Wermelskirchen Das Eiergeschäft der Kutschers brummt

Wermelskirchen · Viele Konsumenten sind verunsichert, ob und wo sie noch unbelastete Eier kaufen können. Darum greifen sie nun auf heimische Anbieter zurück. Der Hof von Hanno Kutscher profitiert jedenfalls davon. Seine Verkaufszahlen steigen.

Das Eiergeschäft auf dem Hof der Kutschers in Unterwinkelhausen ist in den Sommerferien meistens eher mau. Normalerweise. Denn in diesem Sommer überschattet der Fipronil-Skandal das internationale Eiergeschäft. Die lokalen Anbieter profitieren davon. So auch der Betrieb von Hanno Kutscher mit 14.000 Hühnern.

"Sonst haben wir in der Ferienzeit immer einen Überschuss", erzählt Kutscher. "Momentan sind alle Eier aber immer ausverkauft." Viele Neukunden, die ihre Eier sonst im Supermarkt gekauft haben, habe er seit dem Skandal dazugewonnen. Drei neue Kunden konnte er bei der vergangenen Auslieferungstour anwerben. Kutscher liefert direkt an die Haustür - unter anderem in Wermelskirchen, Solingen, Remscheid und Wuppetal. "Die Konsumenten sind verunsichert und wissen nicht mehr, welche Eier sie essen können. Wer will schon belastete Eier essen", sagt der Hofbesitzer. "Ich kann aber versichern, dass bei uns auf dem Hof das Insektizid Fipronil nicht verwendet wurde und wird." Zur Milbenbekämpfung verwende er ein Kieselmehl, ein Naturprodukt. "Wir reinigen unsere Ställe selber. Wissen also, was wir verwenden", sagt Kutscher. "Die Höfe, auf denen die Hühner mit Fipronil in Kontakt gekommen sind, haben externe Reinigungsfirmen engagiert, die das Insektizid dann verwendet haben." Er habe Mitleid mit den Landwirten, die nun unter dem Ausfall leiden. "Das sind schließlich zertifizierte Reinigungsfirmen gewesen, die sie beauftragt haben und auf die sie sich verlassen haben."

Belastete Eier kamen bislang nur aus Belgien und den Niederlanden. Mittlerweile wurde aber auch in einigen deutschen Betrieben das Schädlingsbekämpfungsmittel festgestellt. Das Landesamt hat nun in der vergangenen Woche das Kreisveterinäramt beauftragt, alle Packstationen in der Region zu untersuchen. "Seitdem sind unsere Lebensmittelkontrolleure unterwegs und nehmen Eierproben mit", sagt Hannah Weisgerber, Sprecherin des Rheinisch-Bergischen Kreises. Außerdem überprüfen die Kontrolleure in Supermärkten und Discountern, ob die Eier mit den Chargen-Nummern, die auf eine Fipronil-Belastung hinweisen, aus dem Verkauf genommen wurden.

Vier der 14 Packstationen im Kreis vermarkten Eier, die sie von anderen Betrieben dazu kaufen. Laut Weisgerber beziehen sie diese aber nicht von belasteten Höfen. Zudem würde Fipronil im Kreisgebiet nicht verwendet werden. "Trotzdem wollen wir auf Nummer sicher gehen", sagt die Kreissprecherin.

Der Frischei-Vertrieb Schneider aus Wermelskirchen bekommt seine Eier aus Nordrhein-Westfalen. "Von unseren Betrieben ist keiner betroffen", sagt Inhaber Michael Schneider. "Für die betroffenen Hühnerhalter ist es aber nicht so schön. Sie machen starke Verluste. Womöglich müssen ihre Hühner gekeult werden."

Der Lebensmittelkontrolleur des Kreises war vergangenen Donnerstag bei Schneider im Unternehmen und hat Proben mitgenommen. Bei Hanno Kutscher hat sich der Kontrolleur gestern den Betrieb angeschaut. Auch dort hat er ein Paket Eier bekommen. Die Proben aus dem Kreis werden nun in einem Labor in Krefeld untersucht. "Das dauert ein paar Tage", sagt Weisgerber. "Wir hätten aber eher handeln können, wenn wir früher einen Hinweis aus Belgien und den Niederlanden bekommen hätten."

(eler)
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