Wermelskirchen 250 Anrufer bieten Flüchtlingshilfe an

Wermelskirchen · Frank Hermes betreut das Bürgertelefon der Stadt. Er leitet die Anfragen der Bürger weiter. Heute Info-Abend in Dhünn.

Frank Hermes betreut im Rathaus das Servicetelefon für Anfragen rund um die Flüchtlingssituation. Er leitet die Anliegen an die entsprechenden Ämter und Ansprechpartner weiter.

Frank Hermes betreut im Rathaus das Servicetelefon für Anfragen rund um die Flüchtlingssituation. Er leitet die Anliegen an die entsprechenden Ämter und Ansprechpartner weiter.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Wenn es nach den jüngsten Erfahrungswerten von Frank Hermes geht, dürfte er morgen Vormittag wieder viel zu tun haben. Denn Hermes betreut das Bürgertelefon der Stadt rund um die Flüchtlingssituation in Wermelskirchen. Die Hotline wurde am 23. September freigeschaltet, dort werden alle Anfragen der Wermelskirchener entgegengenommen, Frank Hermes übernimmt die Koordination. "Nach einer Bürgerversammlung klingelt das Telefon besonders häufig", hat er in den vergangenen Wochen festgestellt. Zwei Info-Abende zur Flüchtlingssituation gab es bereits, ein dritter folgt heute Abend in Dhünn (siehe Info-Box).

"In den vergangenen Tagen ist es am Bürgertelefon ruhiger geworden, weil sich alles etwas eingespielt und geklärt hat. Wenn es in Dhünn losgeht, wird es aber bestimmt wieder mehr", sagt der 54-jährige städtische Mitarbeiter und fügt an: "Mit mir will hier Gott sei Dank am Telefon niemand politische Diskussionen führen. Es scheint den Menschen schon klar zu sein, dass ich dafür nicht der Ansprechpartner bin." Etwa 250 Anrufe hat er am Bürgertelefon bereits entgegengenommen - in der Spitze waren es knapp 20 an einem Vormittag, erzählt Hermes, der seit 1984 bei der Stadtverwaltung beschäftigt und dort seit 2004 als von der Belegschaft gewählter Personalrat freigestellt ist.

In der Regel wollen die Anrufer helfen, Spenden abgeben oder als Freiwillige mit anpacken. Inzwischen hat Hermes eine Antworten-Liste auf die städtische Internetseite gestellt, die die am häufigsten gestellten Fragen beantwortet. "Bei mir rufen vor allem Wermelskirchener an, die nicht so internet-affin sind", betont Hermes. Er leitet die Anfragen weiter, etwa ans Sozialamt oder direkt an die Erstaufnahmeeinrichtungen. "Inzwischen sage ich den Anrufern, dass es mit einem Rückruf aber teilweise etwas dauern kann. Alle haben hier momentan sehr viel zu tun." Er sei stolz auf die Wermelskirchener und hoffe, dass die positive Stimmung anhält. "Ich wurde am Telefon noch nicht einmal beschimpft. Es gibt viele kreative Hilfsangebote."

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Hermes hat nach einer Anfrage des Beigeordneten Dr. André Benedict Prusa die Betreuung des Bürgertelefons freiwillig übernommen: "Ich bin kein großer Handwerker, wollte aber gerne etwas tun. Wir müssen eine bessere Integration als in den 1970er Jahren ermöglichen. Wir im öffentlichen Dienst müssen eine Vorreiterrolle übernehmen." Als Personalrat weiß Hermes um die starke personelle Belastung im Rathaus, wo fast alle Mitarbeiter mit der Flüchtlingsarbeit zu tun haben. "In vielen Bereichen bleibt etwas liegen, aber nur auf überschaubare Zeit. Es werden neue Stellen geschaffen", meint er. Bürger haben sogar schon angeboten, das Servicetelefon ehrenamtlich zu betreuen. Hermes: "Das haben wir erst einmal nach hinten gestellt, weil im Moment mein guter Kontakt innerhalb des Hauses sehr hilfreich ist."

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Mit lediglich drei negativen Anrufern musste er sich bislang auseinandersetzen - nur einer davon war ernstzunehmen: "Es ging um Lärm in Dabringhausen. Das haben wir intern besprochen und schnell gelöst. Die Flüchtlinge halten sich gerade in den Abendstunden nicht mehr vor der Halle auf." Ein anderer Anrufer forderte eine Telefonnummer der Bezirksregierung, bei der er sich über die Zuweisung der Flüchtlinge beschweren wollte. "Ein dritter Anrufer bot der Stadt doch ernsthaft sein Grundstück mit einer Art Laube darauf zu einer kräftigen Miete an. Dort sollten dann einige Flüchtlinge leben und die Garten-Arbeit verrichten", sagt Hermes und schüttelt den Kopf.

(sng)
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