Wegberg Mit dem Streetworker unterwegs

Wegberg · Wegbergs Streetworker Martin Maurin ist oft "Retter in der Not" und engagiert sich besonders für die Jugend und Flüchtlinge.

 Bei seinen Rundgängen durch Wegberg, die er in der Regel am Wochenende und an Feiertagen unternimmt, trifft Streetworker Martin Maurin (30) verschiedene Gruppen und lässt sich auf Gespräche ein.

Bei seinen Rundgängen durch Wegberg, die er in der Regel am Wochenende und an Feiertagen unternimmt, trifft Streetworker Martin Maurin (30) verschiedene Gruppen und lässt sich auf Gespräche ein.

Foto: Jörg Knappe

Sein Arbeitstag beginnt um die Mittagszeit: Martin Maurin, der bereits das vierte Jahr für die Stadt Wegberg als Streetworker tätig ist, erwartet in seinem beschaulichen Büro viel Arbeit. Die meiste Zeit verbringt er hinter seinem Schreibtisch, von wo aus er Vorbereitungen für den weiteren Arbeitstag trifft: Telefonate werden geführt, Termine vereinbart und hilfebedürftige Bürger werden an Institutionen oder Ämter vermittelt. Auch Suchtberatung, behördliche Anträge stellen oder Hilfe bei der Ausbildungssuche zählen zu seinen Aufgaben im Büro. Doch den Grundstein seiner Arbeit schafft er außerhalb der weißen vier Wände.

Auf seinen Rundgängen durch Wegberg, die er in der Regel am Wochenende und an Feiertagen unternimmt, trifft Martin Maurin verschiedene Gruppen an und lässt sich auf ein Gespräch mit ihnen ein. "Dabei lerne ich die einzelnen Personen besser kennen und schaffe bereits im ersten Gespräch eine kleine Vertrauensbasis", erklärt der Streetworker. "Um dieses Vertrauen weiter zu stärken, musst du authentisch sein. Deine Persönlichkeit ist der beste und einfachste Zugang zu Betroffenen, die nirgendwo anders Hilfe erwarten können." Im Umgang mit solchen Bürgern, die oft auch minderjährig oder gerade erst volljährig sind, pflegt Martin Maurin eine kumpelhafte Beziehung, indem er sich sprachlich anpasst und das intensive Gespräch sucht. "Manchmal muss die Kommunikation niedrigschwellig sein, damit die Betroffenen überhaupt offen für meine Hilfeleistungen sind. Soziale Arbeit ist und bleibt nun mal ein Mittel zum Zweck", sagt Maurin. Und bei diesem Mittel zum Zweck scheint er eine Menge Spaß zu haben. Ohne diese Voraussetzung könnte er seine Arbeit auch nicht ausführen, da die Betroffenen sonst nicht wahrhaben wollen, dass sich Martin Maurin wirklich für ihre Probleme interessiert und sie ernstnimmt.

"Zuerst muss ich die Person, mit der ich mich gerade befasse, einschätzen können, denn nur so kann ich der Ursache für das Fehlverhalten, in welcher Art auch immer, auf den Grund gehen und zusammen mit dem Betroffenen versuchen, die Probleme zu lösen", berichtet Maurin.

Viele Bürger, insbesondere Jugendliche, verwechseln den Streetworker oft mit der Polizei oder dem Ordnungsamt. "Bei meinem Beruf spielt der kontrollierende Aspekt überhaupt keine Rolle", erklärt Martin Maurin. Der bodenständige Sozialarbeiter klärt den Sachverhalt so gut wie nur möglich mit dem Hilfesuchenden auf, bevor er ihn an ein zuständiges Amt weiterleitet, wo er professionelle Hilfe bekommt, die auf ihn zugeschnitten ist. "Ich investiere in manche Einzelfälle mehr Zeit, als ich eigentlich habe. Deshalb ist es notwendig, andere Helfer hinzuzuziehen - vorausgesetzt, es liegt im Sinne des Betroffenen", erklärt Maurin.

Zu seinem Engagement gehört auch, auf die Wünsche und Bedürfnisse von Bürgern einzugehen. Besonders häufig wird er von Jugendlichen nach einer alternativen Freizeitgestaltung angesprochen. Aus diesem Grund hat er ein Projekt mit dem katholischen und evangelischen Jugendzentrum ins Leben gerufen, wo mit Jugendlichen an einer Umsetzung ihrer Ideen in Bezug auf die Freizeitangebote gearbeitet wird. "Wir haben uns vorgenommen, mindestens vier vielseitige Projekte pro Jahr für die Wegberger Jugend zu verwirklichen", sagt der Streetworker. Die Vergangenheit beweist, dass Martin Maurin seinen Worten auch Taten folgen lässt: In Kooperation mit dem Jugendverband CAJ-Aachen hat er in Arsbeck neue Freizeitaktivitäten geschaffen, die von Jugendlichen mit Begeisterung angenommen werden.

Auf die Frage, ob seine Arbeit manchmal langweilig und eintönig erscheint, antwortet Maurin mit einem Lächeln: "Auf gar keinen Fall! Natürlich habe ich es mit ähnlichen Problemlagen zu tun, doch ich treffe so viele verschiedene Persönlichkeiten, dass jeder Fall individuell Freude bereitet. Außerdem muss sich ein Streetworker oft neuen Herausforderungen stellen - und daran wächst man ja bekanntermaßen", sagt Maurin.

Eine dieser Herausforderungen ist es, seinen persönlichen Mittelweg zu finden. Ein Streetworker muss immer engagiert sein, muss aber auch eine gewisse Distanz zu den Bürgern bewahren. "Eine ähnliche Gradwanderung muss man zwischen Arbeit und Privatleben meistern, weshalb ich so oft wie möglich meinen Hobbys mit Freunden nachgehe, um einen Ausgleich zu schaffen", berichtet Maurin.

Und welche Ziele hat sich der Streetworker gesetzt? "Das Ziel meiner Arbeit ist es, meine Arbeit überflüssig zu machen", stellt Maurin lachend fest. Na dann viel Erfolg dabei.

(RP)
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