Wegberg Vereine sorgen für Kulturvielfalt

Wegberg · Wird das kulturelle Angebot unter dem Sparkurs der Stadt leiden? Folkmar Pietsch vom Kulturring, Alfred Fegers (Aktionskreis Wegberger Mühle) und Heinrich Heinen von Opus 512 nehmen Stellung.

Die Stadt Wegberg muss sparen. Das betrifft auch das kulturelle Angebot im Stadtgebiet - so wird beispielsweise der Kultursommer in diesem Jahr aus Kostengründen um ein Veranstaltungswochenende gekürzt. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob auf die kulturtreibenden Vereine im Stadtgebiet jetzt mehr Verantwortung zukommt. Wir haben darüber mit Vertretern der wichtigen kulturtreibenden Vereine und Arbeitsgruppen gesprochen.

Kulturring Wegberg "Das kulturelle Angebot in der Stadt Wegberg ist gut", sagt Folkmar Pietsch vom Kulturring Wegberg. Musikfrühling, Kultursommer, vier Theaterstücke im Jahr, Kunst-Offensive - dazu zahlreiche Angebote durch Vereine wie dem Historischen Verein, Aktionskreis Wegberger Mühle und Opus 512 - dieses Angebot könne sich durchaus sehen lassen. Dass die kulturtreibenden Vereine nun in der Pflicht sind, mehr Verantwortung übernehmen zu müssen, weil die Stadt sparen muss, glaubt Folkmar Pietsch nicht. "Die Vereine übernehmen schon seit vielen Jahren Verantwortung für ein umfangreiches Angebot", sagt er.

Die Zusammenarbeit mit der Stadt beschränke sich auf die Bereitstellung der Veranstaltungsorte Wegberger Mühle und Klostergebäude/-gelände mit einem Zelt der Stadt für die Kunst-Offensive (ein weiteres mietet der Kulturring). An einer Stelle wird gespart: Wegen der finanziellen Situation der Stadt werden in der Mühle vom Baubetriebshof keine Stühle mehr aufgestellt. "Das muss der Kulturring nun selbst bewerkstelligen", erklärt Folkmar Pietsch.

Aktionskreis Wegberger Mühle (AWM) "Ich persönlich beurteile das kulturelle Angebot als der Größe unserer Stadt angemessen und ausreichend", meint Alfred Fegers vom Aktionskreis Wegberger Mühle. Er nennt die gleiche Veranstaltungsreihe wie Folkmar Pietsch und den Wegberger Winterzauber. Das städtische Angebot werde durch zahlreiche Vereine, darunter der Theaterverein Schwalmbühne Harbeck, der Heimatverein Beeck und der Historische Verein, ergänzt. Außerdem biete der AWM seine Schreibwerkstätten an. Dass die Stadt im Rahmen des Haushaltssicherungskonzeptes auch beim Kulturangebot sparen muss, ist für Feger nachvollziehbar. "Es wurde aber zugesagt, keinen Kahlschlag zu veranstalten."

Ähnlich wie Folkmar Pietsch meint auch Alfred Fegers, dass die kulturtreibenden Vereine in Wegberg schon jetzt sehr rege und aktiv sind. Die Zusammenarbeit mit der Stadt verlaufe aus Sicht des AWM reibungslos. Als Untergruppe des Stadtmarketings hat der AWM auch das frühere Angebot der Stadt an die "Bürger ab 50" übernommen, das im September und Oktober stattfindet. Die Reservierung der Wegberger Mühle funktioniere ohne Probleme, die Stadt sei über Ulrich Lambertz vom Stadtmarketing über alle Schritte und Besprechungen beim AWM informiert. Kulturförderkreis Opus 512 "Verwaltungsrepräsentanten und Räte stellten sich selbst ins rechte Licht, ohne das Allgemeinwohl im Auge zu haben", merkt Heinrich Heinen vom Verein Kulturförderkreis Opus 512 in Wegberg-Beeck kritisch an. Nun sollen die Bürger das alles mit erhöhten Abgaben und Sparmaßnahmen bereinigen. "Auf unsere Stadt bezogen können wir feststellen: Bürgermeister Michael Stock hat es nicht einfach, aber er geht einen konsequenten Weg." Die im Stadtrat vertretenen Parteien seien für die Bürger da, nicht für ihre Partei. "Sie alle sollen gemeinsam den Karren aus dem Dreck ziehen, den sie in den letzten Jahren da hinein gefahren haben", sagt Heinen, der das Sparprogramm der Stadt als "noch nicht optimal" bezeichnet.

Es sei zu einfach, einerseits Abgaben zu erhöhen und andererseits Dinge zu streichen, vor allem bei den Vereinen. Bei den Vereinen sollten nach Meinung von Heinen besonders die berücksichtigt werden, die sich der Kinder- und Jugendarbeit in großem Maße widmen. Bei Vereinsveranstaltungen müssten Verwaltungsbehörden, Kommunen, Kreis, Polizei und Feuerwehr flexibler werden. "Ein stures Festhalten an definierbaren Vorschriften hilft nicht. Beweglichkeit ist die Devise", sagt Heinen.

Das kulturelle Angebot in Wegberg sei vergleichsweise groß, meint Heinrich Heinen. In allen Stadtteilen gebe es beachtenswerte kulturelle Angebote. Allerdings bräuchten die Veranstalter bei der Öffentlichkeitsarbeit unterstützende Beratung. Teilweise litten die Stadtteil-Veranstaltungen durch Angebote der Stadt Wegberg, da es Terminüberschneidungen gebe. "Wenn dann auch noch die städtischen Veranstaltungen auf dem Rathausplatz oder im Forum eintrittsfrei sind, ist das kontraproduktiv. Die Vereine haben kaum eine Chance, aus den Kosten zu kommen", sagt Heinen. Dankenswerterweise habe Bürgermeister Stock die Initiative ergriffen und ein erstes Gespräch geführt. Weitere müssten nun folgen.

Heinen weist darauf hin, dass der 1989 gegründete Kulturförderkreis Opus 512 seit Bestehen keinerlei städtische Mittel aus Steuergeldern oder anderweitige Förderungen erhalten habe. "Wir finanzieren uns ausschließlich aus den Eintrittsgeldern, Mitgliedsbeiträgen und Sponsoren." Die Zusammenarbeit zwischen dem Kulturförderkreis und der Stadt Wegberg sei unproblematisch. Heinrich Heinen: "Wir arbeiten nach dem Motto: Frage nicht, was tut die Stadt für uns, sondern was tun wir für die Stadt."

(RP)
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