Wegberg Dem Biber auf der Spur

Wegberg · In den 1980er Jahren starteten die Ansiedlungsprojekte in der Eifel. Der Biber ist längst wieder heimisch geworden. Experten schätzen, dass im Kreis Heinsberg etwa 20 Tiere leben und hier einen guten Lebensraum gefunden haben.

 RP-Leser Hermann-Josef Froitzheim dokumentierte 2013 diese Biberspur an der Ophover Mühle in Wegberg.

RP-Leser Hermann-Josef Froitzheim dokumentierte 2013 diese Biberspur an der Ophover Mühle in Wegberg.

Foto: Hermann-Josef Froitzheim (Archiv)

Die Spuren finden sich gut verteilt rund um Haus Wildenrath. Wer aufmerksam hinsieht, dem fallen eben die Spuren auf, die ein Biber hinterlassen hat. Landschaftsökologe Alexander Terstegge beobachtet die Arbeit des größten Nagetiers Europas mit viel Interesse. "Der Bestand hat sich im Lauf der vergangenen Jahre stabilisiert, darüber hinaus sogar vergrößert", sagt er. Kürzlich begrüßte er im Rahmen eines Vortrages der Naturschutzstation Haus Wildenrath rund 30 Personen, die etwas über den Biber im Kreis Heinsberg wissen wollten. Terstegge: "Die Resonanz war sehr gut."

Rund 100 Jahre lang war der Biber in der nahen und fernen Umgebung nicht mehr zu sehen. In den 1980er Jahren hat es dann erste Ansiedlungsprojekte in der Eifel gegeben. Dort, so meinten die Experten damals, seien die Voraussetzungen für das Tier besonders gut. Alexander Terstegge: "Die Populationen haben sich entwickelt. Die Ausbreitungskorridore erstrecken sich an Wasserwegen. Finden die Biber, die im Familienverbund leben, ein für sie gutes Revier, dann siedeln sie sich an." Die Reviere erstrecken sich über mehrere Kilometer.

Die Jungtiere bleiben etwa zwei Jahre bei den Elterntieren, ehe sie selbst eigene Reviere suchen. Im Lauf der Jahrzehnte ist der Biber so auch im Kreis Heinsberg wieder heimisch geworden. "Ganz genau lässt sich die Anzahl der Biber, die sich im Kreisgebiet angesiedelt haben, natürlich nicht beziffern. Es ist aber davon auszugehen, dass hier rund 20 Biber heimisch geworden sind", sagt Landschaftsökologe Alexander Terstegge. Gerade in den Gebieten an Rur und Wurm gebe es beste Bedingungen. Aber eben auch rund um Haus Wildenrath. Denn hier fanden die Experten irgendwann eine so genannte Biberburg. Und die ist ganz schön stattlich gebaut. Alexander Terstegge: "Wir haben eine Kamera installiert, um das Geschehen zu beobachten. Dabei kam heraus, dass es ein Tier ist, das hier seinen Lebensraum gefunden hat." Jedoch: Der Wasserspiegel an der Biberburg hat sich leicht abgesenkt, so dass der Eingang zur Burg, der normalerweise unter Wasser steht, auf einmal frei lag. Daher wird dieser Bau derzeit nämlich nicht von einem Biber genutzt.

Alexander Terstegge hält das Gelände von Haus Wildenrath fest im Blick. An vielen Stellen findet er Spuren, die vom Biber stammen. "Diesen Baum da hat er auch umgesäbelt", sagt er. Einen anderen Baum haben die Experten der Naturschutzstation mit einer ordentlichen Schicht Draht geschützt, um zu verhindern, dass sich der Biber daran zu schaffen macht.

Definitiv erstaunlich ist es, wie der Biber mit dem Holz umgeht. "Ja", lacht Terstegge, "das Tier verfügt schließlich über massive Zähne. Er bleibt an einer Stelle am Wasser stehen, die der Landschaftsökologe für sehenswert hält. "Hier hat der Biber gebaut. Und zwar hat er viel Baumaterial angeschafft, um dafür zu sorgen, dass sich an dieser Stelle das Wasser staut." Kleinere und größere Holzstämme sowie viel Laub hat das Tier genutzt, um das Bauwerk zu vollenden.

Wer sich auf Spurensuche begibt, sollte laut Terstegge viel Zeit mitbringen. "Man muss aber auch bedenken, dass es eine Rarität ist, das Tier tatsächlich zu sehen - es ist nachtaktiv." Wer es dennoch sieht, dem rät Terstegge eindringlich, es in Ruhe zu lassen. Weil es hier kleine Bestände gibt, ist der Biber gefährdet. Terstegge: "Die Population wird sich dann gut entwickeln, wenn wir dem Biber die Chance gewähren, sich hier anzusiedeln." Über den Biber und seine Lebensart aufzuklären, hält der Landschaftsökologe für sehr wichtig. "Sicherlich hat es Auswirkungen, wenn der Biber hier ist. Nicht alle - etwa Waldbesitzer - sind begeistert, wenn das Tier aktiv ist." Oder auch, wenn sich die Tiere in Deiche vorarbeiten, auch das bietet Konfliktpotenzial.

Jede dritte Art in Deutschland ist gefährdet
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Wie sich die Population der Biber entwickeln wird, kann Alexander Terstegge nicht vorhersagen. "Da sind Prognosen sicherlich sehr schwierig. Besonders gilt das eben für diese Region, weil es hier nicht so viele Gewässer gibt. Die Entwicklung hängt davon ab, wie sich der Biber anstellt und wie mit ihm umgegangen wird." Für die Experten in der Naturschutzstation ist denkbar, das Thema Biber für die Umweltbildung auszuweiten. Terstegge war dazu zu Gast in der Biberstation in Düren. Dort hat er einen Biberkoffer abgeholt, der Wissenswertes über das Tier enthält.

(RP)
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