Wermelskirchen Eine Haltestelle für die Eltern

Wermelskirchen · Die Dhünntalschule will gegen die gefährlichen und übersichtlichen Situationen vor der Schule wirken.

 Die Schulleiterin Friederike Kelzenberg-Gerloff und ihre Schüler an der neuen Elternhaltestelle. Hier sammeln sich zu den Stoßzeiten teilweise mehr als 100 Fahrzeuge innerhalb einer halben Stunde.

Die Schulleiterin Friederike Kelzenberg-Gerloff und ihre Schüler an der neuen Elternhaltestelle. Hier sammeln sich zu den Stoßzeiten teilweise mehr als 100 Fahrzeuge innerhalb einer halben Stunde.

Foto: Moll

Zweitklässlerin Lotta hat genau verstanden, worum es geht. "Die Autos sollen sich an der Schule nicht mehr so knubbeln", sagte die Schülerin vom Standort Dabringhausen der Gemeinschaftsgrundschule (GGS) Dhünntalschule bei der gestrigen Eröffnung der Hol- und Bringzone - landläufig gerne Elternhaltestelle genannt. Eigens dafür hat die Stadt Wermelskirchen an der Bushaltestelle "An der Mehrzweckhalle", die geteerte Fläche zwischen Fahrbahn und Bürgersteig erweitert. Den Fußweg über den Mühlenweg von der Haltestelle bis zur Grundschule am Höferhof wird die Stadt am morgigen Mittwoch noch farblich mit den bereits von der Waldschule bekannten "Gelben Füßen" markieren.

Die Idee zur Elternhaltestelle entwickelten Lehrer, Eltern und Stadtverwaltung gemeinsam. "Eine Veränderung ist dringend nötig", betont Schulleiterin Friederike Kelzenberg-Gerloff mit Blick auf eine Aktion von Eltern und Kindern der dritten sowie vierten Klassen: Im März zählten sie zur Stoßzeit vor dem Unterricht allein in einer halben Stunde 101 Fahrzeuge. "Eine äußerst unübersichtliche und damit für die Kinder gefährliche Situation", sagt Kelzenberg-Gerloff, die auf eine Entzerrung der Lage durch die Elternhaltestelle hofft.

Diese Zuversicht teilen die beiden Mütter Rebekka Striegler und Verena Wagner wohlwissend, dass niemand zur Nutzung der neuen Hol- und Bringzone verpflichtet werden kann: "Wir hoffen auf die Einsicht und die Vernunft." Erfahrungen an anderen Schulen zeigten, dass die Haltestellen bei schlechtem Wetter weniger frequentiert würden.

Viele der Schüler des Grundschulstandortes Dabringhausen leben in den Außenbereichen. Die Zählung am Höferhof ergab, dass nahezu die Hälfte, der als Fußgängerkinder bezeichneten Jungen und Mädchen (gut 70 Prozent), mit dem Auto gebracht werden. Knapp 30 Prozent der Grundschüler kommen ohnehin mit dem Schulbus. Die zwei Standorte der Dhünntalschule in Dabringhausen und Dhünn werden zur Zeit von insgesamt rund 280 Schülerinnen und Schülern besucht.

Die Initiatoren der Hol- und Bringzone sind sich einig: "Die Vorzüge für zu Fuß gehende Kinder liegen auf der Hand. Körperliche Betätigung ist gut für Geist und Körper." Jeder Weg im Schritttempo helfe dabei, das räumliche Umfeld kennenzulernen und Gefahrenzonen zu erkennen. Die Selbstständigkeit werde gefördert.

"Im Schulalltag sind die Kinder durch die Aktivität vor der ersten Unterrichtsstunde bereits munter, haben sich ausgetauscht und sind im Unterricht aufmerksamer", sind Friederike Kelzenberg-Gerloff und die städtische Verkehrsplanerin Daniela Stelluto überzeugt. Die Elternhaltestelle sei eine pragmatische Lösung, die den Schritt zu einer Verhaltensänderung erleichtere und eine höhere Sicherheit gewährleiste.

(RP)
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