Wegberg Spannende Inszenierung mit viel Gefühl und Humor

Wegberg · "Auf ein Neues" hieß die Komödie, die von den Theatergastspielen Kempf im Wegberger Forum aufgeführt wurde.

 Marion Kracht in der Rolle der Catherine und Lene Wink als Tochter Sarah boten herausragende schauspielerische Leistungen im Forum.

Marion Kracht in der Rolle der Catherine und Lene Wink als Tochter Sarah boten herausragende schauspielerische Leistungen im Forum.

Foto: Kempf Theatergastspiele

Dass das Theaterstück eigentlich schon angefangen hatte, als sie das Wegberger Forum betraten, merkten die Zuschauer erst, als das Licht ausging. Denn der Straßenmusiker, der beim Einlass an der Tür gespielt hatte, war einer der Protagonisten des Abends: Michel Clochard (Daniel Morgenroth), ein angetrunkener, obdachloser Straßenmusiker. Hinter der Komödie "Auf ein Neues" des französischen Autors Antoine Rault, die an vielen Stellen Lachen provozierte, versteckte sich eine Geschichte über Selbstfindung und Neuanfänge.

Der Obdachlose Michel platzt kurz vor Heiligabend in das Leben von Catherine (Marion Kracht), einer unnahbaren, selbstbewussten Mittvierzigerin und alleinerziehende Mutter der vierzehnjährigen Sarah (Lene Wink). Er will im Flur ihres Wohnhauses übernachten. "Sie stören mich", raunt Catherine dem Obdachlosen zu und wimmelt ihn ab. Das Verhältnis zwischen Catherine und ihrer Tochter ist derweil sehr angespannt. Sarah hat Liebeskummer. Sie hört "Macht kaputt, was euch kaputtmacht" von Ton Steine Scherben und "Schrei nach Liebe" von den Ärzten. Die Musikauswahl gibt einen Einblick in Sarahs Gefühlswelt. An Heiligabend kommt es dann zum Streit. Sarah wirft ihrer Mutter vor, keine Gefühle zu haben. "Du liebst doch nur dich selber", schreit sie. Der Streit eskaliert. Catherine verfolgt ihre Tochter mit Messer und Gabel durch das Wohnzimmer. Aus Trotz und weil sie ihrer Tochter das Gegenteil beweisen will, lädt sie Michel zum Essen ein.

Der Wutausbruch von Mutter Catherine ist die einzige Stelle im Stück, an dem die Inszenierung ein bisschen zur Übertreibung neigt. Ansonsten schaffte es das dreiköpfige Ensemble unter der Regie von Martin Woelffer überzeugend, die einzelnen Persönlichkeiten darzustellen. Marion Kracht stellte die ehrgeizige, gefühlslose und selbstbewusste Catherine alleine schon durch die Mimik dar. Lene Wink traf genau den Tonfall einer pubertierenden Teenagerin, und Daniel Morgenroth nahm die Haltung eines Obdachlosen mit mangelndem Selbstbewusstsein ein. Dem Zuschauer blieb dabei genug Zeit, die Personen kennenzulernen. Denn an Heiligabend beginnt ein Wandel.

Catherine verspricht dem Obdachlosen: "Ab jetzt werde ich mich um sie kümmern." Catherine will aus Michel einen Erfolgstypen machen. Doch die Persönlichkeit des vorher wenig selbstbewussten Michel kommt zum Vorschein. Im Konflikt mit dieser beginnt sich Catherines Lebenseinstellung zu ändern. Durch einen Zeitsprung wird der Wandel dann vor allem bei ihr sehr abrupt dargestellt. Catherine wird gefühlvoller, trägt die Haare offen und mit ihrer Tochter hat sie nun eine freundschaftliche Beziehung. Doch sie hat Liebeskummer. Aber zum Glück ist da Michel, der sich um sie kümmern möchte.

(anek)
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