Wegberg In die Natur der Schwalm eingreifen

Wegberg · Um die Veränderungen des Schwalmtals ging es in einem Vortrag. Das Ziel: einen natürlichen Zustand herstellen.

Heute sieht die Schwalm hinter dem Busbahnhof in Wegberg, kurz vor dem Weiher der Wegberger Mühle, anders aus als vor drei Jahren. Wo die Schwalm noch künstlich und gerade verlief, schlängelt sie sich nun durch die Natur. Die Veränderung ist eine der Maßnahmen, die der Schwalmverband in den vergangen Jahren umgesetzt hat. Die Wasserwirtschaft hat sich gewandelt. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie und nationale Richtlinien sehen für das Schwalmtal Veränderungen vor. Die ökologische Qualität soll verbessert, das Gebiet natürlicher werden. Für Tiere soll Lebensraum entstehen.

Im Rahmen des 50-jährigen Bestehens des Naturparks Schwalm-Nette gab es im Naturparkzentrum Wildenrath einen Vortrag über die Bedeutung der Richtlinien für das Schwalmgebiet. Diesen hielt Thomas Schulz, Geschäftsführer des Schwalmverbands, der für die Wasserbewirtschaftung im Schwalmtal zuständig ist und die Richtlinien der Europäischen Union, des Bundes und NRWs umsetzt. Dabei müsse die Geschichte des Gebiets berücksichtigt werden. "Unsere Gewässer befinden sich im dynamischen Zustand", so Schulz. "Wir Menschen spielen eine wichtige Rolle." Denn schon seit dem elften Jahrhundert greift der Mensch in das 237 Quadratmeter große Schwalmgebiet ein. Im Mittelalter war es das Ziel, das ebene Gebiet zur Gewinnung von Energie zu nutzen. Allein an 33 Kilometern der Schwalm gab es damals 24 Mühlen. Die Menschen säuberten den Fluss für regelmäßige Strömung und legten Stauseen an. Das Wassergebiet nahm dafür viel Raum in Anspruch. "Schon vor hunderten von Jahren gab es erste wasserwirtschaftliche und ökologische Eingriffe", sagte Schulz.

Nach dem Zweiten Weltkrieg habe sich das Ziel geändert. Nicht mehr die Energieversorgung stand an erster Stelle, sondern die Ernährung der Bevölkerung. Die Menschen brauchten mehr Raum für die Landwirtschaft. "Nun hatte man ein ganz anderes Ziel", sagte Schulz. "Mit intensivem Einsatz wurde das gesamte Schwalmtal künstlich neu hergestellt." Das Gebiet wurde entwässert. Die Schwalm begradigt und tiefer gelegt. Auf diese Weise konnte rund um den Fluss herum Landwirtschaft betrieben werden.

Mit den neuen Richtlinien gibt es heute ein anderes Interesse des Menschen. Der Flussverlauf soll nicht mehr weiter künstlich sein, sondern naturbelassen. Tiere und Fische sollen ihren Lebensraum bekommen. Das Schwalmtal soll also renaturiert werden. Durch Maßnahmen wie in Wegberg geschieht dies. Der Flussverlauf wird neu ausgerichtet. Lebensräume werden entwickelt. Fischaufstiegsanlagen sorgen dafür, dass die Unterwassertiere sich durch den Fluss bewegen können. Vor allem Totholz biete Möglichkeiten, einen natürlichen Zustand herzustellen. Dafür werde wieder in die Natur eingegriffen.

Viele Interessen, darunter die von Umweltschützern, Landwirten und Städten müssten berücksichtigt werden. "Die Maßnahmenumsetzung erfordert Kreativität und Mut aller Beteiligten", sagte Schulz.

Auf Nachfrage wurde auch die Sümpfung des Schwalmtals zum Thema. Weil durch den Braunkohlentagebau die Quelle der Schwalm trocken gefallen ist, wird der Fluss durch künstliche Wasserquellen gespeist. Es gibt unterschiedliche Spekulationen darüber, was nach dem Braunkohlentagbau mit der Sümpfung, die durch RWE Power vorgenommen wird, geschieht. Wasserrechtlich sei festgehalten, dass für das Gewässer keine negativen Auswirkungen entstehen dürfen, sagte Thomas Schulz. RWE Power habe hier eine Verpflichtung.

(anek)
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