Wegberg Gutachter sehen Gerberei in der Pflicht

Wegberg · Die Stadt Wegberg erhöht den Druck auf die Firma Heinen. Laut einem Gutachten der RWTH Aachen überfrachtet die Gerberei zeitweise die städtische Kläranlage mit industriellem Abwasser. Ein Rückhaltesystem könnte Abhilfe schaffen.

Die vergleichsweise hohen Abwassergebühren, welche die Bürger in Wegberg zahlen müssen, beschäftigen Politik und Verwaltung weiterhin. Den Mitgliedern des Umweltausschusses legte die Verwaltung nun ein Gutachten des Forschungsinstitutes für Wasser- und Abfallwirtschaft an der RWTH Aachen vor, das Maßnahmen bei der Firma Heinen als einleitendem Gewerbebetrieb als "zwingend notwendig" erachtet. Das Institut schlägt vor, auf dem Firmengelände ein Rückhaltesystem einzurichten, mit dem sich Belastungsspitzen verhindern ließen, die der Kläranlage Wegberg zuletzt regelmäßig zugesetzt hatten.

Um überhaupt eine Handhabe gegen industrielle Einleiter im Stadtgebiet zu haben, hatte der Stadtrat zuletzt eine - aus Sicht der Verwaltung gerichtsfeste - Entwässerungssatzung beschlossen. "Wenn diese Satzung ein halbes Jahr in Kraft ist, ist es möglich, Ordnungswidrigkeiten mit bis zu 50.000 Euro zu ahnden", erklärte Technischer Beigeordneter Rudolf Fabry. Die Bezirksregierung Köln hat der Stadt Wegberg mitgeteilt, dass die Kläranlage Wegberg neu genehmigt werden muss, weil die derzeitige Betriebserlaubnis die hohe Belastung im Zulauf nicht mehr abdeckt. Die Stadt Wegberg hat nun zwei Alternativen. Erstens: Die Kläranlage muss zu Kosten in Millionenhöhe um etwa ein Drittel ihrer jetzigen Kapazität erweitert werden, um die anfallende Belastung zukünftig bewältigen zu können. Zweitens: Die Frachten im Zulauf der Kläranlage müssen - zum Beispiel durch entsprechende Maßnahmen bei den industriellen Einleitern - so reduziert werden, dass die ursprünglich geplante Bemessungsbelastung nicht länger überschritten wird. Fraktionsübergreifend waren sich die Mitglieder des Umweltausschusses einig, dass nur die zweite Variante - also die Reduzierung der Frachten im Zulauf - die Lösung des Problems sein kann. Georg Gellissen (CDU) forderte die Stadtverwaltung dazu auf, mit allen Mitteln darauf hinzuwirken, dass dies auch umgesetzt wird. "Wir haben mit der neuen Entwässerungssatzung jetzt das geeignete Instrumentarium in der Hand", sagte er. Technischer Beigeordneter Rudolf Fabry kündigte an, dass die Stadtverwaltung weiterhin auch auf Gespräche mit den betroffenen Unternehmen setzt.

Dass es bisher nicht zu Überschreitungen der Einleitungserlaubnisse von gereinigtem Abwasser in die Schwalm gekommen ist, liegt an den großen Aufwendungen, die auf der Kläranlage getätigt wurden, um trotz Überlastung der Anlage eine ausreichende Reinigungsleistung zu erzielen, bilanziert das Forschungsinstitut der RWTH Aachen. Die Kosten dafür müssen die Bürger der Stadt Wegberg über die Gebühren finanzieren. Dass dies nicht länger der Fall sein soll, signalisierten die Mitglieder des Umweltausschusses nun unmissverständlich. Die Stadtverwaltung soll in den nächsten Monaten über die Fortschritte informieren.

(RP)
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