Sommer-Interview Christian Klicki (CDU) "Beim Brandschutz nicht mehr auf der Stelle treten"

Wermelskirchen · Die Hälfte der Wahlperiode ist vorbei, 2020 wird ein neuer Stadtrat gewählt. Anlass für unsere Redaktion, mit den Fraktionsvorsitzenden über die "erste Halbzeit" seit der Kommunalwahl und die künftigen Herausforderungen in Wermelskirchen zu sprechen. Zum Auftakt: Christian Klicki (CDU).

 Beim Thema Brandschutz müssen nun endlich Taten folgen, fordert CDU-Chef Christian Klicki.

Beim Thema Brandschutz müssen nun endlich Taten folgen, fordert CDU-Chef Christian Klicki.

Foto: Radermacher (Archiv)

Die Hälfte der Legislaturperiode ist vorbei. Nennen Sie bitte die drei wichtigsten Dinge, die die Wermelskirchener Politik in den vergangenen knapp drei Jahren angestoßen hat.
Klicki Mein persönliches Herzensprojekt ist der Schnellbus an den Schienenverkehr. Daneben ist die Sicherstellung der Lebensmittelversorgung in der Innenstadt zu erwähnen, die durch die Entwicklung des Loches-Platzes angestoßen wurde. Als drittes der Bereich Sport und Freizeit zu nennen. Die Themen Kunstrasen, Hallenbad, Freizeitpark, öffentlicher Grillplatz sind fertig, fast fertig oder auf einem guten Weg. Nicht vergessen werden darf dabei die Rettung des Freibades Dabringhausen.

Warum ausgerechnet diese drei?
Klicki Zum Fahrplanwechsel im nächsten Jahr ermöglicht der Schnellbus eine direkte Anbindung an den Rhein-Ruhr-Express. Auszubildende und Studenten können in Wermelskirchen wohnen bleiben und zügiger ihren Arbeits- und Studienort erreichen. Daneben kriegen Ein- und Auspendler eine echte Alternative zur Leverkusener Brücke. Die Bebauung des Loches-Platzes wird unsere Innenstadt attraktiver machen. Gleichzeitig brauchen ältere Menschen fußläufig erreichbare Lebensmittelgeschäfte mit einem umfangreichen Sortiment. Eine verbesserte Sport- und Freizeitinfrastruktur stand seit Jahren auf der "To-Do-Liste" der Kommunalpolitik. So haben wir die Beschwerden der Jugendlichen aufgenommen, dass Wermelskirchen freizeittechnisch zu wenig biete.

Was sind die Ihrer Ansicht nach drei größten Flops seit der Wahl 2014?
Klicki Eine große Hiobsbotschaft war der notwendige Standortwechsel der Sekundarschule. Beim Brandschutz darf die Stadtverwaltung nicht mehr auf der Stelle treten — und ich bin enttäuscht darüber, dass der Bürgermeister und weitere Teile der Politik das sich selbst gegebene Haushaltssicherungskonzept vorsätzlich missachten.

Warum?
Klicki Meiner Fraktion fällt es schwer zu glauben, dass niemand innerhalb der Stadtverwaltung wusste, dass am vorgesehenen Sekundarschulstandort eine Mülldeponie lag, obwohl viele Hinweise aus der Bürgerschaft kamen. Viel Geld und viel Verwaltungsaufwand wurden dabei leider verschwendet. Die Gefahrenabwehr ist die wichtigste Aufgabe von Politik und Verwaltung. Deshalb finde ich es unzumutbar, wenn junge Familien, die in ihr Eigenheim investieren, einen zweiten baulichen Rettungsweg bauen müssen. Auch sind die Zustände im alten Feuerwehrgerätehaus nicht mehr zu rechtfertigen. Statt in Sonntagsreden die Wertschätzung der Freiwilligen Feuerwehr zu preisen, müssen endlich Taten folgen.

Erläutern Sie Ihre Kritik zum HSK.
Klicki Der Landrat hat in seiner Haushaltsverfügung erneut bestätigt, dass die Weigerung, das HSK zu beachten, zu massiven Steuererhöhungen bei den Grund- und Gewerbesteuern führen wird. Statt Personalkosten einzusparen, geben wir jetzt pro Jahr 750.000 Euro mehr aus. Das Drehen an der Steuerstellstraube wird die Menschen mit einem kleinen Portemonnaie am härtesten treffen, denn die meisten Vermieter werden — ohne mit der Wimper zu zucken — die Grundsteuer auf ihre Mieter umlegen.

Was läuft zurzeit gut in der Stadt?
Klicki Das ehrenamtliche Engagement. Es stellt das Lebenselixier unserer Stadt dar. Zusätzlich fällt mir die Verbesserung der Verwaltungsdienstleistungen ein. Die Öffnungszeiten des Bürgerbüros haben sich verbessert, der von uns initiierte Mängelmelder findet einen großen Anklang — und bald kommt das mobile Bürgerbüro.

Und was läuft schlecht? Woran muss noch gearbeitet werden?
Klicki In der Vergangenheit wurden viele Einzelprojekte angestoßen, aber wir müssen noch mehr in übergreifenden Zukunftsprojekten denken. Zusätzlich würde ich mir wünschen, dass wir schnellstmöglich die restlichen Gewerbeflächen entwickeln beziehungsweise vermarkten und neue Arbeitsplätze schaffen. Auch müssen wir stärker auf Dhünn achten und die Infrastruktur erhalten, wenn nicht sogar ausbauen.

Was sind die größten Herausforderungen für Wermelskirchen in den kommenden Jahren?
Klicki Die Rheinschiene platzt zurzeit. Immer mehr Menschen möchten gerne nach Köln ziehen, aber die Stadt hat gar nicht so viel Fläche, um alle bei sich zu beherbergen. Dadurch entsteht ein Wettbewerb der umliegenden Kommunen um junge Familien. Diese Entwicklung dürfen wir nicht verschlafen. Wir möchten gerne das Amt für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung beauftragen, eine Kampagne zu entwickeln, mit der zielgerichtet neue Familien angeworben werden. Gleichzeitig müssen wir den hier ansässigen Menschen eine hohe Lebensqualität bieten, damit sie keine Gedanken daran verschwenden, unserer Stadt den Rücken zu kehren. Unser Mindestziel muss das Halten der Bevölkerungszahl sein. Mit der Einwohnerzahl hängen nämlich Zuweisungen im kommunalen Finanzausgleich zusammen sowie der kommunale Anteil an der Einkommenssteuer. Nur so können wir vorhandene Infrastruktur behalten und neue Investitionen tätigen.

Wie beurteilen Sie die Arbeit von Bürgermeister Rainer Bleek?
Klicki Rainer Bleek pflegt einen guten menschlichen Umgang mit der Politik. Er ist ein fleißiger Bürgermeister, jedoch merkt man, dass viele Fragestellungen aus der Kommunalverwaltung für ihn Neuland sind. Leider genießen solide Finanzen bei ihm nur eine untergeordnete Priorität.

Und wie bewerten Sie die Zusammenarbeit im Stadtrat?
Klicki Die Zusammenarbeit ist gut. Alle sechs Fraktionen sprechen vor jeder Entscheidung miteinander. Jeder kann mit jedem Mehrheiten bilden. Oft nutzen wir sogar denselben E-Mail-Verteiler mit allen Fraktionsvorsitzenden. Das Bild der "immer-streitenden Politik" ist schlichtweg falsch.

Ein Ausblick auf den Wahlabend im Jahr 2020: Wo sehen Sie dann Ihre Partei in Wermelskirchen?
Klicki Kölsch trinkend den Wahlsieg genießen. Damit dies klappt, stehen drei arbeitsreiche Jahre vor uns. Mit den beiden neuen Beigeordneten Stefan Görnert und Thomas Marner sowie dem Kämmerer Bernd Hibst haben wir ein gutes Verwaltungsteam. Als Mitglieder der CDU werden sie uns helfen, das Zusammenspiel zwischen Verwaltung und unserer Fraktion auf ein höheres Niveau zu bringen, von dem Wermelskirchen profitieren wird.

Zum Abschluss eine persönliche Frage: Haben Sie jetzt politische Sommerferien oder lassen die lokalen Themen Sie einfach nicht los?
Klicki Ich bin mit meiner Verlobten zwei Wochen im Urlaub in Kroatien. Darüber hinaus gibt es genug anzupacken. Alleine Ende September stehen mit der Wahl des Bundestages und des Landrats zwei ganz wichtige Entscheidungen für unsere Heimat an.

Sebastian Radermacher stellte die Fragen.

(RP)
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