Wermelskirchen Amelie genießt das Leben trotz Handicap

Wermelskirchen · Die elfjährige Amelie Hoff hat einen Malwettbewerb der Lufthansa gewonnen. Sie besucht eine Förderschule für Sehbehinderte in Düsseldorf.

 Amelie Hoff hat nur zehn Prozent Sehvermögen. Doch die Elfjährige meistert ihren Alltag voller Energie und Elan. Jetzt hat sie einen Malwettbewerb der Lufthansa gewonnen.

Amelie Hoff hat nur zehn Prozent Sehvermögen. Doch die Elfjährige meistert ihren Alltag voller Energie und Elan. Jetzt hat sie einen Malwettbewerb der Lufthansa gewonnen.

Foto: Nico Hertgen

Obwohl sie mit Brille nur zehn Prozent Sehvermögen hat, ist für Amelie Hoff die Welt nicht trist und grau. Die elfjährige Wermelskirchenerin meistert ihren Alltag voller Energie und Elan, ist eine wahre "Sportskanone" und sagt selber: "Für mich ist immer gerne Trubel angesagt." Sollte es dann einmal etwas ruhiger zugehen, malt und zeichnet Amelie gerne.

Mit einem farbenfrohen Bild belegte sie jetzt den ersten Preis bei einem Malwettbewerb der Lufthansa. Zum 21. Mal wählte das Flugunternehmen eine Förderschule für den Malwettbewerb aus - diesmal die Karl-Tietenberg-Schule, eine Düsseldorfer Schule mit dem Förderschwerpunkt Sehen, die auch Amelie Hoff besucht. Die Siegerehrung erfolgte in Köln: Für Gewinnerin Amelie Hoff gab es drei Fluggutscheine. Ihr Bild, das den Weihnachtsmann mit Schlitten, Sack und Geschenken auf schneebedeckter Ebene vor blauem Sternenhimmel (natürlich mit Flugzeug) zeigt, ziert jetzt die Grußkarten, die die Lufthansa zu Weihnachten verschickt.

Im Kunstunterricht entstanden die Kunstwerke der Schüler mit Sehbehinderung - genauso wie beim Lesen unterstützt von einem Bildschirm-Lesegerät, das man sich vereinfacht wie eine gigantische Lupe vorstellen kann. So ein Lesegerät nutzt Amelie auch zu Hause. "Das Motiv hatte ich vor dem Malen schon im Kopf. Es sollte etwas mit Flugreisen und Weihnachten zu tun haben. Ich bin stolz auf meinen Preis, bei der Siegerehrung habe ich mich berühmt gefühlt", erzählt sie.

Im Alltag muss sich die Elfjährige beim Sehen auf den Unterschied von hell und dunkel und auf ihr Gehör verlassen - Dinge, die auf der Förderschule speziell unterrichtet und geübt werden. "Mir kommt das vor, als ob ich normal sehen kann", sagt Amelie, die mit Marie (4) und Leonie (16) zwei Schwestern hat. Amelies vollgepackter Wochenplan bestätigt das: Neben der Schule stehen Schwimmen, Reiten, Leichtathletik sowie das Musizieren an Klavier sowie Keyboard auf dem Programm. Dazu kommt der wöchentliche "Oma-Tag", den Amelie auf keinen Fall ausfallen lässt. "Das ist alles selbstverständlich für mich, ich mag es aktionsgeladen", sagt sie und lacht.

Das lebhafte Energiebündel schränkt aber auch ein: "Wenn ich weit sehen muss, ist es sehr anstrengend. Dann werden meine Augen schnell müde, und ich kriege Druck auf den Augen." Beim Fernsehen mit ihren Geschwistern muss Amelie quasi die Nase an den Bildschirm drücken, um die Sendung verfolgen zu können - für Amelie ist das kein größeres Problem, da bei ihren zahlreichen Hobbys die Flimmerkiste sowieso nicht weit oben auf ihrer Beschäftigungsliste rangiert.

"Für das Schwimmen geht es nach Leverkusen, für das Reiten nach Remscheid. Wir haben für Amelie eine Pflegestufe und können deshalb auf die Hilfe eines Fahrdienstes zurückgreifen, sonst wäre dieses Pensum kaum zu bewältigen", sagt Mutter Christina Hoff. Gemeinsam mit Ehemann Henning adoptierte sie Amelie als einjähriges Kleinkind aus der Ukraine, wohlwissend, dass ein Mädchen mit Albinismus und extremer Sehschwäche spezielle Anforderungen mit sich bringt: "Wir führen ein normales Leben. Amelies Selbstständigkeit ist uns wichtig, aber eben in Maßen. Fahrradtouren mit der ganzen Familie sind kein Problem, es erfordert lediglich ein wenig Rücksichtnahme auf Amelie. Sie ist schon immer ohne Angst in die höchsten Bäume geklettert - und manchmal ist sie eine Quasselstrippe, die man bremsen muss."

Übrigens: Flugreisen unternimmt Amelie gerne. Sie freut sich schon auf den nächsten Familienurlaub in den USA. Gespannt ist sie auf ein besonderes Ereignis 2016: Ab Herbst wird sie ein Gymnasium mit Internat speziell für sehbehinderte Menschen in Marburg besuchen. Dann wird sie nur noch an den Wochenenden in Wermelskirchen sein.

(sng)
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