Wegberg OGS braucht Platz und Personal

Wegberg · Der Verein "AWO - Spielend lernen" weist auf Defizite in der Offenen Ganztagsbetreuung (OGS) an Grundschulen hin.

 Das Modell der OGS-Betreuung orientiert sich im Gegensatz zur Ganztagsschule an der klassischen Unterrichtsstruktur der Halbtagsschule und bietet nach dem Unterricht ein zusätzliches, freiwilliges Nachmittagsprogramm.

Das Modell der OGS-Betreuung orientiert sich im Gegensatz zur Ganztagsschule an der klassischen Unterrichtsstruktur der Halbtagsschule und bietet nach dem Unterricht ein zusätzliches, freiwilliges Nachmittagsprogramm.

Foto: Linda Hammer (Archiv)

Die Stadt Wegberg ist Träger von Grundschulen in Wegberg, Merbeck, Arsbeck, Wildenrath, Beeck und Rath-Anhoven. An allen sechs Standorten wird die Offene Ganztagsgrundschule (OGS) umgesetzt. Das Modell orientiert sich im Gegensatz zur Ganztagsschule an der klassischen Unterrichtsstruktur der Halbtagsschule und bietet nach dem Unterricht ein zusätzliches, freiwilliges Nachmittagsprogramm. Doch es fehlen Betreuungsplätze im Offenen Ganztag. Das kann vor allem Alleinerziehende in Existenznöte bringen. Ulla Sevenich-Mattar vom Verein "AWO - Spielend lernen" machte während der Sitzung des Bildungsausschusses im Rathaus auf das Defizit aufmerksam.

Der Verein hat in Kooperation mit den Schulleitungen und Schulträgern die Verantwortung für die Betreuungsleistung OGS an allen Grundschulen im Stadtgebiet. Die Defizite in der OGS stehen schon länger im Fokus der öffentlichen Diskussion. So organisierte die Freie Wohlfahrtspflege unter dem Motto "Gute OGS darf keine Glückssache sein" eine Kampagne, die sich für eine dauerhaft gute Qualität in Offenen Ganztagsschulen in NRW einsetzt und vom Land NRW ein Gesetz fordert, das einheitlich regelt, wie eine gute OGS ausgestattet und finanziert wird. Bisher sind die Rahmenbedingungen für die OGS lediglich durch geltende Erlasse geregelt.

"Eltern sind heutzutage berufstätig, und darum sind sie auf die Betreuung ihrer Kinder angewiesen", erklärte Ulla Sevenich-Mattar im Sitzungssaal des Rathauses. In Wegberg sind zurzeit 579 Kinder in der OGS-Betreuung. Weil der Bedarf höher ist, können nicht alle Kinder aufgenommen werden, was zwangsläufig Folgen für die Berufstätigkeit der Eltern nach sich zieht. Ulla Sevenich-Mattar erklärte den Ausschussmitgliedern, dass es beispielsweise in Arsbeck eine Warteliste gibt. Vor allem der räumliche Mangel sei für die Schulen ein Problem. Außerdem sei es schwierig, ausreichend qualifiziertes Personal für die OGS zu finden. Die Finanzierung sei unzureichend. Ulla Sevenich-Mattar rechnete vor, dass zurzeit etwa 1085 Euro pro Kind und Jahr für die OGS zur Verfügung stehe, man aber 3170 Euro bräuchte. Deshalb drohe eine Zweiklassengesellschaft: Während es sich reiche Kommunen leisten könnten, dieses Defizit zumindest teilweise auszugleichen, blieben klamme Städte wie Wegberg auf der Strecke. "Unter diesen Voraussetzungen haben Kinder hier schlechtere Chancen als in reichen Kommunen", sagte sie. Man müsse gemeinsam überlegen, wie man die Situation verbessern könne. Sevenich-Mattar brachte eine Erhöhung des Elternbeitrags ins Gespräch, der in Wegberg vergleichsweise gering sei.

Ulla Sevenich-Mattar ging näher auf die Bedingungen in den einzelnen Wegberger Grundschulen ein. Demnach besteht vor allem in Arsbeck Handlungsbedarf: Während aktuell 191 Quadratmeter Fläche für die OGS zur Verfügung stehen, würden 500 Quadratmeter benötigt. In Beeck reiche die zur Verfügung stehende Fläche von 250 Quadratmetern zwar aus, es stehe aber kein separater Besprechungsraum zur Verfügung, ähnliches gelte für Merbeck (135 vorhanden/97 benötigt). Für die Erich Kästner Grundschule in Wegberg stehen 499 Quadratmeter zur Verfügung, 855 wären wünschenswert. Auch in Rath-Anhoven (198 Quadratmeter vorhanden/250 benötigt) und Wildenrath (145/183) bestünden mit Blick auf die OGS räumliche Defizite.

Nach dem Vortrag von Ulla Sevenich-Mattar wies Erste Beigeordnete Christine Karneth darauf hin, dass Wegberger Grundschulen im Vergleich mit Schulen aus den übrigen Kommunen im Kreis Heinsberg beim Thema Offene Ganztagsbetreuung vergleichsweise gut abschneiden. "Wir liegen an zweiter Stelle, also ziemlich weit oben", sagte sie und bezog sich dabei auf die OGS-Schülerzahlen im Kreis Heinsberg im Schuljahr 2016/17, die der Fachberatung OGS im Schulamt für den Kreis Heinsberg in der Schulträgerkonferenz am 7. Februar 2018 vorlagen. Demnach werden in Wegberg 66 Prozent aller Schüler in der OGS betreut, nur in Wassenberg (82 Prozent) ist diese Quote höher. Die übrigen Platzierungen: Erkelenz (47 Prozent), Übach-Palenberg (41), Selfkant (36), Geilenkirchen (32), Hückelhoven und Heinsberg (jeweils 28), Gangelt (25) und Waldfeucht (23 Prozent).

(hec)
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