Wegberg Bald mehr als 300 Flüchtlinge in Petersholz ?

Wegberg · 57 Flüchtlinge haben die Notunterkunft in der ehemaligen Britenwohnsiedlung bezogen. Sind es Ende September schon mehr als 300?

Wegberg: Bald mehr als 300 Flüchtlinge in Petersholz ?
Foto: Heldens

Die ersten Flüchtlinge sind vergangene Woche (3. September) in der ehemaligen britischen Wohnsiedlung Petersholz angekommen. 57 asylbegehrende Ausländer hat die Bezirksregierung Köln in der Landeseinrichtung untergebracht. "In den kommenden Wochen werden weitere asylbegehrende Ausländer in der ehemaligen Wohnsiedlung der britischen Streitkräfte in Petersholz aufgenommen", kündigt die Stadt Wegberg auf ihrer Internetseite an. Das könnte schneller geschehen als geplant. Denn die Flüchtlingskrise setzt die Behörden enorm unter Druck. Gestern war eine Delegation des Kreises Heinsberg in Petersholz. Offenbar um zu prüfen, ob bis Ende September 300 weitere Flüchtlinge dort untergebracht werden können.

Eigentlich sollte die ehemalige Wohnsiedlung, die seit dem Abzug der britischen Streitkräfte im Jahr 2012 leer steht, längst als Zentrale Unterbringungseinrichtung des Landes NRW für 500 (Regelbelegung) bis maximal 800 Flüchtlinge in Betrieb sein. So war es im Herbst 2014 von der Bezirksregierung Köln geplant worden. Die Bedingungen in Petersholz erschienen für eine solche Nutzung ideal. Doch dann passierte ein halbes Jahr lang nichts, weil der Bund als Grundstückseigentümer und das Land als künftiger Mieter um Vertragsinhalte rangen. Während der Bund eine fünfjährige Vertragslaufzeit favorisierte, pochte das Land aus wirtschaftlichen Gründen auf eine zehnjährige Laufzeit und war mit dieser Forderung am Ende erfolgreich.

Als die Verträge endlich unter Dach und Fach waren, tauchte das nächste Problem in Petersholz auf: "Wir haben zuvor leider nicht in die Rohre geguckt", erklärte der stellvertretende Regierungspräsident Wilhelm Steitz. Während die Häuser in Petersholz von außen einen guten Eindruck machen, fallen die Sanierungsarbeiten an den Ver- und Entsorgungsleitungen (Strom, Wasser, Heizung) offenbar deutlich umfangreicher als ursprünglich geplant. Auf Initiative von Wilhelm Steitz, der damit sein Versprechen gegenüber der Stadt Wegberg einlöste, wurde die Landeseinrichtung dennoch am geplanten Termin (1. September 2015) eröffnet - allerdings nicht als Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE), sondern zunächst als Notunterkunft für 50 bis maximal 100 Flüchtlinge. Betreiber der Notunterkunft, die nach und nach weiter ausgebaut werden sollte, ist die Johanniter-Unfall-Hilfe. Es wurde ein Vertrag für die Zeit des sogenannten Vorlaufbetriebes (1. September 2015 bis 31. Mai 2016) geschlossen. Erst danach sollte die Einrichtung offiziell als ZUE geführt werden und weitere Flüchtlinge aufnehmen.

Die Dramaturgie der Flüchtlingskrise scheint nun auch diese Pläne für Petersholz zu durchkreuzen. Denn in der vergangenen Woche bat die Bezirksregierung Köln den Kreis Heinsberg, schnellstmöglich Platz für bis zu 500 Flüchtlinge zu schaffen. Aus Sicht des Kreises Heinsberg ist Petersholz dafür am Besten geeignet. Zu hören war, dass bis Ende September weitere 300 Flüchtlinge in Petersholz untergebracht werden sollen. Kreispressesprecher Ulrich Hollwitz wollte das gestern nicht bestätigen. "Zurzeit werden unterschiedliche Möglichkeiten geprüft. Wir schauen, was machbar ist und was nicht", sagte er auf Anfrage.

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Foto: dpa, mjh

Derweil weisen die Vertreter der Interessengemeinschaft Petersholz auf ein anderes Problem hin: "Die derzeitige Zufahrt durch unsere Ortschaft ist alles andere als optimal. Es ist eine Frage der Zeit, bis der erste schwere Unfall mit einem Flüchtling passieren wird", sagt Klaus Schroeder. Der 67-Jährige wohnt seit 17 Jahren an der Straße In Petersholz, die von der Kreuzung an der Kreisstraße 29 geradewegs an den Wohnhäusern und am Gewerbegebiet Petersholz vorbei in die frühere Britenwohnsiedlung führt. Einen Bürgersteig oder Fahrradweg gibt es dort nicht, auch eine ausreichende Straßenbeleuchtung fehlt. "40 Lkw fahren hier täglich ins Gewerbegebiet und zurück. Hinzu kommen der Autoverkehr und landwirtschaftliche Fahrzeuge", sagt Schroeder. Die IG schlägt deshalb vor, den Haupteingang zur Britenwohnsiedlung an die B221 zwischen Arsbeck und Wildenrath zu verlagern, wo es einen weiteren Ein- und Ausgang zu dem ehemaligen Militärgelände gibt. "Der Betreiber und die Stadt sehen das übrigens genauso", sagt Klaus Schroeder, "aber leider konnten wir bei der Bezirksregierung mit unserem Anliegen bisher nicht durchdringen." Schroeder weiß, dass man dort zurzeit ganz andere Probleme hat. "Das kann ich ja auch verstehen, trotzdem muss hier dringend was passieren, bevor es zu spät ist."

Wie auch Sie Flüchtlingen im Erkelenzer land helfen können, haben wir in diesem Text zusammen gefasst.

(RP)
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