Wegberg Zu Ehren der Karmeliter

Wegberg · Mit einem "Karmel-Tag" gedachte die Pfarrei St. Martin dem Orden der Karmeliter. Er prägte jahrzehntelang das Leben in Wegberg.

Pater Georg aus Köln referierte über die Entstehung des Karmeliter-Ordens. Der fünfte Todestag von Pater Laetantius, der im November 2009 verstarb sowie von Pater Franz, der im August 2010 gestorben war, bildete den Anlass, erstmals einen "Karmel-Tag" in der Pfarrei St. Martin auszurichten. Da der Orden der Karmeliter viele Jahre das Leben in Wegberg geprägt hat, wollte der Arbeitskreis Liturgie des Pfarrgemeinderates an Allerseelen daran erinnern. Dem Gottesdienst in der Friedhofshalle folgten ein Besuch der Gräber der Karmeliter und ein Vortrag von Pater Georg Geisbauer aus Köln über Entstehung und Geist des Karmeliterordens.

Im Refektorium, dem Speisesaal, des ehemaligen Klosters, ging er vor rund 35 Zuhörern auf die wechselvolle Geschichte der Karmeliter ein. 1238 waren sie vom Karmelgebirge in Palästina nach Europa zurückgelangt und wurden ab 1247 den Bettelorden zugeordnet. "Bettelmönche übernehmen Seelsorgearbeiten, verfügen aber nicht über Eigentum und leben von Spenden und Speisen, die sie angeboten bekommen", sagte Pater Georg, der 38 Jahre lang im ehemaligen Zisterzienserkloster in Kamp-Lintfort lebte. Zur Zeit der Ordensblüte habe es 1348 in den niederdeutschen Provinzen 19 Klöster und in den oberdeutschen Provinzen 16 Klöster gegeben - zum 1. Januar 2013 fusionierten sie wieder. "Heute ist es ganz schwer, Leute als Nachwuchs für Kirche oder Orden zu begeistern, aber wir dürfen nicht aufgeben", sagte er weiter.

Bedeutung für Wegberg und den Kreis Heinsberg bekam der Orden mit der Anstrengung nach dem Zweiten Weltkrieg, die alte deutsche Provinz wiederzubeleben. In Essen zogen die Karmeliter 1953, in Köln und Kamp-Lintfort 1954 und in Wegberg 1956 ein. Bischof Dr. Pohlschneider war 1955 nach Nimwegen gefahren, um den Umzug anzuregen. Als die Karmeliter kamen, sprachen die Wegberger zunächst von einer "Invasion" - der Einzug am 29. Oktober 1956 fand aber schon unter riesengroßer Anteilnahme statt. "Die Patres haben durch Volksnähe überzeugt", meinte der Karmeliter. Pater Georg selbst hatte im Wegberger Kloster von 1962 bis 1964 Theologie studiert. Von 1959 bis 1966 handelte es sich hier um ein Studienhaus der Theologie und bis zum Schluss der Philosophie. Die gesungenen Choräle der Studenten waren für die Besucher der Gottesdienste von ganz besonderer Bedeutung, erzählte er. Des Weiteren übten Patres Lehrtätigkeiten an Erkelenzer und Wegberger Schulen aus. Später handelte es sich um einen reinen Seelsorgerkonvent.

"Die Karmeliter haben das örtliche Leben pastoral über viele Jahrzehnte geprägt und viel zur Modernisierung beigetragen", fasste Wegbergs Pfarrer Xaver Huu Duc Tran zusammen. Deren Wirken wolle die ebenfalls fusionierte Wegberger Pfarrei nicht aus den Augen verlieren. Pflege des Elias-Zyklus aus den 50er Jahren des niederländischen Künstlers Franz Deumes im Refektorium sei dafür ebenso Beispiel wie mögliche weitere "Karmel-Tage" mit Besinnung auf Mystik und Spiritualität des Ordens.

(cole)
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