Wegberg Die Mundart ist noch längst nicht tot

Wegberg · Das bewies der große Platt-Abend mit dem Titel "Dat joav et noch nii", zu dem der Historische Verein Wegberg versierte Mundartsprecher aus der Stadt und den Nachbarorten eingeladen hatte. Sie alle repräsentierten die große Vielfalt.

 Klaus Bürger und Karl Bertrams bekamen für ihr Zwiegespräch viel Beifall.

Klaus Bürger und Karl Bertrams bekamen für ihr Zwiegespräch viel Beifall.

Foto: Jörg Knappe

Bei einem Mundartabend im Forum Wegberg haben am Samstagabend rund 350 Gäste ein Zeichen gegen das Aussterben der Mundart gesetzt. Nationale Traditionen werden im Zuge der Globalisierung immer häufiger übergangen. In Zeiten, in denen Kinder Englisch als zweite Muttersprache sprechen können sollten und dazu noch Französisch oder Arabisch, bleibt wenig Platz für lokale, deutsche Dialekte. Der Abend in Wegberg aber bewies, die Mundart lebt - und das nicht nur innerhalb der älteren Generationen.

Initiiert wurde der Abend mit dem Titel "Dat joav et noch nii" durch den Historischen Verein Wegberg. Der Vereinsvorsitzende Karl Küppers bekam Unterstützung von Künstlern aus der Region, unter anderem von Musiker Georg Wimmers und dem ehemaligen Lehrer Theo Schläger.

Eröffnet wurde die Veranstaltung durch ebendiesen mit einem Stück, das er eigens für den Abend komponiert hatte. Schläger sang darüber, dass Platt nicht nur an diesem Abend lebendig sei und dass die Muttersprache der Rheinländer nie vergehen darf.

Mundart beschäftigt auch junge Menschen: Die Kindergärten St. Peter und Paul Wegberg und Rabennest aus Harbeck präsentierten zwei Lieder auf Plattdeutsch. Passend zu den Liedzeilen von "Suat e Ääpke op et Treppke" und "Jeder kallet Platt" brachten sie Requisiten mit auf die Bühne und schlüpften in Rollen etwa eines Bürgermeisters oder eines Elternpaars mit Kinderwagen.

Der Heimatverein Wegberg brachte "flotte Sprüek öm Flaas un Trachte" mit und gewährte dem Publikum einen Einblick in die alte Trachtentradition. "An der Tracht des Gegenübers kann man so viel ablesen", erklärte Klara Schloemer, "sowohl die gesellschaftliche Funktion, als auch den Beziehungsstand." Das Vereinsmitglied sagte, dafür brauchte man damals kein Handy oder Tablet.

Die Veranstalter hatten weit über den eigenen Tellerrand hinausgeschaut und Mundartfeunde aus der Großregion eingeladen, die den Facettenreichtum der Mundart unterstrichen. Uns so erfreuten Mitglieder vom Heimat- und Kulturverein Niederkrüchten, vom Klängerklub Elmpt, von den Heimatvereinen Erkelenz und Wassenberg die Zuhörer ebenso wie die Chorgemeinschaft Cäcilia Katzem-Lövenich.

Der Chor präsentierte nach der Pause vierstimmig und mit der Unterstützung von Markus Forg das Lied "Ech händ ä Droom". Zwischen den Beiträgen wurden Fotos aus der Region mit dazu passenden Gedichten auf Plattdeutsch gezeigt.

Dabei war das Publikum wohl zweigeteilt: Der Großteil erinnerte sich an Tage, an denen jeder Plattdeutsch sprach. Ein kleinerer Teil, bestehend aus zugezogenen Partnern oder Freunden, hat schlichtweg keinen Satz verstanden.

Doch immer wieder kam es an dem Abend zu Momenten, an denen das Publikum einbezogen wurde. Karl Bertrams beispielsweise war fast am Ende seines Vortrages angekommen, als er abrupt stoppte. Er hielt inne, überlegte kurz und fragte dann ins Publikum, ob jemand seinen letzten Satz übersetzen könne. Einige Hände hoben sich, doch eine Frau am rechten Rand war die Schnellste. Sie sprang auf und verkündete die Antwort - natürlich lag sie richtig.

(jpk)
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