Wegberg Lebenslust und Todessehnsucht

Wegberg · Die Protagonisten der Komödie "Arthur und Claire" bewegen sich auf einem schmalen Grat zwischen Selbstaufgabe und Hoffnung.

 Mit großartiger schauspielerischer Leistung stellten die Darsteller im Forum Wegberg die vielen Gefühlsfacetten nuanciert und äußerst engagiert heraus.

Mit großartiger schauspielerischer Leistung stellten die Darsteller im Forum Wegberg die vielen Gefühlsfacetten nuanciert und äußerst engagiert heraus.

Foto: Katerina Huber/Münchner Tournee

Die Brisanz des Themas Suizid wurde schon in der Anfangszeit der Komödie "Arthur und Claire" des Autors Stefan Vögel durch das Aufeinandertreffen der Hauptpersonen und deren kernige Dialoge abgeschwächt - wohl eine Voraussetzung dafür, eine relativ leichte Erzählweise mit einigen witzigen Momenten umsetzen zu können.

Für das Publikum im ausverkauften Forum bot sich neben guter Unterhaltung die Gelegenheit, sich mit gewichtigen Lebensfragen auseinanderzusetzen. Während sich die Protagonisten auf einem schmalen Grat zwischen Selbstaufgabe und der Hoffnung auf ein wenig neues Lebensglück bewegten.

In der Produktion der Komödie im Bayerischen Hof München lernen sich die Selbstmordkandidaten Claire (Eva-Maria Grein von Friedl) und Arthur (Hardy Krüger Junior) in einem Hotel in Amsterdam kennen. In benachbarten Zimmern wohnend, beabsichtigt Claire, sich dort das Leben zu nehmen. Arthur dagegen hat für den nächsten Tag einen Termin in einer Sterbeklinik ausgemacht. Die jeweiligen Gründe für ihre Selbstaufgabe: Während sie nicht über ihr Trauma hinwegkommt, Ehemann und Kind bei einem Autounfall, bei dem sie am Steuer saß, verloren zu haben, weiß er seit knapp einem Jahr, dass er an Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium leidet. Die zwei Zimmer, in denen sich das Geschehen abspielte, lagen nebeneinander und waren lediglich durch eine imaginäre Wand getrennt. Durch je ein Fenster wurde zudem die Aussicht auf die pulsierende Stadt Amsterdam suggeriert. Der erste Kontakt zwischen den Bewohnern kam dadurch zustande, dass Claire zu laut Musik der Gruppe Doors abspielte und er sich bei ihr beschwerte. Dass er sie dadurch zwang, den gerade eingenommenen Tablettencocktail wieder auszuspucken, wusste nur der Zuschauer. Ein späterer Versuch scheiterte bei ihr am fehlenden Mut. In Aussprüchen wie "Sind Sie taub?" - "Nein, Lehrer!" oder Arthurs Sichtweise "mit dem Leben abgeschlossen zu haben gäbe eine gewisse Heiterkeit" entlud sich einiger Ärger, die eigenen Pläne durchkreuzt zu sehen. Der kranke, nicht rauchende Sportlehrer hatte gar seinen Sterbetag in seinen Urlaub gelegt, "damit in der Schule kein Chaos ausbricht".

Nach einem gemeinsamen Abend und einer gemeinsamen Nacht wachten sie an seinem Sterbetag zusammen in seinem Hotelbett auf. Zunächst in die Stille eingespielte laute Herztöne wurden später durch einen Auszug aus dem Lied "Ist da jemand" abgelöst - die Existenz der beiden Menschen schien um viele zwischenmenschliche Komponenten reicher geworden zu sein: Arthur durchlebte die Krankheit und Claire bekam ein Kind von ihm. Im Laufe des Abends standen sich extreme Gegensätze gegenüber: Das Hantieren mit tödlichen Utensilien den neckischen Wortwechseln oder leidenschaftlicher Annäherung.

Mit großartiger schauspielerischer Leistung stellten die Hauptdarsteller sowie Ricardo Angelini (als Arthurs Sohn) die vielen Gefühlsfacetten nuanciert und äußerst engagiert heraus. Sie boten durchweg eindrucksvolle Schauspielkunst, mit der sie die Thematik mit aller Gegensätzlichkeit nachvollziehbar vermittelten. "Dem Feind (lieber) bis zum letzten Atemzug ins Auge zu sehen" anstatt vorher aufzugeben war eine Moral, die sich Arthur sowie vielleicht dem einen oder anderen Zuschauer erschloss. Mit langanhaltendem Beifall belohnte das Publikum das Ensemble.

(RP)
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