Wegberg 300 Jahre Tradition und ein Brite als Kaiser

Wegberg · Vier Tage feiern die Wildenrather Schützen mit ihren Gästen Prunkkirmes und Bezirksschützenfest zu ihrem besonderen Jubiläum.

 Wilhelm Deklerk (vorne, 2.v.l.) wurde für 75-jährige Mitgliedschaft, Karl-Heinz Cleven (vorne, 3.v.l.) für 70 Jahre Treue geehrt.

Wilhelm Deklerk (vorne, 2.v.l.) wurde für 75-jährige Mitgliedschaft, Karl-Heinz Cleven (vorne, 3.v.l.) für 70 Jahre Treue geehrt.

Foto: Jürgen Laaser

Die "St. Johannes Baptist" Schützenbruderschaft 1715 Wildenrath hatte einen doppelten Grund, ihre Prunkkirmes in Verbindung mit dem Bezirksschützenfest zu Feiern. Zum einen ist sie nachweislich 300 Jahre alt: Die älteste Silberplatte am Schützensilber stammt aus dem Jahre 1715 und wurde vom Schützenkönig Leonart Stevens gestiftet. Zum anderen hat ein Brite die Kaiserwürde errungen und ist damit zweiter Kaiser in der Geschichte der Bruderschaft. Es ist der Erste Vorsitzende Michael Robbins, der bereits in den Jahren 1997 und 2008 die Königswürde erhalten hatte. Als Kaiserin steht ihm Jaqueline Baltes zur Seite. Minister sind Michael und Nicole Winterhagen sowie Marcus und Ulrike Wiechert.

Die Prinzenwürde errang Vorstands-Mitglied Marvin Schönrank, der von den Knappen Kevin Schönrank und Marvin Terhag begleitet wird. Im Jahr 1961 in Poole in Großbritannien geboren lebte Michael Robbins aufgrund der Stationierung des Vaters von 1971 bis 1979 in Wildenrath, wo er zur englischen Schule ging. Nach sechs Jahren Studium in England kehrte er der Liebe wegen in den Wegberger Ortsteil zurück, trat 1995 in die Bruderschaft ein, ist dort seit 2001 im Vorstand und seit 2005 Erster Brudermeister. "Ich versuche, das Brauchtum des Schützenwesens aufrecht zu halten, damit die nachfolgende Generation daran festhalten kann", erzählte er. Das deutsche Schützenwesen sei stark christlich sowie von gutem Zusammenhalt geprägt und die Wildenrather Bruderschaft eine der stärksten im Stadtgebiet."

Die Schützen werden urkundlich erstmals am 28. Mai 1592 erwähnt, als das Dorf von durchziehenden Truppen völlig ausgeplündert wurde und die Bevölkerung den Überfällen machtlos gegenüber stand: "Doch die eingesetzten Schützen übten scharfe Aufsicht gegen Fremdlinge und Söldner ohne Pässe, brachten sie nach Wassenberg in den Turm und dort wurden sie dem Galgen und Rad überliefert." Bei einer Ausstellung von historischen Schützensilbern in der Burg Wegberg am 23. Oktober 1983 wurde von Experten festgestellt, dass "St. Johannes Baptist" sowohl die älteste Fahne (1882) als auch die älteste Plakette (von 1715) im Dekanat besitzt.

Ebenso überraschte die Zusammenstellung des Königssilbers mit der seltenen Anordnung des Kreuzes für den Glauben, des Ankers für die Hoffnung und des Herzens für die Liebe. Nach Aussagen der Experten des Historischen Deutschen Schützenbundes ist das Wildenrather Schützensilber in dieser Form eine Rarität.

(cole)
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