Unterschriftenaktion in Wermelskirchen Bürger gegen gegenläufigen Radverkehr

Wermelskirchen · 742 Menschen haben sich an der Unterschriftenaktion der Einzelhändler beteiligt und damit ihr Votum gegen die geplanten Änderungen abgegeben. Bei einer BM-Umfrage wird klar: Die Bürger sind das ewige Hin und Her endlich leid.

 Täglich fahren bis zu 5000 Autos durch die Telegrafenstraße - knapp die Hälfte davon nutzt die Straße nur, um vom "Bügeleisen" zur Eich zu gelangen.

Täglich fahren bis zu 5000 Autos durch die Telegrafenstraße - knapp die Hälfte davon nutzt die Straße nur, um vom "Bügeleisen" zur Eich zu gelangen.

Foto: Teifel

Kaum ein Thema sorgt derzeit für so viele Diskussionen wie die Pläne zum Radverkehr und zur Verkehrsführung in der Innenstadt. "Manchmal kommen wir gar nicht mehr zum Verkaufen", sagt Einzelhändler Stefan Rojewski. "Die Bürger wollen ihre Meinung sagen und sich in die Liste eintragen." Doch was unterschreiben sie dabei? Die Überschrift auf den Listen lautet: "Händler und Kunden äußern Kritik am Radverkehr in der Telegrafenstraße."

Die Bürger verstehen ihr Votum eindeutig als Ablehnung zum gegenläufigen Radverkehr. "Die Radfahrer nehmen keine Rücksicht. Das haben wir doch schon beim ersten Versuch erlebt", sagt Ina Felten-Hoffmann. Die Sprachtherapeutin an der Telegrafenstraße befürchtet einen Rückstau, wenn der Verkehr an der Sparkasse in Richtung Brückenweg geleitet wird. "Da entstehen neue Gefahrenpunkte", sagt sie.

Den Durchgangsverkehr auf der Telegrafenstraße zu reduzieren ist ein politisches Ziel. "Nur wenn eine spürbare Entlastung erfolgt und die Autos über den Brückenweg geleitet werden, kann der gegenläufige Radverkehr ohne Markierung erfolgen. So hat uns das Harald Drescher vom Bauamt erklärt", sagt André Frowein vom Marketingverein WiW. "Bleibt das hohe Verkehrsaufkommen, gibt es eine markierte Fahrradspur und ein absolutes Halteverbot." Das wollen die Händler vermeiden, da sie die Kurzzeitparker als wichtige Kunden sehen. Aber auch Fahrradfahrer sind Kunden - zuerst für Gastronomie und Cafés, später auch für andere Geschäfte.

"Fahrradfahrer sind herzlich willkommen, sollten sich aber an die Regeln halten", sagt Markus Zandomeneghi vom Eiscafé Venezia an der Eich. Jeden Tag stellt er ein Hinweisschild auf den Bürgersteig - und um ein wenig Ordnung zu schaffen, hat er einen großen Fahrradständer angeschafft. 44 Händler haben sich zusammengeschlossen, um ihre Bedenken zu äußern. "Die Händler sind nicht gegen die Fahrradfahrer", sagt Frowein. "Die geplante Verkehrsführung sehen sie skeptisch."

Irmgard Brückner ist traurig und zornig über die Entwicklung in der Stadt. "Ein Mist nach dem anderen. Die vermurksen die ganze Innenstadt mit immer neuen Ideen", sagt die Frau, die bis 1979 den Kiosk am Markt betrieben hat.

Auch das ewige Hin und Her sind die Bürger leid. "Es ist gar nicht lange her, da wurde der Brückenweg mit Verkehrsinseln bestückt. Jetzt sollen sie wieder abgerissen werden. Und wenn der Loches-Platz umgebaut wird, sieht es vielleicht wieder anders aus", sagen Ingrid und Dieter Wellershaus. "Man sollte abwarten, bis klar ist, was auf dem Loches-Platz gebaut werden soll."

Diesen Vorschlag finden viele Befragten gut. Bodo, dem Fahrradfahrer aus Burscheid, ist das alles egal. Er fährt in Gegenrichtung die Telegrafenstraße. "Ich fahre hier langsam und vorsichtig - dann ist das alles kein Problem." Obwohl derzeit nicht erlaubt, trifft seine Aussage den Kern. Würden alle Fußgänger, Auto- und Radfahrer vorsichtig, umsichtig und rücksichtsvoll miteinander umgehen, wären die Diskussion, der Streit und die wechselnden Regelungsversuche wohl überflüssig, meinen viele Bürger.

(wsb)
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