Wegberg Historische Grabstätten und verwunschene Ecken

Wegberg · Der Alte Friedhof an der Bahnhofstraße in Wegberg wurde bis nach dem Zweiten Weltkrieg als Friedhof genutzt. Heute ist er eine Parkanlage mit alten Grabdenkmälern.

 Karl Küppers, Vorsitzender des Historischen Vereins Wegberg und für seine Nachtwächter-Wanderungen im Stadtgebiet von Wegberg bekannt, führt seine Gruppen auch zum Alten Friedhof an der Bahnhofstraße und weiß dort viel Wissenswertes aus der Geschichte zu erzählen.

Karl Küppers, Vorsitzender des Historischen Vereins Wegberg und für seine Nachtwächter-Wanderungen im Stadtgebiet von Wegberg bekannt, führt seine Gruppen auch zum Alten Friedhof an der Bahnhofstraße und weiß dort viel Wissenswertes aus der Geschichte zu erzählen.

Foto: Jürgen Laaser

Wer den Alten Friedhof an der Bahnhofstraße betritt, erkundet außer einer weitläufigen Parkanlage mit vielen alten Bäumen und versteckten Nischen ein Stück Stadtgeschichte. Die Grabstätten von vier Pfarrern, die in Wegberg gewirkt haben, sind hier ebenso zu finden wie einige Familiengräber und Gedenkkreuze. In einigem Abstand zueinander zeugen sie von vergangenen Tagen, als der Friedhof noch als solcher genutzt wurde: Von 1849 bis nach dem Zweiten Weltkrieg wurden hier die Verstorbenen begraben.

Danach wurde der neue heutige Wegberger Friedhof westlich des Grenzlandrings errichtet und auf der Bahnhofstraße fanden lediglich noch einzelne Bestattungen in den Familiengräbern statt. An zentraler Stelle erinnert das mächtige Friedhofskreuz an den ersten Tag des Alten Friedhofs: Es war 1849 zur Einweihung aufgestellt worden. Der Schriftzug des Bibelverses aus dem Johannesbrief XI 25 darauf ist gut zu erkennen. "Ich bin die Auferstehung und das Leben - wer an mich glaubt, der wird leben. Wenn er auch gestorben ist."

Karl Küppers, Vorsitzender des Historischen Vereins Wegberg und für seine Nachtwächter-Wanderungen im Stadtgebiet bekannt, führt seine Gruppen auch zum Alten Friedhof. Vor allem interessierten die Menschen die Persönlichkeiten, die sich in Wegberg engagiert haben, erzählt er. Im hinteren Bereich der 73 Meter breiten - so lang erstreckt sich auch ungefähr die Mauer an der Bahnhofstraße - und 101 Meter tiefen Anlage befinden sich die Gräber der Pfarrer, die ab 1850 ihren Dienst taten. So war Franz Knors von 1850 bis 1882 in der Stadt tätig. Nach einer fünfjährigen Pause folgte Pfarrer Josef Braun bis 1901 nach, bevor Pfarrer Jakob Peter Hubert Müller das Amt bis 1909 übernahm. "Er hat sich darum bemüht, dass wir in Wegberg die erste Krankenstation bekommen haben", berichtet Karl Küppers, "sie befand sich auf der gegenüberliegenden Seite der Bahnhofstraße an der Stelle, wo die Figuren des Heiligen Antonius mit Jesuskind in der Gebäudewand zu sehen sind."

Müller habe auch veranlasst, dass im Jahr 1905 die Franziskanerinnen von Nonnenwerth nach Wegberg kamen und die Station betreuten. Nachfolger Pfarrer Roland Reiner Frank Braun habe Müllers Erbe ab 1910 bis 1922 fortgeführt. "Er hat in Absprache mit Stadtrat und Krankenhausverwaltung dafür gesorgt, dass das Krankenhaus an der Birkenallee hierhin kam", betonte Küppers. 1913 war dafür der Grundstein gelegt worden und die Klinik wurde 1915 eingeweiht. Der Bau des neuen Teils der heutigen St.-Antonius-Klinik erfolgte Anfang der 1960er Jahre. Für die bisherige Krankenstation bedeutete der Bau des Krankenhauses, dass die Nonnen im Krankenhaus weiterarbeiteten, während Kindergarten und Haushaltsschule bis in die 1960er Jahre in der Station an der Bahnhofstraße verblieben.

Ein Metallkreuz im vorderen Bereich des Alten Friedhofs erinnert an das Wirken der Nonnen, die aufgrund von Nachwuchsmangel im Sommer 1983 die St.-Antonius-Klinik verließen. In der Reihe der Gräber der vier Pfarrer ist ebenfalls das Familiengrab der Familie Vell zu finden: Deren Wirtschaftshof liegt im Ort Watern, der jüngst mit der Stadt Wegberg 1050-jähriges Bestehen feierte. Ehemals sei die Reihe an der hinteren Begrenzung des Friedhofs mit Grabmalen geschlossen gewesen, weiß Küppers, insgesamt waren etwa 5400 Menschen auf dem Alten Friedhof begraben worden. An die lokale Persönlichkeit Werner Oellers, die hier ihre letzte Ruhe fand, erinnert im nahe der Bahnhofstraße gelegenen Teil eine von der Erich Kästner Schule gestiftete Gedenktafel: Er hatte Gedichte unter anderem über den Nachtwächter aus Harbeck oder die Einweihung der Kirche in Tüschenbroich geschrieben sowie Romane und hatte gemalt. 1904 geboren, war er 1947 verstorben. Das zugehörige massive Kreuz aus Eichenholz wird zurzeit vom Bauhof der Stadt instandgesetzt.

Dessen Mitarbeiter pflegen zudem die heutige Parkanlage. Blühende Pflänzchen, die sie oder Familienangehörige regelmäßig in den Boden einsetzen, zeugen davon, dass der Verstorbenen gedacht wird. Und dass der Friedhof, dessen Vorgänger sich auf dem Vorplatz der Kirche St. Peter und Paul befand, einen festen Platz im Bewusstsein der Bevölkerung hat.

(cole)
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