Dreharbeiten im Wegberger Krankenhaus TV-Rolle in Schlafanzug und Morgenmantel

Wegberg · In der RTL2-Serie, die im Krankenhaus Wegberg gedreht wurde, ist auch eine Wegbergerin als Komparsin zu sehen: Eva Karschkes (72), bekannt als frühere Schwimmtrainerin und guter Geist vom FC Wegberg-Beeck, spielt eine Patientin.

 Eva Karschkes nahm allen Mut zusammen und bat den sympathischen Hauptdarsteller Robert Ritter (Professor Dr. Johannes Kling) um ein Foto - mit Erfolg.

Eva Karschkes nahm allen Mut zusammen und bat den sympathischen Hauptdarsteller Robert Ritter (Professor Dr. Johannes Kling) um ein Foto - mit Erfolg.

Foto: NN

Das Leben schreibt Geschichten wie vom Drehbuchautor. Im Wegberger Krankenhaus hat Eva Karschkes ihre beiden Töchter 1965 und 1967 zur Welt gebracht. Im Altbau war das, auf der Kinderstation mit Schwester Angelika, noch unter Ägide der Franziskanerinnen. Gut 50 Jahre später, die Sankt Antonius Klinik ist seit 2. Juni 2017 geschlossen, geht sie als "Patientin" durch die Flure des Erweiterungsbaus. In der neuen RTL2-Serie "Schwestern — volle Dosis Liebe" (Montag bis Freitag, 17 Uhr) taucht die 72-Jährige in den zehn bis heute gesendeten Folgen immer wieder auf. 13 aufregende Drehtage hat sie bis Heiligabend mit dem Filmteam verbracht.

Das Krankenhaus als nahe Anlaufstelle für die Bevölkerung vermisst die im Beeckerwald lebende Eva Karschkes bis heute. "Schlimm, wie man heute urteilt", findet sie. "Ich bedauere es außerordentlich, dass es geschlossen wurde." Vor dem Klinikskandal eine gute Adresse: "Im Notfall wurde man da immer schnell behandelt, und alle waren freundlich", erinnert sich die frisch gebackene Laienschauspielerin.

Als sie in den sozialen Medien den Aufruf der Filmfirma sah, die Komparsen aus dem Raum Wegberg suchte, griff sie spontan zum Telefon. "Total aufgeregt" fuhr sie zum Casting in der Kaiser-Friedrich-Halle in Mönchengladbach, rechnete sich aber kaum Chancen aus. "Da waren so viele Menschen aller Altersklassen", erzählt sie. "Ein Gewusel in den Gängen." In einem Konferenzraum erhielt sie die Aufgabe, in drei Episoden mit einem grob vorgegebenen Rahmen Emotionen zu spielen. Traurig, weil sie die Arbeit und ihren Partner verloren hatte, wütend, weil ihre Schwester mit einem Griff in die offene Kasse der Grund für den Jobverlust war. "Da bin ich ausgerastet, habe mich richtig in die Rolle hineinversetzt und meine Tiraden losgelassen", schildert sie die Probe-Aufnahme. Die muss bei "Filmpool" Eindruck hinterlassen haben. "Ich brauch' Dich", sagte jemand am Telefon. Schon gehörte Eva Karschkes wochentags von 8 bis 17 Uhr zum Team: "Den ganzen Tag im Schlafanzug, immer verfügbar. Da habe ich nette Leute kennengelernt." Beeindruckt haben sie die Garderobe mit täglich frisch gewaschenen Kostümen — für sie gab's einen Pyjama und einen schönen Morgenmantel — und die "Wohnung der Arztsöhne" in der 3. Etage, einst für wohlhabende Scheichs edel ausgestattet. Gedreht wurde im angemieteten ersten Stock. "Der Aufnahmeleiter holte uns, auf das Kommando ,Kamera läuft, Ton ab' marschierten wir durch den Flur." Am Ende hatte sie in einer dramatischen Szene sogar eine kurze Sprechrolle. Jetzt verfolgt sie die fertige Serie am Bildschirm.

"Volle Dosis Liebe" — das passt zu der herzlichen, geradlinigen, zupackenden Powerfrau. Die Dosis hat sie verteilt an ihre beiden Töchter, als Tagesmutter, als Schwimmtrainerin, an ihre drei Enkelkinder. 1979 war Eva Karschkes in den TuS Wegberg eingetreten, leitete viele Jahre die Abteilung Schwimmen. Auf Leistungssport getrimmt, führte sie mit dem damaligen Gymnasiallehrer Wolfgang Bley die Freien Schwimmer, hat rund 20 Jahre als ausgebildete Trainerin mit Lizenz des Deutschen Schwimmverbandes kleine Wasserratten zum Seepferdchen oder Turniererfolg gebracht. Und das über Generationen, denn die stolzen Seepferdchen-Erwerber sind längst selbst Eltern, haben ihren Nachwuchs zu Evi geschickt. Bis heute ist sie stolz darauf, dass sie schon bei den ganz Kleinen erkannt hat, wer Talent mitbringt. Beim FC Wegberg-Beeck ist die halbe Familie Karschkes im Waldstadion ehrenamtlich im Einsatz. Mit Tochter Elke sitzt Eva im Kassenhäuschen.

Zufrieden blickt sie auf ein aktives Leben. Familie, Sport, Politik, Job und jetzt Film — sie ist immer "volle Dosis" bei der Sache. "Was ich gemacht habe, hat mir immer Freude gemacht", sagt sie mit Nachdruck. "Da bin ich mit Leib und Seele dabei, mache keine halben Sachen."
Als Eva Karschkes sich telefonisch zum Casting anmelden wollte, war am anderen Ende der Leitung übrigens — Überraschung! — die ihr gut bekannte Lena, in den 90er Jahren ihre Schwimmschülerin. Dass sich ihre Wege mal beim Film kreuzen würden, hätten beide damals am Beckenrand des Wegberger Hallenbads wohl nie gedacht. Geschichten schreibt das Leben.

(gala)
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