Wermelskirchen Das Krankenhaus bekommt eine Tochter

Wermelskirchen · Um eine chirurgische Kassenpraxis übernehmen zu können, wird ein Medizinisches Versorgungszentrum gegründet. Es wird eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Krankenhaus GmbH werden. Bleek: Ein wichtiger Schritt zur Stärkung.

 Dem Krankenhaus Wermelskirchen soll ein Medizinisches Versorgungszentrum angegliedert werden. Damit soll ein wichtiger Schritt zur Sicherung des Standortes getan werden.

Dem Krankenhaus Wermelskirchen soll ein Medizinisches Versorgungszentrum angegliedert werden. Damit soll ein wichtiger Schritt zur Sicherung des Standortes getan werden.

Foto: Jürgen Moll

Das Wermelskirchener Krankenhaus will eine chirurgische Kassenpraxis übernehmen. Geschäftsführer Christian Madsen sieht darin "einen von vielen weiteren Schritten zur Sicherung des Krankenhaus-Standortes Wermelskirchen". Um den Kauf dieses Kassenarztsitzes möglich zu machen, ist die Gründung eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) notwendig. Dieses Zentrum wird an das Krankenhaus angegliedert und soll eine 100-prozentige Tochtergesellschaft werden. Die beiden Gesellschafter der Krankenhaus GmbH, der Rheinisch-Bergische Kreis und die Stadt Wermelskirchen, müssen über ihre Gremien (Kreistag und Stadtrat) diesem Schritt zustimmen.

Die Situation im Gesundheitswesen ist verzwickt. Einerseits die Krankenkassen, die die Budgets von Ärzten wie auch Krankenhäusern immer mehr deckeln, andererseits die Konkurrenz zwischen den Krankenhäusern, die unter Aktiengesellschaften zusammengefasst sind, und den kleineren Häusern, wie in Wermelskirchen, die schwer zu kämpfen haben.

Hier nun kommt den Wermelskirchener eine neue Tendenz im Gesundheitswesen entgegen: Die Aufhebung der Schranken zwischen dem ambulanten und dem stationären Sektor. Denn bisher verhinderte die eingeschränkte Zulassung durch die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein die Abrechnung von ambulant in den Sprechstunden des Krankenhauses erbrachten Leistungen. Es fehlte ein sogenanntes "ambulantes Zuweiserportal", um stationäre Leistungen zu halten und weiter auszubauen. Dies könnte durch den Erwerb eines Kassenarztsitzes sichergestellt werden.

So hat das Krankenhaus intern im chirurgischen Bereich eine Marktanalyse vorgenommen. Das Ergebnis: Es ist weiteres Potenzial zur Leistungssteigerung vorhanden. Denn leicht sinkende Leistungen weist die Abteilung Allgemein-/Viszeralchirurgie für die Geschäftsjahre 2014/2015 auf (Madsen: "Das sind normale Schwankungen."), während durch die Neuausrichtung der Abteilung Unfallchirurgie/Orthopädie nach einem Chefarztwechsel das Leistungsniveau gehalten beziehungsweise 2015 leicht gesteigert wurde. Madsen: "Insgesamt ist die Chirurgie in den vergangenen Jahren auf einem deutlichen Wachstumskurs - jährlich durchschnittlich um fünf Prozent."

Trotzdem ist eine Leistungssteigerung im harten Wettbewerb notwendig. Ende 2015 hat das Krankenhaus nach der Ankündigung eines Arztes, seine chirurgische Praxis in Wermelskirchen in absehbarer Zeit abzugeben, mit dem Verkäufer Verhandlungen zur Übernahme aufgenommen. Diese Praxis könnte das "ambulante Zuweiserportal" sein. Das Krankenhaus - das zeigen die Zahlen, die jetzt der Kreis für die Beratung in einem Fachausschuss vorlegte - erhofft sich durch die Übernahme eine Ergebnisverbesserung durch Steigerung der Fallzahlen im stationären Bereich. Bei einer Steigerung um 60 Patienten pro Jahr rechnet das Krankenhaus mit einem verbleibenden Erlös von rund 163.000 Euro.

In einer Sondersitzung haben Gesellschafterversammlung und Aufsichtsrat im Januar dem Kauf des Kassenarztsitzes einstimmig zugestimmt. Nun fehlen noch der Kreistags- und Ratsbeschluss. Der Stadtrat wird sich am 14. März mit der Thematik beschäftigen.

Für Bürgermeister Rainer Bleek ist dies "ein guter Schritt zur Stärkung unseres Krankenhauses". Vermehrt könnten neue Patienten gewonnen werden.

(RP)
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