Wegberg Kindern gleiche Bildungschancen geben

Wegberg · Wegberger Sozialdemokraten sprachen bei einer Podiumsdiskussion über "Kein Kind zurücklassen".

Der SPD-Ortsverband Wegberg hatte zur Podiumsdiskussion unter dem Titel "Kein Kind zurücklassen" in die Gaststätte "Zur Post" eingeladen, und viele interessierte Bürger aus den Bereichen Politik oder Schule sowie Eltern waren gekommen.

Der Ortsverband bezog sich damit auf das Landesprogramm "Kein Kind zurücklassen! Kommunen in NRW beugen vor". Nach Begrüßung durch Geschäftsführer Holger Babka stieg Vorsitzender Rüdiger Birmann tiefer in die komplexe Thematik ein. "Zu oft entscheiden nicht Leistung oder Eignung über die Ausbildung der Kinder, sondern das Einkommen der Eltern", meinte er. Die Folgen seien langfristig für die Wirtschaft negativ: Viele Fachkräfte fielen weg und belasteten lange Zeiten der Arbeitslosigkeit die Wirtschaftskraft. "Es muss so früh wie möglich dafür gesorgt werden, dass Chancengleichheit besteht", forderte er, von Kindergartenzeiten bis zur Schule und in der Freizeit.

Eine bessere Vernetzung vor Ort und längeres gemeinsames Lernen zu verankern, waren Ansatzpunkte, die er aus dem Landesprogramm zitierte. Von unterschiedlichen Perspektiven beleuchteten die Podiums-Teilnehmer die Situation. Sepp Becker, ehemaliger stellvertretender Leiter der Betty-Reis-Gesamtschule Wassenberg, hatte sich vor mehr als 25 Jahren sehr dafür eingesetzt, dass die Schule gegründet wurde. "Lehrer sollten Kinder mit unterschiedlichster Prägung fachgerecht annehmen, die Politik müsste genügend Lehrer einstellen und es sollte kleinere Klassen geben, um mehr Zeit für den Einzelnen zu haben", sagte er.

Ebenso lenkte Sepp Becker den Blick auf Schulgebäude, die sich im guten Zustand befinden sollten. Klaus Lange, GEW Vorsitzender im Kreis Heinsberg, kritisierte, dass die Wassenberger Gesamtschule heutzutage Einschränkungen bei der Differenzierung in Grund- und Erweiterungskurse hinnehmen muss. Auch erinnerte Lange an die Forderungen nach gerechterer Bezahlung von Lehrern und Schulleitern.

Juso-Vorsitzender und ehemaliger Schülersprecher des Maximilian-Kolbe-Gymnasiums, Steffen Vogel, berichtete aus eigener Erfahrung als G8-Absolvent. Zu wenig Zeit für Freizeit und weniger Aktualität des Unterrichtsstoffs machte er als Folgen aus und forderte eine Rückkehr zu G9.

SPD-Landtagskandidat Ralf Derichs erinnerte daran, dass es im Kreis Heinsberg mehr gemeinsames Lernen als je zuvor gebe. Die Finanzierung von Schulsozialarbeitern und das Programm "Gute Schule 2020" mit dem Ziel der Sanierung von Schulgebäuden führte er als hilfreiche Maßnahmen an. Ebenso forderte Ralf Derichs, die bürokratischen Hürden für Elternbefragungen zur Gesamtschule in Erkelenz zu senken.

SPD-Bundestagsabgeordneter Norbert Spinrath sprach sich im Rahmen der Podiumsdiskussion für kostenfreie Bildung für alle aus. Zugleich verwies er darauf, dass nicht jedes Kind Abitur oder Hochschulabschluss machen müsse. "Der Bund ist aufgrund der Aufhebung des Kooperationsverbots jetzt in der Lage, bei Zustimmung des Landes Unterstützung für Kommunen oder Schulen zu leisten."

Dass das Thema Inklusion bezüglich der Umsetzung erst in den Anfängen steckt, stellten die Anwesenden unter anderem in der anschließenden gemeinsamen Diskussionsrunde fest.

(cole)
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