Wermelskirchen Die ersten barrierefreien Sozialwohnungen

Wermelskirchen · Die Unternehmensgruppe "Hoch3" ist in Wermelskirchen bekannt durch hochpreisige, barrierefreie Wohnungen. Jetzt haben Rolf und Claudia Körschgen erstmals Sozialwohnungen errichtet. Weitere Projekte würden sie gern umsetzen.

 Rolf Körschgen vor der Immobilie Thomas-Mann-Straße 50.

Rolf Körschgen vor der Immobilie Thomas-Mann-Straße 50.

Foto: Nico Hertgen

Modernen, barrierefreien Wohnraum für 5,25 Euro den Quadratmeter - das gab es bis vor vier Wochen in Wermelskirchen nicht. Ende Oktober sind die letzten von neun Sozialwohnungen an der Thomas-Mann-Straße 50 bezogen worden. Ein Projekt im sozialen Wohnungsbau, wo diese Kaltmiete festschrieben ist. Eigentümer der Immobilie sind Rolf und Claudia Körschgen, die mit ihrer Unternehmensgruppe "Hoch3" dafür sorgten, dass in Wermelskirchen erstmals barrierefreie Sozialwohnungen stadtnah entstanden.

Der Bauunternehmer war selbst überrascht, als ihm in den Vorgesprächen mit der Beratungsstelle beim Rheinisch-Bergischen Kreis erklärt wurde, dass es bisher keine barrierefreien Sozialwohnungen im stadtnahen Wermelskirchen gebe. "Wir haben natürlich Sozialwohnungen älteren Baujahres. Aber die Gebäude sind eben nicht barrierefrei", sagt er.

Als das Altgebäude mit vier Wohnungen 2013 zum Verkauf anstand, habe er mit seiner Frau überlegt, ob man diese Immobilie entwickeln sollte. "Wir haben in jüngster Vergangenheit viele, teilweise hochpreisige, seniorengerechte Wohnung gebaut und verkauft." Einkommensschwächere Personen hätten sich diese aber nicht leisten können. Seine Frau hätte ihm dann vorgeschlagen, dieses Mal seniorengerechten, stadtnahen Wohnraum zu günstigen Mieten zu bauen.

Neun Wohnungen um 65 Quadratmeter, zwei Zimmer sogar mit großem Balkon, seien so seit Anfang 2015 entstanden. Das Investitionsvolumen betrug 1,25 Millionen Euro. Unter wirtschaftlichen Aspekten, sagt Körschgen, dürfe man dieses Projekt nicht betrachten. Seine Ehefrau und er seien aber der Überzeugung, dass sein Unternehmen in den vergangenen Jahren in Wermelskirchen gutes Geld verdient habe - "wir geben damit etwas zurück".

Denn als Zuschuss gebe es ein zinsvergünstigtes Darlehen, der Ertrag liege höchstens im Bereich, den man vom Geldmarkt kenne - ein bis zwei Prozent. Das Haus bleibt im Besitz von "Hoch3". Als "sehr schwierig und langwierig" bezeichnete er die Verhandlungen mit der landeseigenen NRW-Bank über die Finanzierung. "Wir haben mehr als einmal überlegt, das Konzept von den niedrigen Mieten wieder zu verlassen. Schließlich aber haben wir es als unsere Verpflichtung angesehen, Wohnraum für jeden Geldbeutel anzubieten", sagt Körschgen. So habe man sich als Investor den unverständlichen Abwicklungsmodalitäten der Landesmittelbehörden gestellt.

Wie wichtig stadtnahe, günstige Wohnungen sind, habe die Nachfrage gezeigt. "Als wir das Bauschild rausgestellt hatten, waren innerhalb von drei Wochen die ersten sieben Wohnungen vermietet. Da hatten wir noch nicht mal mit den Abbrucharbeiten begonnen." Die Wohnungen sind fast alle mit Wermelskirchenern belegt. Der Altersdurchschnitt liegt bei 60 +.

Nach Ansicht von Körschgen benötige Wermelskirchen weiteren stadtnahen Wohnraum. "Wir haben mit dem Projekt 'ambulante betreute Wohngemeinschaften im Wiedenhof' ein Projekt für Ältere entwickelt. Aber die Vorstufe, eben barrierefreies preiswertes Wohnen, fehlt. Da muss was getan werden", sagt Rolf Körschgen. Dafür sucht er jetzt entsprechende Grundstücke in stadtnaher Lage.

(RP)
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