Wegberg Bequem mit dem Rad von Mühle zu Mühle

Wegberg · RP-Mitarbeiter Philipp Schaffranek fährt ein E-Bike zur Probe. Ans völlig neue Fahrgefühl gewöhnt er sich auf der Mühlentour schnell.

 RP-Mitarbeiter Philipp Schaffranek lässt sich vom Wegberger Fahrradhändler Mario Bronckhorst die Besonderheiten eines E-Bikes erklären.

RP-Mitarbeiter Philipp Schaffranek lässt sich vom Wegberger Fahrradhändler Mario Bronckhorst die Besonderheiten eines E-Bikes erklären.

Foto: Jürgen Laaser

Jetzt bin ich gut vorbereitet. Mit wenigen Handgriffen hat mir Mario Bronckhorst den Sattel auf die richtige Höhe eingestellt und mir kurz erklärt, wie das E-Bike funktioniert. Per Knopfdruck kann ich die Leistung des Elektromotors steigern - ganz einfach. "In der höchsten Stufe unterstützt der Motor bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h", erklärt Bronckhorst (38). Der ehemalige Radrennfahrer, der sogar in der Bundesliga gefahren ist, hat vor 13 Jahren das Fahrradgeschäft "Van Bronckhorst" an der Beecker Straße eröffnet. Sonst ist alles wie bei jedem anderen Fahrrad: Vorderradbremse, Hinterradbremse, Gangschaltung und Klingel.

 Die Postkartenidylle am Schloss Tüschenbroich kennen viele Besucher der Stadt Wegberg.

Die Postkartenidylle am Schloss Tüschenbroich kennen viele Besucher der Stadt Wegberg.

Foto: Philipp Schaffranek

Nach einer kurzen Runde über den Innenhof geht es los: Heute fahre ich zum ersten Mal mit einem E-Bike. Die kurze Probefahrt für die Fahrradserie der Rheinischen Post soll an den Wegberger Mühlen vorbeiführen. Aus der Innenstadt raus, steuere ich in Richtung Norden. Die Holtmühle ist das erste Ziel. Anfangs ist es gar nicht so leicht, das 24 Kilogramm schwere, mattschwarze Fahrrad in Gang zu bringen. Ein durchschnittliches Fahrrad wiegt rund 15 Kilogramm. Gerade auf dem Weg aus der Stadt komme ich an viele Kreuzungen, an denen ich anhalten muss. Beim Anfahren unterstützt der Motor mich zwar schnell, das ist aber erst einmal gewöhnungsbedürftig.

 Auch die Schrofmühle in Rickelrath lag an der Strecke.

Auch die Schrofmühle in Rickelrath lag an der Strecke.

Foto: P. Schaffranek

Mit jedem Tritt in die Pedale wird es besser. Den richtigen Gang habe ich mittlerweile gefunden. Neben der Holtmühle habe ich nun auch die Schrofmühle hinter mir gelassen. Das Rad läuft gut, anstrengend ist es nicht, obwohl ich in einem höheren Gang fahre, damit die Pedale mehr Widerstand geben. Treten muss man beim E-Bike fahren, sonst fährt das Rad nicht.

Vorbei an gelben Rapsfeldern beschleunige ich schnell auf 25 Kilometer pro Stunde, ohne dass ich es wirklich merke. Auch kleine Anstiege sind kein Problem. Um die so zügig hochzufahren, müsste ich auf meinem normalen Fahrrad schon ordentlich in die Pedale treten. Mit dem E-Bike ist es egal, ob die Strecke flach ist oder nicht.

An der Molzmühle kommt das Ehepaar Jansen mit seinem Rauhaarmischling Pita zur gleichen Zeit wie ich an. Während Marianne Jansen (78) ein ganz normales Fahrrad fährt, hat ihr Mann Gregor (80) schon lange ein E-Bike. Fünf Jahre, um genau zu sein. Er hat also deutlich mehr Erfahrung als ich mit meinen ersten sechs E-Bike-Kilometern. Die Jansens kommen aus Mönchengladbach und fahren oft mit dem Fahrrad, sagen sie. Meist Touren zwischen 20 und 30 Kilometern. "Ein Glück, dass es E-Bikes gibt", sagt Gregor Jansen, denn ohne könnte er nicht mehr Fahrrad fahren. "Während ich Berge einfach so hoch fahre, muss meine Frau richtig strampeln", erklärt er lachend. Anfangs sei er seiner Frau immer davon gefahren, jetzt achtet er darauf, nicht zu schnell zu fahren.

Mittlerweile habe ich mein Tempo gefunden. Ich fahre auf der dritten Stufe. "Sport" ist die letzte Stufe vor "Turbo". Sport heißt die Stufe nicht, weil man Sport macht, wenn sie eingestellt ist. Bloß das Tempo ist sportlich. Über den Fahrradweg am Grenzlandring fahre ich weiter. Während die Autos links an mir vorbeidüsen spüre ich den Fahrtwind und beschließe den Motor einmal abzustellen. Wie fühlt sich nochmal richtiges Fahrradfahren an? Auf einmal muss ich mit deutlich mehr Kraft in die Pedale treten, damit es vorwärts geht. Trotzdem werde ich langsamer. Zwei, drei Gänge runtergeschaltet, entscheide ich mich, den Motor wieder anzumachen. Das ist deutlich angenehmer. Weiter geht es ohne Mühe.

"Beim E-Bike-Fahren kann jeder selbst bestimmen, wie sehr er sich anstrengen möchte", hatte Mario Bronckhorst erklärt. Ich habe mich für wenig Anstrengung entschieden. Statt Sport, gemütliches und zügiges Fahren. Mit dem E-Bike kann man die Landschaft gut erkunden. Nach 20 Kilometern komme ich wieder an der Beecker Straße an. Sieben Mühlen habe ich passiert, einmal bin ich sogar 36 km/h schnell gefahren. Gemerkt habe ich das, weil mir der Fahrtwind ins Gesicht geweht ist. Nicht weil ich ordentlich in die Pedale treten musste.

Anstrengend war die Probefahrt nicht. Sie hat Spaß gemacht, ich hätte locker noch viele weitere Kilometer geschafft. Das sieht Bronckhorst als einen Vorteil des E-Bikes: "Der Aktionsradius erhöht sich stark". Fahrradfahren ist damit mehr Erlebnis als Sport, auch wenn man durchgehend treten muss. Denn sonst geht auch beim E-Bike nichts.

(anek)
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