WM im Bierkasten-Curling Wegbergs "Eismänner" sind zurück

Wegberg · Sie sind die Protagonisten an der Wegberger Eisbahn: Mario Kempf und "Iceman" Friedhelm Hilz kümmern sich um den reibungslosen Ablauf. Manfred Vits gilt als "Zeremonienmeister" der skurrilen Bierkasten-Curling-WM.

 Nie mehr kalte Füße: Wegbergs Bürgermeister Michael Stock (r.) überreichte dem "Zeremonienmeister" der Bierkasten-Curling-WM, Manfred Vits (l.), beheizbare Schuheinlagen.

Nie mehr kalte Füße: Wegbergs Bürgermeister Michael Stock (r.) überreichte dem "Zeremonienmeister" der Bierkasten-Curling-WM, Manfred Vits (l.), beheizbare Schuheinlagen.

Foto: Stadt Wegberg

Es kann schon mal ein bisschen lauter werden an der Eisbahn vor dem Wegberger Rathaus. Etwa wenn jemand meint, seine Runden auf der Eisfläche ohne Schlittschuhe drehen zu müssen. Oder wenn schaulaufende Teenager ohne Rücksicht auf Verluste über das Eis düsen und nervöse Eltern Angst um das Wohl ihrer Dreikäsehochs haben.

Dann ist Friedhelm Hilz zur Stelle und lässt den Hammer kreisen - freilich nur verbal. Aber deshalb nicht weniger unmissverständlich. "Mich haben schon Lehrer gefragt, wie ich es hinbekomme, dass ihre Schüler hier an der Eisbahn so brav in Reih' und Glied stehen", sagt Hilz, den alle nur den "Iceman" nennen, schmunzelnd. Die Erklärung ist einfach: Hilz ist der Chef auf der Eisbahn. Und der "Iceman" ist eine Autoritätsperson.

Der 63-Jährige ist einer der Protagonisten des Erfolgsprojekts "Wegberger Eisbahn". Als Geschäftsleute, Politiker und Verwaltungsmitarbeiter im Jahr 2010 noch darüber philosophierten, ob ein solches Projekt überhaupt eine Chance habe, hatte Hilz das Potenzial längst erkannt: "Ich war wohl der einzige, der schon mal Schlittschuhe getragen hatte, und habe sofort gesagt, dass ich das mache."

 Mario Kempf (l.) und "Iceman" Friedhelm Hilz (r.) sorgen seit der Premiere des Wegberger Winter- spektakels im Jahr 2010 für Ordnung an und auf der Eisbahn vor dem Wegberger Rathaus.

Mario Kempf (l.) und "Iceman" Friedhelm Hilz (r.) sorgen seit der Premiere des Wegberger Winter- spektakels im Jahr 2010 für Ordnung an und auf der Eisbahn vor dem Wegberger Rathaus.

Foto: M. Heckers

Der Erfolg gab ihm Recht: Die Eisbahn lockte Jahr für Jahr Tausende Leute nach Wegberg, das Projekt, das von der Werbegemeinschaft veranstaltet und von der Stadt Wegberg personell unterstützt wird, ist entgegen aller Befürchtungen kostendeckend.

Mit ihrem Speisen- und Getränkeangebot an der Eisbahn tragen auch Wegberger Gastronomen wesentlich zum Erfolg bei, darunter Peter Jansen vom Bistro "Japi's", der Holzstände, Schirme und Heizstrahler aufbaut, und "Bratfritze" Wolfgang Hermanns. 8000 Schlittschuhläufer kamen im Winter 2016/2017 auf die beliebte Kunsteisbahn.

In den ersten beiden Jahren hatte die Werbegemeinschaft noch eine Eisbahn aus Leipzig ausgeliehen, die vor dem Wegberger Rathaus aufgebaut wurde. Seit der Premiere im Jahr 2010 kümmert sich Friedhelm Hilz mit seinem eingespielten Team um das ganze Drumherum, organisiert den Auf- und Abbau, verleiht Schlittschuhe und bereitet während der siebenwöchigen Veranstaltung regelmäßig das Eis auf.

Um teure Vandalismusschäden zu vermeiden, organisiert er eine Nachtwache. 2012 gründeten Hilz und Mario Kempf die Hills & Kempf GbR, die Städten und Gemeinden ein kostendeckendes Eisbahn-Gesamtkonzept anbieten. In diesem Jahr stehen die drei Eisbahnen der GbR in Wegberg, Heinsberg und Wesel. "Weitere Standorte sind denkbar", sagt "Iceman" Hilz.

Drei lange Arbeitstage braucht das fünfköpfige Team von Friedhelm Hinz, um die knapp 300 Quadratmeter große Eisbahn aufzubauen. Dann wird die rund zweieinhalb Tonnen schwere Kühlmaschine der Firma Trane angeworfen, die etwa 48 Stunden braucht, um eine schlittschuhtaugliche Eisfläche zu produzieren.

Dazu wird Glykol mit einer Temperatur von rund minus sechs Grad durch die EPDM-Röhren unterhalb der Eisfläche gepumpt. "Wir legen außerdem großen Wert auf eine gute Dämmung", erklärt Mario Kempf. So konnten in den vergangenen Jahren die Energiekosten von ursprünglich 10.000 Euro auf 3000 bis 4000 Euro - je nach Witterung - gesenkt werden.

Zum Erfolg der Wegberger Eisbahn trägt die skurrile Weltmeisterschaft im Bierkasten-Curling bei, die federführend von Manfred Vits vom Stadtmarketing organisiert wird. Der "Zeremonienmeister" steht als Turnierleiter oft bis spät in die Nacht auf dem Eis.

Der Turnierleiter zählt diesmal schon bevor der erste Bierkasten über das Wegberger Eis geschlittert ist, zu den großen Gewinnern dieses Winters: Aus den Händen von Bürgermeister Michael Stock erhielt er am Freitag beheizbare Schuheinlagen. Die Freude war riesig bei Manni Vits: "Nie mehr kalte Füße!"

Mehr als 100 Vierer-Teams haben sich diesmal zur Bierkasten-Curling-WM angemeldet, unter anderem aus Düsseldorf, Bergheim, Wuppertal und Neuss. Bürgermeister Stock hat vergangene Woche aus dem Rathaus genau beobachtet, wie "Iceman" Hilz und Mario Kempf das Eis präpariert haben.

Der Verwaltungschef hat Großes vor: Mit seinem Team "Die Bits" möchte er im achten Anlauf endlich Weltmeister im Bierkasten-Curling werden. "Ich habe ein monatelanges Geheimtraining hinter mir. Diesmal muss es einfach klappen", sagt Stock. Zum Kreis der Titelfavoriten zählen indes andere, allen voran die siegreichen Teams der vergangenen Jahre: Kegelclub Black Points (Weltmeister 2016 und 2010), Musikverein Klinkum (2015), Kreissparkasse Heinsberg (2014), Rock It's (2013), das Trommlercorps Klinkum (2012) und die Jakobiner (2011) aus dem Jakob-Hoogen-Viertel.

Ice Age, Teil 8: In der "Bierkastencurlingweltmeisterschaftshauptstadt" Wegberg ist wieder die Eiszeit ausgebrochen. Bis zur Abtau-Party am 7. Januar 2018 mit "De Kloetschköpp" und "Mario the Voice" sind Friedhelm Hilz, Mario Kempf, Manfred Vits und die übrigen "Macher" an der Eisbahn in ihrem Element. Die Eismänner werden wieder für jede Menge Spaß und - falls nötig - auch für Ordnung sorgen. Auch wenn sie dafür mal ein bisschen lauter werden müssen.

(RP)
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