Wegberg Kunst als sinnliches Erlebnis

Wegberg · Johannes Donner ließ sein künstlerisches Gefühl in neue Werke einfließen. Er vertraute auf die Energie des Materials und schaffte Kunst im Vertrauen auf sein Bauchgefühl. Er öffnet sein Atelier für Gäste.

 Johannes Donner (62) in seinem Atelier am Mühltalweg in Wegberg-Watern. Hier trägt der Künstler auf einem seiner neuen Werke als einer der letzten Arbeitsschritte eine feine Wachsschicht auf.

Johannes Donner (62) in seinem Atelier am Mühltalweg in Wegberg-Watern. Hier trägt der Künstler auf einem seiner neuen Werke als einer der letzten Arbeitsschritte eine feine Wachsschicht auf.

Foto: Jürgen Laaser

Der Künstler gibt sich ganz dem Malprozess hin. Konzentriert geht Johannes Donner in seinem Atelier am Mühltalweg im Wegberger Ortsteil Watern zu Werke. Es riecht nach Wachs. Donner arbeitet gerade an mehreren Werken gleichzeitig. Auf das aus Sanden und Sumpfkalk entstandene Fresko/Intonaco, die letzte feine Schicht als Malgrund, trägt er Dispersionsbinder auf und arbeitet Beizen, Tuschen, Öle, Schellack, Silikatkreiden und Farbpigmente ein. Während die Beizen zumeist geschüttet werden, stellt er die Farben mit Pigmenten und verschiedenen Bindern selbst her und bringt sie mit dem Pinsel, Lappen oder den Händen auf. Durch das ständige Auf- und Abtragen der unterschiedlichen Materialien entstehen tiefsatte Farbtöne und am Ende ein stimmiges Ganzes. 15 bis 18 Arbeitsgänge sind keine Seltenheit. Kunst zu schaffen, ist für ihn ein mit Neugier und Spannung erfüllter Prozess. Ein sinnliches Erlebnis.

Seit 1976 ist Johannes Donner freischaffender Künstler. Nach seiner Tätigkeit als Fotojournalist in Aachen (1979 bis 1992) betätigt er sich seit 1993 als Galerist, zunächst in Beeck, später in Watern, wo er nur einen Steinwurf entfernt von der Bockenmühle ein kleines Atelier mit eigener Radierwerkstatt unterhält. In seinem Atelier bewahrt Donner eine große Palette unterschiedlicher Farbpigmente auf sowie die Binder Lein- oder Mohn-Öl, Kasein und Eitempera, die die Basis seiner Werke veranschaulichen.

"Der Malprozess bedeutet für mich: ein Bild entstehen lassen und weiter gestalten, was sich aus einem Impuls heraus - ausgelöst durch ein Gefühl, eine Wahrnehmung - entwickelt und sich intuitiv in Strukturen, Formen und Farben ausdrückt", sagt Donner. Seit 2009 verwendet er in seinen Arbeiten weder synthetische, noch fertige Farben. Die eigentliche Spannung wird durch den Auftrag von Marmormehl oder Sumpfkalk/Fresko erzeugt, welche beim Trocknen reißen. In Donners Bildern entstehen so typische Adern, mal fein, mal grob, und explosionsartige, sich aufladende Spannungsfelder. Seine Werke wirken abstrakt, die Betrachter müssen sich darauf einlassen. Wer sich wie Johannes Donner seine eigenen Gefühle und Erinnerungen zum Motiv wählt, kann nicht mit Abbildern arbeiten. Donner vertraut auf die Energie des Materials und schafft mit seinen Bildobjekten einzigartige Erlebnisstücke, jedes ein Unikat mit eigener Identität. "Man darf nicht gegen das Material arbeiten", sagt der Künstler, der Emil Schumacher zum Vorbild hat.

Vor Kurzem war der Künstler auf Italien-Reise. In der Nähe von Perugia, der Hauptstadt der Region Umbrien, arbeitete er einige Wochen mit Gabriele Musebrink zusammen. Die Künstler lernten sich vor Jahren während einer Seminartätigkeit kennen. Musebrink inspirierte Johannes Donner dazu, neue Techniken und Materialien anzuwenden, die sich in besonderer Weise in den Stil seiner Arbeiten integrieren ließen. Als Fotograf war Donner viel auf Reisen und versuchte fortan, über dieses Medium die Spuren von Lebensräumen und Lebensprozessen ins Bild zu bannen. Sein in ihm wohnender, innovativer Umgang mit Bildträgern, mit Technik und Farbe treibt ihn immer wieder zu neuen künstlerischen Experimenten an. Grafik, Radierung und Malerei gesellen sich zur Fotografie.

Die Art von Gabriele Musebrink, die auffordert, sich den natürlichen Abläufen im Entstehungsprozess eines Bildes völlig zu überlassen, fußt stark in Johannes Donner. "Es passt zu mir", sagt der Künstler, "den Kopf bewusst ausschalten und sich im Vertrauen dem Bauchgefühl überlassen." Das handwerkliche und haptische Arbeiten mit den so unterschiedlich reagierenden Materialien kommen ihm entgegen. Seitdem entstehen Bilder großer Haptik und mit starken Oberflächenreliefs. Tiefe Auseinandersetzungen in dieser Technik und Herangehensweise führen zu Bildern, die sich zwischen Abstraktion, Figuration und Gegenständlichkeit bewegen.

(RP)
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