Wegberg Künstlerin hat ordentlich was im Kasten

Wegberg · Die Niederländerin Caroline Peeters stellt ihre Arbeiten derzeit in der Goldschmiede von Roland Simons aus.

 Die Künstlerin Caroline Peeters erläutert Roland Simons eine ihrer Traumboxen und Familienketten.

Die Künstlerin Caroline Peeters erläutert Roland Simons eine ihrer Traumboxen und Familienketten.

Foto: Jürgen Laaser

Sie sind ja die Geheimnisträger an sich, die Kisten, Kasten und Kästchen, die geschlossenen. Je interessanter ihr Äußeres, je interessanter muss das Innere sein. Und darauf versteht sich Caroline Peeters aus Eindhoven, die frisch zur Kunst-Offensive in Wegberg bei Goldschmied Roland Simons Kästchen der ganz besonderen Art ausstellt: Wände, Deckel und Boden sind aus Keramik, Verschlüsse und Accessoires aus Filz, Gummiband und Knöpfen.

Ein Zitat aus dem "Kleinen Prinzen" von Antoine de Saint Exupéry stellt die 48 Jahre alte gebürtige Den Haagerin über und vor ihre Arbeiten: "Was man sieht, ist nur eine Hülle, die Hauptsache bleibt verborgen." Und von daher sind die Objekte gleich mehrsinnig - sie können reines Kunstobjekt sein, sie können aber auch Aufbewahrungsort für Träume und Erinnerungen in Form von Bildern, Notizen oder Haarlocken aus dem eigenen Fundus des Besitzers sein, Bewahren hat in den Niederlanden eine starke Tradition und Praxis.

Dass sich eine Künstlerin einem Thema so wie Peeters mit den Kästchen so verschreibt, hat mehrere Hintergründe. Als ihre Großmutter verstarb, so die Künstlerin, hatte sie das Bedürfnis, einige Erinnerungsstücke an sie zu bewahren, es war die Inspiration etwas zu schaffen, das dem angemessenen Rahmen gab, ihr erstes Kästchen entstand 1992 während ihres Architekturstudiums in Eindhoven. Und das war offenbar so gelungen, dass sie Omas Erinnerungskästchen gleich mehrfach nachproduzieren konnte/musste. Eine tragende Idee also, die allerdings eine Riesenmenge an Arbeit nach sich zog, denn Keramikherstellung ist ein aufwendiger Prozess, der in vielen Phasen schief gehen kann, spätestens durch Zerbrechen bei der Betrachtung nach der Herausnahme aus dem Ofen.

Caroline Peeters hat in den vielen Jahren seit Omas Inspiration für die bei ihr notwendigen zwei Brennvorgänge, Ton und Glasur, eigene Regeln gefunden, um auch höchste künstlerische und handwerkliche Qualität zu bieten. Den Schwarzen Ton, aus Deutschland bezogen, brennt sie mit 1200 Grad, die Glasur anschließend mit 1050 Grad: "Die anderen Keramiker machen es umgekehrt. Ich brenne den Ton härter, damit er nicht mehr in die Glasur bei deren Brennvorgang reinlaufen und diese dann verunreinigen kann." An Ideen für ihre Kästchen mit Glasuren in Rot, Grün, Orange, Silber oder auch Bronze mangelt es ohnehin schon nicht, der Herstellungsprozess bietet darüber hinaus immer wieder neue Herausforderungen, vor allem auch, wenn sie Auftragsarbeiten ausführt. Sie fertigt einen Entwurf auf Papier, als Architektin hat sie ohnehin ein intensives Verhältnis zum Rechten Winkel, schneidet Schablonen aus Pappe und rollt den Ton-Teig zu Scheiben, die dann geschnitten werden auf die geforderten Schablonen-Maße, und Wochen trocknen dürfen, bis der Brennvorgang beginnen kann. Die Wegberger Auswahl, sie kann erworben werden, zeigt sich stilsicher in Form und Dekor, zeitlos modern. Von Klein bis Groß. Mit und/oder für kleine und große Geheimnisse. Das silberfarbene Kästchen am Reif an Caroline Peeters' Hals birgt eine "schöne Erinnerung". Welche, das bleibt für Außenstehende einfach ein Geheimnis.

Goldschmied Roland Simons zeigt (und verkauft) Caroline Peeters' Werke einen Monat. Er stellt seine Räume gern für künstlerische Arbeiten von Profis oder auch Schülern zur Verfügung. Peeters traf er bei einer Kunstausstellung in Roermond-Swalmen. Mehr unter www.carolinepeeters.nl.

(isp)
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