Wegberg "So viel Hilfe noch nicht erlebt"

Wegberg · 20 statt 500 Flüchtlinge: Weil die Behörden den Sanierungsaufwand unterschätzten, wird in Petersholz ab 1. September nur eine Notunterkunft eröffnet. Die Betreiber freuen sich über eine riesige Welle der Hilfsbereitschaft.

Wegberg: "So viel Hilfe noch nicht erlebt"
Foto: Uwe Heldens

Nicht wie ursprünglich geplant zum 1. September 2015, sondern erst ab dem 31. Mai 2016 wird die Einrichtung des Landes NRW als Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) Wegberg geführt werden. Für die Verzögerung gibt es mehrere Gründe: Zunächst zogen sich Verhandlungen zwischen Bund und Land in die Länge, dann stellte die Bezirksregierung Köln einen erhöhten Sanierungsaufwand fest. Der Wegberger Verein "Asyl in Wegberg" hatte zur Informationsveranstaltung in das Restaurant "Jakobshof" nach Tüschenbroich eingeladen. Viele Politiker, Kirchenvertreter, Mitglieder, Unterstützer und Wegbergs Bürgermeister Michael Stock kamen.

Das spürbare Interesse bestätigte Ralf Marquardts äußerst positive Einschätzung vom örtlichen Engagement für Flüchtlinge: "So ein großes ehrenamtliches Engagement habe ich in den Orten in NRW, in denen die Johanniter Flüchtlingseinrichtungen betreibt, noch nie erlebt," sagte der Fachbereichsleiter der Einsatzdienste der Johanniter-Unfall-Hilfe. Der Verein ist ab dem 1. September 2015 als Betreiber der ehemaligen britischen Wohnsiedlung in Petersholz, die zunächst als Notunterkunft geführt wird, zuständig. Als voraussichtliches Datum für das Eintreffen der ersten 20 Flüchtlinge nannte er den Anfang der zweiten Septemberwoche.

Der 2015 gegründete Verein "Asyl in Wegberg" arbeitet mit der Johanniter-Unfall-Hilfe zusammen und wird sich in Petersholz im sozialen Bereich mit Sprachförderung und Sozialer Betreuung engagieren. Der Vorstand warb um Unterstützer, die sich auch in den städtischen Unterkünften in Arsbeck, Wildenrath, Klinkum und Dalheim einbringen. Patenschaften, Fahrdienste, Verteiler von Sachspenden und Helfer in den Bereichen Sprache, Handwerk, Sport, Computer und Soziales sucht der Verein.

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In der ehemaligen Britensiedlung Petersholz werden zunächst Flüchtlinge aus Köln aufgenommen, erläuterte Ralf Marquardt. Dort ist eine ZUE aufgelöst worden. Die Johanniter-Unfall-Hilfe richtet dazu in Petersholz in einem Reihenhaus mit drei Wohneinheiten ihre Verwaltung ein, in der sie den Status der Flüchtlinge erfassen und sie einer medizinischen Untersuchung zuführen. Zudem behandeln ehrenamtlich ein Allgemeinmediziner, Kinderarzt und Frauenarzt die Menschen, falls sie erkrankt sind. Ein Rettungsassistent des christlichen Vereins wird dauerhaft vor Ort sein.

Viele Fragen kamen in Tüschenbroich von den Anwesenden, die Marquardt im Einzelnen beantwortete. So sei eine kontrollierte ehrenamtliche Hilfe mit Zugangsberechtigungs-System geplant. Auf dem Gelände gibt es einen nochmals gesicherten "Inner Circle" als Schutz vor Wild. Mit Shuttle-Fahrten werden die Bewohner bis zum Ausgangstor der früheren britischen Wohnsiedlung gefahren. Zunächst werden in den kommenden Wochen pro Woche jeweils 20 neue Ankömmlinge erwartet - in der Mitte des nächsten Jahres sind es voraussichtlich 100 bis 200 aus 17 bis 20 Nationen, sagte Marquardt weiter.

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Ab dem 31. Mai 2016 wird die Einrichtung als ZUE Wegberg geführt. Den Zuschlag als Betreiber erhielten die Johanniter-Unfall-Hilfe vor drei Wochen vom stellvertretenden Kölner Regierungspräsidenten Wilhelm Steitz. Der Verein ist bis Ende Mai 2016 zuständig. Anschließend wird eine erneute Ausschreibung über die weitere Vergabe entscheiden.

(cole)
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