Erkelenz kfd-Frauen spenden für junge Flüchtlinge

Erkelenz · Wegberger kfd-Frauen übergeben rund 1500 Euro an junge unbegleitete Flüchtlinge in Brüggen.

 Glückliche Gesichter bei (v.l.) Erika Schaap, Veronika Radine, Anneliese Beeck, Maritta van der Gracht und Annemarie Merz (alle kfd), Pfarrer Tran (hintere Reihe links), Dr. Kamil Gönüleglendiren, Christian Rosendahl (hintere Reihe Mitte u. rechts), Marita Schönhals (2. v. r.), alle ViaNobis, Inge Jakobs (r./Vorsitzende kfd), Semier und Belal.

Glückliche Gesichter bei (v.l.) Erika Schaap, Veronika Radine, Anneliese Beeck, Maritta van der Gracht und Annemarie Merz (alle kfd), Pfarrer Tran (hintere Reihe links), Dr. Kamil Gönüleglendiren, Christian Rosendahl (hintere Reihe Mitte u. rechts), Marita Schönhals (2. v. r.), alle ViaNobis, Inge Jakobs (r./Vorsitzende kfd), Semier und Belal.

Foto: ViaNobis

"Weißt Du, welche Zahl das ist?", fragt Marita Schönhals den 18-jährigen Semier und zeigt auf den großen Scheck, den der junge Volljährige in seinen Händen hält. Dieser nickt lächelnd und seine dunkelbraunen Augen leuchten.

Semier kommt ursprünglich aus Eritrea, ist seit zwei Jahren in Deutschland und lebt seit Anfang 2015 in der WG Noah der ViaNobis - Die Jugendhilfe/Schloss Dilborn in Brüggen. Hier wird er zusammen mit 17 anderen Jungen in zwei Wohngruppen von pädagogischen Mitarbeitern wie Marita Schönhals und Christian Rosendahl betreut. Die Jugendlichen stammen überwiegend aus Eritrea und Afghanistan, aber auch aus Mali, Guinea und Syrien.

Heute haben Semier und Belal, stellvertretend für alle WG-Bewohner, Besuch von sechs Frauen der kfd (Katholische Frauengemeinschaft Deutschland) Wegberg/Beeck und Pfarrer Franz Xaver Tran Huu Duc aus der Pfarre St. Martin Wegberg bekommen. Der Pfarrer war im Jahr 1982 selbst als Flüchtling aus Vietnam nach Deutschland gekommen.

Etwas ganz Besonderes haben die Gäste mitgebracht: einen Scheck über die stolze Summe von 1440,77 Euro. Das Geld stammt aus der Kollekte des Frauengottesdienstes anlässlich der Holtumer Oktav im Juli, an der auch Semier und vier andere Jungen aus Brüggen mit einer Betreuerin teilnahmen. "Jedes Jahr sammeln wir hier für eine Einrichtung oder ein Projekt aus dem Sozialwesen", erklärt Inge Jakobs, Vorsitzende der kfd Wegberg/Beeck, und fügt stolz hinzu: "Eine so große Spendensumme wie diesmal hatten wir noch nie."

Wie Frauen der kfd aus Wegberg auf junge Flüchtlinge aus Brüggen kämen, könne man sich fragen, schmunzelt die Vorsitzende. Das sei durch ihre Vereinskollegin Maritta van der Gracht gekommen, die auf die Jugendhilfe Schloss Dilborn der ViaNobis aufmerksam geworden sei. Nachdem diese in der Zeitung zufällig eine Stellenanzeige der Einrichtung gesehen hatte, hätte sie gedacht: "Da rufe ich einfach mal an."

Schon wenige Wochen später, im Mai dieses Jahres, fuhren Maritta van der Gracht und ihre kfd-Kolleginnen Veronika Radine und Annemarie Merz zum ersten Mal nach Brüggen. Dort zeigten Semier und die anderen Jungen den Frauen aus dem Kreis Heinsberg stolz ihre Zimmer. "Einer der Jugendlichen begrüßte uns mit den Worten ,Herzlich willkommen in meinem Zuhause!'", erinnert sich Annemarie Merz. "Wenn ich daran denke, bekomme ich sofort wieder eine Gänsehaut."

Sehr ergriffen seien sie und ihre Kolleginnen gewesen, als sie den Erzählungen von Dr. Kamil Gönüleglendiren, Teamleiter der beiden Wohngruppen, zu den Fluchtgeschichten der Jungen gelauscht hätten. "Viele von ihnen haben eine mehrmonatige oder sogar Jahre andauernde Flucht hinter sich, auf der sie zum Teil sehr schlimme Dinge erlebt haben." Tief beeindruckt habe Veronika Radine die Lernbereitschaft und das Engagement der jungen Männer: "Als wir sie fragten, was sie sich für ihre Zukunft wünschen würden, antworteten sie, sie wollten schnell Deutsch lernen, einen Schulabschluss und eine Ausbildung machen, um einen Beruf ergreifen und Geld verdienen zu können." Nach dem Besuch seien sie sich deshalb sofort sicher gewesen, dass sie die diesjährige Kollekte an die jungen Flüchtlinge geben wollten.

Für die großzügige Spende bedankte sich Dr. Gönüleglendiren herzlich bei den kfd-Mitgliedern und berichtete: "Nicht alle Kosten, die hier entstehen, sind abgedeckt. Für einige unserer Jungen möchten wir gebrauchte Fahrräder erwerben. Anderen können wir mit dem Geld Schulbücher oder Fachliteratur für ihre Ausbildung kaufen. Und nach Möglichkeit möchten wir alle zusammen einen Ausflug in einen Klettergarten machen."

(RP)
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