Bm-Ferienaktion Aus dem Sonnenlicht ins dunkle Verlies

Wermelskirchen · Schlossführerin Susanne Salden nahm elf Ferienkinder stilecht im Burgfräulein-Gewand auf eine Reise ins Mittelalter.

 Bei der Ferienaktion der Bergischen Morgenpost durften die sechs- bis 14-jährigen Ferienkinder auch ins Verlies im Bergfried von Schloss Burg. Jan Ole Schmidt- im Vordergrund links - bestaunt den Turmbau im Innenhof.

Bei der Ferienaktion der Bergischen Morgenpost durften die sechs- bis 14-jährigen Ferienkinder auch ins Verlies im Bergfried von Schloss Burg. Jan Ole Schmidt- im Vordergrund links - bestaunt den Turmbau im Innenhof.

Foto: Michael Schütz

Wermelskirchen Noch dringt Kinderlachen durch den Burghof. Noch herrscht allgemeines Geplapper in der Gruppe. Manches Kind ärgert seinen Nebenmann, andere toben auf dem Pranger rum. Mit einer Frage lenkt Schlossführerin Susanne Salden jedoch alle Aufmerksamkeit auf sich: "Na, wer traut sich ins Verlies?" Geschlossen gehen die elf Mädchen und Jungen in den Bergfried. Kaum ist auch das Tor hinter ihnen geschlossen, wird's plötzlich mucksmäuschenstill.

Gestern stand die letzte Ferienaktion der Bergischen Morgenpost in diesem Sommer an. Geleitet hat sie die sechs- bis 14-jährigen Ferienkinder auf eine Reise in das Hochmittelalter - genauer gesagt auf einen Rundgang durch Schloss Burg. Stilecht gekleidet wie ein Burgfräulein des 14. Jahrhunderts, führte Susanne Salden vom Schlossbauverein die gespannten Nachwuchsritter durch die Hauptresidenz der Grafen von Berg. Doch nicht nur das Leben des Adelsgeschlechts in der reich verzierten Kemenate, dem herrschaftlichen Rittersaal und der gut bestückten Waffenkammer spielte eine Rolle. Einsicht bekamen die Kinder auch in die - im wahrsten Sinne - dunklen Ecken der Burg, wo lediglich ein "Angstloch" etwas Licht hineinlässt.

"Boah, ist das düster", raunt es durch den Kerkerraum. "Das ist gar nicht gemütlich", flüstert eine Mädchenstimme aus der Mitte der Kinder. Und doch wartet Susanne Salden mit ihren Informationen noch einen Moment. Ob, um ihre Augen an die Finsternis zu gewöhnen, vielleicht sogar, um den Kindern diese unbehagliche Atmosphäre noch näher zu bringen. Erst nach einer kurzen Verweildauer beginnt die Burgführerin zu erklären: In das Verlies kamen im Mittelalter Verbrecher hinein, sagt sie. Die Türe, durch die die Gruppe eben hineingegangen ist, habe es damals allerdings nicht gegeben. "Was glaubt ihr, wie die Verbrecher dann hineingekommen sind", fragt Susanne Salden anschließend die Kinder. "Durch das Loch in der Decke", antwortet Jan Ole Schmidt (8) zögerlich, während unter dem schwachen Lichtschein der Öffnung ein Nicken der Burgführerin zu erkennen ist. "Richtig, und wenn ein Verbrecher besonders unbeliebt war, wurde er einfach hinuntergeworfen", erläutert sie weiter. Ein Beinbruch wurde da billigend in Kauf genommen.

So brutal hätte sich Jan Ole Schmidt das Mittelalter nicht vorgestellt. Der Achtjährige wusste aus Büchern zwar bereits von den Ritterkämpfen, und dass das Leben von schwerer Arbeit begleitet war, soviel Gewalt war ihm aber nicht bekannt. "Ich bin froh, dass ich heute in einer sicheren Zeit lebe", sagt der Junge aus Wermelskirchen. Auch Simon Haldenwang (8) und sein Freund Mats Wenger (8) betonen: "Es macht Spaß, Ritterkämpfe nachzuspielen, aber in echt ist Gewalt etwas Schlimmes."

Auf die Ritterrüstungen sind die Freunde dennoch besonders gespannt. Simon Haldenwang hatte sogar schon mal selbst ein Kettenhemd an. "Das war ganz schön schwer", sagt er. Elf Kilogramm kann der Kettenschutz wiegen, erklärt die Burgführerin später vor der Vitrine. "Das ist aber Nichts im Vergleich zu einer kompletten Rüstung", ergänzt sie sogleich. Mit Schuhen und Helm hatten die Ritter nämlich zwischen 40 und 50 Kilogramm zu schleppen. Für die achtjährigen Jungs kaum vorstellbar, wiegen sie doch selbst jeweils lediglich 30 Kilogramm. "Da bleib ich doch lieber bei Jeans und T-Shirt", sagt Mats Wenger und lacht laut auf.

(beaw)
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