Wegberg Flachsaussaat nach alter Tradition

Wegberg · 35 Drittklässler der Beecker Grundschule säten wie in alten Tagen: Mit Leinenschürze streuten sie mit Schwung das Saatgut auf den Acker.

 Schüler der Grundschule Beeck bei der Flachsausaat: Ungewohnt war für die Kinder der Zweig im Mund, der das Reden verhindern soll.

Schüler der Grundschule Beeck bei der Flachsausaat: Ungewohnt war für die Kinder der Zweig im Mund, der das Reden verhindern soll.

Foto: Jürgen Laaser

Die Kinder fanden die Aktion Flachsaussaat "total spannend" sagte Lehrerin Elke Jobski, die mit der Klasse 3a, Lehrerin Steffi Harren-Luszczynski und der Klasse 3b zum Acker neben dem Beecker Friedhof gekommen war. Heimatvereins-Vorstandsmitglied und ehemaliger Grundschulleiter Georg Wimmers war bereits vor den Osterferien bei ihnen, um den Schülern alles zu erklären und mit ihnen das von ihm geschriebene passende Lied einzuüben.

Somit ging es zunächst mit Singen los, bevor sich die Kinder in Gruppen "an die Arbeit" machten. In nach alten Schnittmustern angefertigten Leinenschürzen und teils mit Holzklompen an den Füßen streuten sie mit Schwung das Saatgut auf den vorbereiteten Acker. Nach altem Brauch hielten sie dabei einen Zweig zwischen den Lippen. Die Zahl 100 spielt im traditionellen Flachsanbau eine wichtige Rolle: Am 100. Tag im Jahr ist Leinsamen auszusäen, nach 100 Stunden schauen gewöhnlich die ersten grünen Spitzen heraus und 100 Tage wächst die Pflanze bis zur Ernte. Zudem enthalten die zehn Kapseln pro Stiel jeweils zehn Leinsamenkörner. Brot und Speck, so wie im Liedtext beschrieben, hätten sie an diesem Morgen weggelassen, sagte Wimmers vor dem Säen zu den Kindern, vielleicht hätten sie noch ein wenig Butter vom Frühstück an den Fingern. Warum sie einen Zweig in den Mund nehmen sollten, konnte Jost (Klasse 3b) beantworten: "Wenn man während des Säens redet, schüttet man manchmal ganz viel oder gar nichts aufs Feld." Auf den Brauch der Bäuerin, vorher von einem Tisch zu springen, verzichteten sie allerdings.

Nach einer kurzen Einweisung von Georg Wimmers und Heinz Schlömer zogen die Grundschüler nacheinander zunächst in langen Reihen und abschließend ein Mal quer über das Land. Mit ausladenden Bewegungen verteilten sie konzentriert den Leinsamen und gaben ihre Schürzen, die sie mit der linken Hand zusammengerafft hatten, an die nächsten Kinder weiter. Während einer Erfrischung mit Getränken erzählten sie, wie sie das Säen erlebt hatten. "Es fühlte sich ungemütlich an, mit dem Stock im Mund zu gehen", fand Tim (Klasse 3a). Angelika (Klasse 3a) meinte: "Es fühlt sich komisch an, wenn die Körner durch die Hände fallen." Ungewohnt fand Maximilian (Klasse 3a) den Geschmack des Zweiges. Nicht zu reden, sei nicht schwierig gewesen. Beim Säen war er gründlich vorgegangen - als er merkte, dass er ein Stück der Reihe ausgelassen hatte, war er extra zurückgegangen.

"Die Blütezeit ist wahrscheinlich vor den Sommerferien, so dass wir sie noch sehen können", freute sich Grundschullehrerin Steffi Harren-Luszczynski. Davor würden sie immer mal wieder zum Feld kommen, um das Wachstum zu beobachten und zu dokumentieren. Zum Abschluss zog Gärtner Herbert Fervers eine kleine Egge übers Feld, damit die Körner, von Erde bedeckt, vor den Vögeln geschützt sind.

(cole)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort