Heimat genießen - in Wegberg Kraut und Rüben

Wegberg · Die Krautfabrik Spelten in Holtum produziert Kraut, Apfel- und Pflaumenmus sowie Direktsäfte. Bauer Claßen bietet seit 16 Jahren Rheinisches Zuckerrübenkraut in der Region an.

 Bernd Spelten mit Produkten aus seinem Haus: Birnenkraut, Apfelkraut, Zuckerrübenkraut.

Bernd Spelten mit Produkten aus seinem Haus: Birnenkraut, Apfelkraut, Zuckerrübenkraut.

Foto: Jürgen Laaser

Das Familienunternehmen Spelten ist in mehrfacher Hinsicht in der Heimatregion verwurzelt: Das verarbeitete Obst stammt aus dem Rheinland und die Rüben ausschließlich aus dem Kreis Heinsberg. Die Produktion von Krautsorten, Mus oder Direktsäften erfolgt seit mehr als 100 Jahren in Holtum und wird inzwischen in dritter Generation betrieben.

Somit haben Konsumenten aus dem regionalen Umkreis einen starken Bezug zu den leckeren Speisen, die seit Kindheitstagen mit auf den Frühstückstisch gehören. "Das Rheinland ist ein typisches Gebiet für Obstanbau", sagt Inhaber Bernd Spelten. Die Apfelernte hat vor ein paar Wochen begonnen und entsprechend liegen Berge duftender Äpfel und Birnen im Hof und warten darauf, am gleichen Tag verarbeitet zu werden. Rund zwei Drittel stammen von Obstplantagen der Kempener Platte, aus dem Raum Meckenheim und der Eifel.

Die restlichen Früchte haben Streuobstwiesen-Besitzer gebracht und dafür im Tausch Fertigprodukte mitgenommen. "Und das Rheinland verfügt über eine Tradition in der Apfel- und Zuckerrübenkraut-Herstellung", fügt er an. So starteten während des Zweiten Weltkrieges eine Vielzahl von Kleinbetrieben aus der Landwirtschaft und eigenem Besitz von Bäumen heraus mit kleinen Produktionen. Im Laufe der Jahre hatten sich allerdings nur wenige von ihnen halten können. Im Rheinland ist die Krautfabrik Spelten eins von insgesamt zwei größeren verarbeitenden Unternehmen.

Bernd Spelten sei mit den leckeren Produkten groß geworden, sagt er. Ebenso kenne er die Lieferanten zum Teil seit Jahrzehnten persönlich und ist mit ihnen auf den Obstplantagen oder beim Rübenanbau im direkten Kontakt. "Wir arbeiten eng zusammen, damit die Rohware jedes Jahr gesichert ist. Im Laufe der Jahre haben wir ein großes gegenseitiges Vertrauen zwischen Erzeugern, Produzenten und Abnehmern aufgebaut." Wie sehr die Verbraucher vor allem die Krautsorten mit einem heimatlichen Gefühl verbinden, merkt er auch daran, dass regelmäßig Bestellungen aus der ganzen Welt bei ihm eingehen. Es sind Leute, die im Rheinland gelebt haben und jetzt aus einem Bedürfnis nach Apfel- oder Rübenkraut heraus paketweise den Brotaufstrich anfordern. Darauf, dass unverändert nach alter, überlieferter Rezeptur das fruchtige Kraut oder der natursüße Sirup hergestellt wird, legt Bernd Spelten größten Wert.

Mit moderner Technik gewährleistet er nach wie vor besonders schonende Verarbeitung zum Erhalt möglichst vieler Nährwerte. Im Jahr 2012 sind sein Apfel- und Rübenkraut innerhalb einer Schutzgemeinschaft mit dem Gütezeichen "Geschützte geografische Angabe" ausgezeichnet, gestärkt und mit einem Logo vom zuständigen Landesamt ausgestattet worden. "Der Verbraucher kann sich sicher sein, dass an diesem Ort angeliefert, verarbeitet und fertig produziert wird", betont Spelten. Die althergebrachte Tradition der privaten Anlieferung und des Tauschhandels möchte er als zusätzliche regionale Bindung gerne weiterpflegen.

In diesem Zusammenhang sieht er auch ein gesteigertes Interesse vonseiten der Privatleute. Sie haben den Anreiz, Fallobst aufzuheben und sehen durch die Verarbeitung einen tieferen Sinn in ihrem Engagement. Bei Familien mit Kindern sind diese miteingebunden, erfahren eine Wertschätzung der Naturprodukte und erleben vor Ort Lagerung und Gerüche des Kochens mit, was sich auf ihr eigenes Bewusstsein positiv auswirkt.

Dass sich der süße Brotaufstrich mit hohem Fruchtanteil auch zum Kochen und Backen eignet, ist an verschiedenen Rezepten ersichtlich. Mandelbirnen als Dessert mit Birnenkraut, Kaffeegebäck für Diabetiker mit Apfelkraut, Pflaumenmustorte oder rheinischer Sauerbraten mit Zuckerrübenkraut zum Beispiel. Zudem sei Zuckerrübenkraut als Zutat für Brote und andere Backprodukte bei Privatleuten und Bäckereien beliebt, fügt Bernd Spelten an.

Eine besondere Spezialität habe jüngst die Metzgerei Esser kreiert: In Anlehnung an eine Rheinische Zwischenmahlzeit mit Leberwurst- und Rübenkrautbelag bietet sie eine Rübenkrautleberwurst an.

(cole)
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