Wegberg Sicherheitsmaßnahmen mit Augenmaß

Wegberg · Polizeidirektor Reiner Schiffer erläuterte beim Spiel gegen Uerdingen, wie die Polizei die Beecker Regionalliga-Heimspiele handhabt.

 Bereits lange vor Anpfiff hatten die Ordner vor dem Gästeblock einige Arbeit zu verrichten. Da kamen die ersten der rund 300 gottlob durchweg friedlichen Uerdinger Fans, die im "Gästekäfig" standen - und die wurden natürlich auch Leibesvisitationen unterzogen.

Bereits lange vor Anpfiff hatten die Ordner vor dem Gästeblock einige Arbeit zu verrichten. Da kamen die ersten der rund 300 gottlob durchweg friedlichen Uerdinger Fans, die im "Gästekäfig" standen - und die wurden natürlich auch Leibesvisitationen unterzogen.

Foto: NIPKO

Aus einem macht Reiner Schiffer keinen Hehl: "Von Fußball habe ich nicht viel Ahnung", bekennt der Leiter der Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz im Kreis Heinsberg. Der 53-Jährige ist zwar in dieser Saison häufiger im Waldstadion bei den Regionalliga-Heimspielen des FC Wegberg-Beeck zugegen, doch das ist er berufsbedingt: Als Polizeidirektor leitet er hauptverantwortlich die Sicherheitsmaßnahmen vor Ort, koordiniert das Zusammenspiel von Verein, Polizei, Ordnungsdienst und Sicherheitskräften.

Die Premiere erfolgte am Freitagabend beim Spiel gegen den KFC Uerdingen - unter den 872 zahlenden Zuschauern waren auch sehr viele Gästefans. "Für mich wird es ein gelungener Abend sein, wenn wir auf dem Platz ein gutes und faires Spiel und außerhalb des Platzes keine Straftaten erlebt haben", erklärt Schiffer eine Stunde vor dem Anpfiff. Denn bei allem Abwägen und Entgegenkommen: "Straftaten müssen wir ahnden; wir haben Strafverfolgungszwang."

Als Beispiel für ein typisches Delikt bei Fußballspielen nennt er die Pyrotechnik. "Die ist verboten, weil sie gefährlich ist, und daher eine Straftat." Auch bei der Pyrotechnik gebe es jedoch unterschiedliche Kategorien. "Wir wägen daher dann ab. Wenn wir aber eine Gefährdung erkennen, werden und müssen wir konsequent handeln."

Generell sollen die Polizeieinsätze im Waldstadion nach dieser Maxime verlaufen: "Wir wollen so wenig wie möglich und so viel wie nötig eingreifen, dabei mit Augenmaß agieren", erläutert Schiffer. Die Maßnahmenpalette sei grundsätzlich breit: "Die reicht von einer Ermahnung bis im schlimmsten Fall zum Spielabbruch." Zumindest eine Spielunterbrechung sei zum Beispiel nötig, wenn Pyrotechnik aufs Spielfeld oder auf die Tribüne abgeschossen werde. "Dann ist schließlich die Sicherheit von Menschen akut gefährdet, dann müssen wir durchgreifen."

Es sei grundsätzlich auch nicht immer leicht, die zum Teil konkurrierenden Interessen von Verein und Polizei unter einen Hut zu bringen. Stichwort Alkoholverbot: "Natürlich befürchtet ein Verein dann Umsatzeinbußen. Andererseits ist aber auch erwiesen, dass Alkohol enthemmen kann", führt Schiffer aus - und verweist in diesem Zusammenhang ausdrücklich auf das Ligastatut der Regionalliga West: "Der Westdeutsche Fußballverband hat da selbst ein Alkoholverbot für die Spiele festgeschrieben, das nur in Ausnahmefällen aufgehoben werden könne."

Gegen Uerdingen gab's kein Alkoholverbot. Eine Rolle spiele bei dem Thema immer auch die Gemütslage der anreisenden Fans. Darüber informieren die Polizei auch die SKB - die Szenekundigen Beamten, die es bei jedem Fußballklub mit einer nennenswerten Fangemeinde gibt. "Es kann eben auch vorkommen, dass ein Alkoholverbot die Stimmung dieser Fanklientel dann sogar noch anheizen kann. Das ist daher immer auch ein Abwägen, wird daher erst mal eine Gefahrenprognose erstellt", erläutert Schiffer - und versichert: "Wir machen uns diese Entscheidung nicht leicht."

Der Polizeidirektor bringt viel Erfahrung bei Fußballeinsätzen mit. Als Einsatzleiter war er 13 Jahre lang bei Spielen von Klubs wie Rot-Weiss Essen und Wuppertaler SV dabei. In Beeck ist es für ihn und seine Kollegen insofern einfacher, als dass der FC eine derartige Fanklientel gar nicht hat, im Waldstadion im Normalfall also gar keine rivalisierenden Fangruppen aufeinandertreffen können.

"Die Zusammenarbeit mit dem FC Wegberg-Beeck ist bislang sehr kooperativ, da gibt es gar keine Probleme", betont Schiffer. Sein Hauptansprechpartner seitens des Vereins sei Geschäftsführer Thomas Klingen - ein frühpensionierter Polizist. "Das macht die Sache schon etwas leichter."

Auch in Beeck gibt es aber vor jedem Heimspiel die obligatorische Sicherheitsbesprechung. Da werden die Erkenntnisse von Polizei, Szenekundigen Beamten, Fan- und Sicherheitsbeauftragten der beteiligten Vereine zusammengetragen. Für die Polizei nimmt daran entweder Schiffer selbst oder Arno Vieten, der Leiter der in Erkelenz beheimateten Polizeiwache Ost, teil - je nach dem, wer im Spiel die Einsatzleitung hat. Nach den Erkenntnissen dieser Besprechung richtet sich dann die Zahl der Einsatzkräfte, die Schiffer anfordert. Auch mit der ZIS, der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze der Polizei in Duisburg, die bundesweit Fußball-Gewalttäter registriert und beobachtet, tauscht sich Schiffer vor jedem Heimspiel aus.

Übrigens: Aus taktischen Gründen möchte die Polizei weder im Vorfeld eines Spiels noch danach konkrete Zahlen ihrer Einsatzkräfte nennen - potenzielle Krawallmacher sollen ja nicht noch mit genauen Angaben zur Stärke der Ordnungskräfte "gefüttert" werden.

(emo)
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