wermelskirchener Kirmes und zeigen die Bademode und Sommer-Outfits: Anja und Sarah beim verkaufsoffenen Sonntag. „Die Büste“ hatte ihre Modepräsentation auf die Telegrafenstraße verlegt.

Sie kommen gern zur Wermelskirchener Kirmes und zeigen die Bademode und Sommer-Outfits: Anja und Sarah beim verkaufsoffenen Sonntag. „Die Büste“ hatte ihre Modepräsentation auf die Telegrafenstraße verlegt.

Foto: Moll, Jürgen

Die ersten kühlen Brisen erfrischten die Kirmesbesucher am frühen Sonntagnachmittag. "Das wird schon gut", sagten die beiden "Berufsoptimisten" Henning Conrads und André Frowein vom Marketingverein WiW. "Eine Abkühlung um zehn Grad und wir haben tolles Matineewetter."

Der Sommer, der mit unglaublich hohen Temperaturen zurückkam, ließ nicht nur so manches Eis vor den Augen schmelzen, ehe es die Zunge erreichte. Die Hitze hatte am Samstag Auswirkungen auf die Kirmes. "Normalerweise verkaufe ich auf dem Krammarkt in Wermelskirchen Mützen", sagte Aussteller Christian Siebers. "Jetzt habe ich Strohhüte mitgebracht." Doch auch die wollte kaum jemand anprobieren. Es war einfach zu heiß.

Die Brotbäckerei Müller aus Schwelm ist zum ersten Mal dabei. Voller Begeisterung erzählte Bäckermeister Horst Kalinowski vom handgemachten Sauerteig, der im Steinofen gebacken wird. Auch hier keine Kunden. Selbst die meisten Plätze in den Karussells blieben leer. Wer möchte schon bei diesen Temperaturen freiwillig in eine Kunststoffkugel klettern, die dann in einem Wasserbecken schwimmt? "Walk & Roll" heißt der Spaß auf dem Schwanenplatz. Mitten im Wasser, ohne nass zu werden und ohne Abkühlung.

Es gibt aber auch ganz treue Besucher. Susanne und Rainer Wasner aus der Nähe von Stuttgart besuchten vor acht Jahren Freunde in Wuppertal. "Zufällig war an diesem Wochenende die Kirmes in Wermelskirchen. Wir haben uns richtig in diese kleine Stadt verliebt. Unseren Besuch legen wir jetzt immer auf dieses Wochenende", sagte Susanne Wasner. Auch Regina Beeretz aus Dabringhausen musste einfach auf den Krammarkt zum Gewürzstand. "Ich hab' da so meine Sorten, die ich immer hier kaufe", sagte sie und deckte sich mit einem Vorrat an verschiedenen Pfeffersorten ein. "Wahrscheinlich gibt es die auch in anderen Geschäften oder im Internet. Ich kaufe sie hier und freue mich beim Kochen bereits auf die nächste Kirmes."

Am Wurststand der Firma Lattner an der Schillerstraße gibt es normalerweise zu allen Kirmestagen immer eine Menschenschlange. "Das hat es noch nie gegeben", sagten Michael Lattner und Detlev Wirths, die hinter dem Grill am Samstag furchtbar schwitzten. "Gegen Abend ging es besser, und heute schmeckt die Wurst wieder", erzählten sie gestern.

Völlig unterschiedliche Erfahrungen auch beim offenen Sonntag des Einzelhandels. Einige Geschäfte komplett leer und andere richtig gut besucht. "Der verkaufsoffene Sonntag ist einer der besten Tage", berichtete Johannes Schnütgen, und die Sitzplätze zum Anprobieren in seinem Schuhgeschäft waren fast alle besetzt. "Klar, dass die Kunden bei 35 Grad keine Lust auf dicke Fellstoffe haben", sagte man im Stoffgeschäft Stola. "Aber es kommen viele Kunden, die sich informieren, sich im kühlen Laden erholen und nach der Kirmes in Ruhe einkaufen."

Der Krammarkt füllte sich und auch das Weindorf war nach dem schlechten Samstag gut besucht. Für Jens Koriand ist es die erste Kirmes, die er als Pächter des Bistros in der Katt erlebt. Neben dem Bistro hat er noch zwei Getränkestände und eine Wurstbude. Er kämpfte mit Personalproblemen. "Gerade haben mir drei Helfer abgesagt", erzählte er und war sauer, dass es so kurzfristig passiert. "Aber irgendwie kriegen wir das hin. Am Samstagabend war hier die Hölle los."

Die dicken Wolken, die zum späten Nachmittag langsam über Wermelskirchen ziehen, kündigten die Wetteränderungen an. Als erste Windböen einfallen, greifen viele zum Smartphone, um die Wetter-App abzurufen.

Bleibt also abzuwarten, was heute wird. Ein paar Grad weniger wäre sicher angenehm für die Matinee.

(wsb)
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