Wegberg Bauernhof als ursprüngliches Erlebnis

Wegberg · Vergnügen wie Schlafen und Toben auf dem Heuboden oder das Kennenlernen der Bauernhoftiere stehen auf dem Böscherhof ebenso hoch im Kurs wie Kochen oder Gärtnern.

 Die Kinder, die auf dem Böscherhof zu Besuch sind, füttern das Schwein Franz. Im Hintergrund Pferde, die auf dem Böscherhof ihr Gnadenbrot bekommen.

Die Kinder, die auf dem Böscherhof zu Besuch sind, füttern das Schwein Franz. Im Hintergrund Pferde, die auf dem Böscherhof ihr Gnadenbrot bekommen.

Foto: Jürgen Laaser

Anstatt nur fertige Pizza aus der Verpackung zu holen, können die Kinder und Jugendlichen, die an diesem Tag auf dem Böscherhof zu Besuch sind, alle notwendigen Zubereitungsschritte selber durchführen. Olivenöl, Mehl, Salz, Zucker und Wasser stehen in Portionen ebenso bereit wie Vollkorn, das von ihnen mit der Maschine gemahlen wird.

Ausrollen des Teigs an den Tischen, Schnippeln der leckeren Zutaten, Belegen und Backen stehen danach an. Die Pizzabackaktion in dieser ausführlichen Form feiert damit Premiere - und passt genau in das neue Konzept des Heuhotels und Erlebnisbauernhofs, mit dem das Inhaberehepaar Melanie und Manfred Jans einen Schwerpunkt auf Lebensmittel legen möchte.

Übernachten und Toben auf dem Heuboden, Kennenlernen der Bauernhoftiere, Gärtnern oder Böscher-Turnier gibt es weiterhin. "Zusammen mit Freundin Melanie Breuer-Eickels arbeiten wir zurzeit ein Projekt aus, das Aspekte wie die Herstellung von Lebensmitteln und Verarbeitung zu Brot, Pizza und Nudeln einbezieht", erzählt Melanie Jans, "das Bestreben ist, dass die Heranwachsenden Lebensmittel schätzen lernen und erfahren, was dahintersteckt."

Auf dem Bauernhof haben die Gäste die Möglichkeit, ihre Erfahrungen durch Sehen, Fühlen und Schmecken zu machen. Zuvor war der Umgang mit Speisen Bestandteil beim Brotbacken oder Pizzabelegen. Jetzt kommen die komplette Herstellung von Pizza, grünen oder normalen Bandnudeln und eventuell Gerichten mit Kartoffeln sowie Projekttage hinzu. Sieben Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 14 Jahren der Tagesgruppe "Freestyle" aus Heinsberg statten an diesem Tag dem Böscherhof zusammen mit erwachsenen Begleitern einen Besuch ab. Ein Jahr vorher waren sie schon einmal hier - sie hatten Minigartenbeete in Obstkisten angelegt. Kurz nach ihrem Eintreffen lernen sie die nächste Neuerung auf dem Hof kennen: einen stattlichen Steinbackofen, der neben zwei Grills auf der Terrasse vor dem geräumigen Aufenthaltsraum steht. Neugierig beobachten die jungen Besucher, wie Melanie Jans in Wachs getränkte Holzwolle in die Feuerkammern legt und darum kleine Türmchen aus Hölzchen baut. Wenig später helfen sie mit und erfahren dabei, dass der Ofen zum Brotbacken rund drei Stunden vorheizen muss, für die Pizzas reicht eine. Dann ist das Holz zur Glut heruntergebrannt und der Schamottstein aufgeheizt. Die größte Hitze brauchen Pizza und Flammkuchen, erläutert Melanie Jans am Rande, Brot etwas weniger und noch weniger Kuchen und Kräuter oder Dörrobst.

Während der Ofen aufheizt, ist Zeit für die Hofführung, die alle Besucher des Böscherhofs erhalten. Manfred Jans stellt die tierischen Bewohner ausführlich vor. Neben den 50 Mastbullen im großen Stall, die in 22 bis 24 Monaten ein Gewicht von bis zu 750 Kilogramm erlangen und wie alle Rinder vier Mägen und einen Pansen zum Wiederkäuen besitzen, sind hier jede Menge andere Tiere zuhause: Sie besitzen Namen und werden nicht geschlachtet. Zur Begrüßung läuft etwa Haflinger Tom herbei. "Es sind Gnadenbrotpferde, die fast alle über 30 Jahre alt sind", bemerkt der Bauer.

Ein paar Meter weiter freut sich Eber Franz der Rasse "Bunte Bentheimer" über Baguettes, die ihm unter anderem Ben (14) hinhält und die er mühelos verspeist. Franz bevorzugt Bäder im Schlamm zur Abkühlung und als Schutzschicht, erfährt die Gruppe. Daneben schlägt Ganter Günter, der mit weiblicher Gans, Enten und Hühnern im Gehege sitzt, "Alarm". 15 bis 20 Eier legt die Gans vor allem im Frühjahr.

Wie es ihnen auf dem Böscherhof gefalle? Der 13-jährige David erinnert sich gerne an den Aufenthalt im vergangenen Jahr: "Es war cool hier im Sommer, wir haben viel über Pflanzen gelernt. Am schönsten finde ich es mit den vielen Tieren." Caitlin (9) mag die Pferde am liebsten und ist zuvor schon einmal Galopp und Trab geritten.

Erzieherin Elke Steinz hat das Toben im Extra-Zimmer auf dem Heuboden als ein Highlight für die Kinder erfahren. Und sie fügt hinzu: "Unsere Kinder kennen oftmals Garten und Tiere nicht gut oder die Wege, die Lebensmittel nehmen." Sie versuchten, ihnen Orte um Heinsberg herum, an denen man interessante Dinge erleben kann, zu zeigen. Die Pizzabackaktion hatten sie gewählt, da alle nach einem Ausflug immer viel Hunger haben und so direkt selber schnippeln und backen können.

(cole)
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