Wermelskirchen Der Schulgeschichte auf der Spur

Wermelskirchen · Jugendliche des Gymnasiums unternehmen aufschlussreichen Stadtrundgang mit Volker Ernst vom Geschichtsverein. Damit startet die Projektwoche.

 Volker Ernst führte eine Projektwoche-Gruppe zu ehemaligen Schulstandorten im Stadtgebiet - wie hier auf der Eich.

Volker Ernst führte eine Projektwoche-Gruppe zu ehemaligen Schulstandorten im Stadtgebiet - wie hier auf der Eich.

Foto: Demski

Wenn Ela künftig durch die Stadt geht, dann wird sie viele Gebäude mit einem ganz anderen Blick betrachten. Denn seit gestern weiß die Sechstklässlerin um die Geschichte dieser Gebäude. Ela gehörte zu einer Gruppe von Schülern des Gymnasiums, die sich gemeinsam mit Lehrerin Katharina Peters und Volker Ernst vom Geschichtsverein auf eine besondere Spurensuche machte. Auf ihrem Stadtrundgang erkundeten die Jungen und Mädchen zwischen zehn und 17 Jahren ehemalige Schulgebäude. Im Rahmen der Projektwoche, die seit gestern am Gymnasium läuft, lassen sie Geschichte lebendig werden.

Los ging es auf dem Lehrerparkplatz gleich vor der eigenen Haustür. Wer genau hinsehe, könne noch die Löcher der Schrauben erkennen, mit denen einst eine Tafel mit dem Schulnamen angebracht worden sei, erklärte Volker Ernst. Die Blicke der Jugendlichen wanderten interessiert über das alte Portal. Engagiert trugen die Schüler ihr eigenes Wissen bei: "Früher hieß das Gymnasium Horst-Wessel-Schule", berichtete etwa Amelie. Die Nazis hätten den Parteifreund und Texter der Hymne zum Märtyrer gemacht, nachdem ihn die Kommunisten getötet hätten. Und so hätten die Nazis die Schule kurzerhand umgetauft. Dass die Schulgeschichte in Wermelskirchen allerdings nicht erst mit dem Bau der Rektoratschule 1910 an der Stockhauser Straße begann, lernten die Schüler während des Rundgangs.

Sie machten am Bergischen Löwen Halt und diskutierten über einen umstrittenen Standort: Im "Weißen Haus" hätten Schüler von 1862 bis 1868 gelernt, berichtete Ernst. Ob damit allerdings das spätere Polizeigefängnis und Obdachlosenasyl auf der linken Straßenseite oder der Bergische Löwe selbst gemeint sei, könne nicht mit Sicherheit gesagt werden. Denn just einen Tag vor der Stadtführung hatte Ernst in der Unibibliothek in Düsseldorf Aufzeichnungen des späteren Schulleiters Wilhelm Idel gefunden. Der hatte vom Schulleben auf der rechten Straßenseite berichtet. "Aber dazu werde ich weiter forschen", versprach Ernst.

Viele Schüler der Projektgruppe taten es ihm gestern nach: Ela und Nele wurden zu Nachwuchs-Detektiven ernannt und machten sich mit alten Bildern in der Stadt auf die Suche nach bedeutenden Schulgebäuden. Fündig wurden sie in der ehemaligen Schulgasse an der Marktpassage, wo die Privatschule 1867 von der damaligen Gemeinde übernommen wurde. Grund genug, um 150 Jahre später SchuljJubiläum zu feiern.

Fündig wurden die Jugendlichen auch an der heutigen Buchhandlung an der Telegrafenstraße und schließlich auf dem Parkdeck am Brückenweg. Dort erzählte Ernst von der alten Leverkus-Fabrik, die später als Schule genutzt wurde. Und auch hier begeisterten die Schüler mit eigenem Wissen: Carl Leverkus habe als erster deutscher Unternehmer künstliches Ultramarinblau hergestellt, berichtete Julian, bevor die Gruppe weiter Richtung Eich aufbrach. Auch hier war Vorstellungskraft gefragt: Denn weder das Haus Lappe, noch das Haus Höborn oder Frowein, in denen Schüler zwischen 1859 und 1878 unterrichtet worden waren, stehen noch. Volker Ernst half mit alten Fotografien aus.

Da hatten es die Schüler an der letzten Station der Führung deutlich leichter: Die ehemalige Dörpfeldschule ist den Jugendlichen aus dem eigenen Unterricht wohl vertraut. Dass hier allerdings von 1878 bis 1985 ein ganz anderes Schulgebäude gestanden hatte, das war ihnen dann doch neu.

(resa)
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