Wegberg Mit Musik gegen Sucht und Abhängigkeit

Wegberg · Bei einem Hip-Hop-Workshop im evangelischen Jugendheim setzen sich junge Leute mit dem Thema Sucht auseinander.

 Sebastian Bierbaums (Gitarrist) und Omid Shirazi (r.) proben mit den Teilnehmerinnen des Hip-Hop-Workshops im evangelischen Jugendheim.

Sebastian Bierbaums (Gitarrist) und Omid Shirazi (r.) proben mit den Teilnehmerinnen des Hip-Hop-Workshops im evangelischen Jugendheim.

Foto: J. Laaser

Omid Shirazi nickt anerkennend. "Die Jugendlichen sind motiviert und gut vorbereitet. Sie haben sich mit der Thematik auseinandergesetzt", sagt der Workshopleiter, der an diesem Tag eigens aus Köln angereist ist. Der gebürtige Iraner (46) erzählt, dass er Performer und audiovisueller Künstler sei, unterwegs auf den internationalen Bühnen.

Ins evangelische Jugendzentrum ist er im Auftrag der Mülheimer ginko-Stiftung für Prävention gekommen. Fünf Stunden wird er bleiben, um mit den neun Mädchen und Jungen im Alter von zwölf bis 21 Jahren einen eigenen Song aufzunehmen, der die Themen Sucht und Abhängigkeit aufgreift.

Ziel der durch das Land NRW geförderten Öffentlichkeitskampagne "Sucht hat immer eine Geschichte" ist es, die Jugendlichen darüber aufzuklären, wie Sucht entstehen kann, welche Gefahren von Suchtmitteln und damit verbundenen Verhaltensweisen ausgehen und wie man sich davor schützen kann.

"Wir haben ein bisschen was vorbereitet. Das können Sie sich ja mal anhören", sagt Schulsozialarbeiterin Birgit Foitzik. Im sogenannten Multifunktionsraum der evangelischen Jugendeinrichtung, in dem regelmäßig das Tanztraining für Streetdance- oder Showtanzgruppen stattfindet, hört sich Omid Shirazi den Rap an, den die Workshopteilnehmer gemeinsam getextet und provisorisch mit dem Handy aufgenommen haben. Er handelt von einer Freundschaft, die zerbricht. "Es geht um Drogen. Die Person, um die es dabei geht, verliert erst den Freund, dann die Familie", erzählt Joline Vonberg. Die 13-jährige Schülerin des Maximilian-Kolbe-Gymnasiums hat sichtlich Spaß an der ungewöhnlichen Projektarbeit. Drei gemeinsame Treffen haben bereits stattgefunden. Jedes dauerte fünf Stunden. "Vor den Sommerferien ging es los", berichtet Realschüler Leon Becker (14). Die meisten kannten sich schon, einige sind Teamer - ehrenamtliche Mitarbeiter in der von Christiane Bertrams geleiteten Freizeiteinrichtung neben der evangelischen Kirche. Auch Sarah Hahn macht mit. Die junge Frau hat ein geistiges Handicap, arbeitet in der Lebenshilfe-Werkstatt in Oberbruch. Das schnelle Sprechen beim Rappen fällt ihr schwer, ihre Sätze sind manchmal nicht flüssig. "Wir arbeiten hier inklusiv. Jeder kann mitmachen, auch bei unserem kostenlosen Tanztraining", erklärt Einrichtungsleiterin Christiane Bertrams. Auf die 21-jährige Sarah möchte sie auch als Teamerin nicht verzichten. "Als Aufsicht für die Kinder ist Sarah toll. Wenn wir hier was machen, nimmt sie sich extra Urlaub."

Auch bei der Aufnahme des eigenen Songs mit dem Hip-Hop-Dozenten ist Sarah dabei. Das Ergebnis der musikalischen Umsetzung der Sucht-Problematik wird auf der Homepage der Landeskampagne (www.suchtgeschichte.nrw.de) veröffentlicht, die Vornamen der Projektteilnehmer werden genannt. Alle Beteiligten erhalten eine Datei mit dem gemeinsam getexteten Lied. Der Kreis Heinsberg hatte die Landesmittel beantragt. Auch 2018 soll es im Jugendtreff an der Martin-Luther-Straße ein Projekt geben, eventuell einen Videodreh.

(cb)
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