Wassenberg Zukunft der Burg bleibt unsicher

Wassenberg · Eigentümer Robert Soltyszeck spricht über die Schwierigkeit, Käufer für das Haus zu finden. Die Zweckbindung als Hotel-Gastronomie sei problematisch. Bürgermeister Manfred Winkens: Bis Ende Oktober muss es eine Lösung geben.

Ein "heißer Favorit" für die Übernahme des Hotel-Restaurants Burg Wassenberg ist nach wie vor nicht in Sicht. Das Haus ist bekanntlich seit Weihnachten 2015 geschlossen, am 8. Januar stellte die GmbH Insolvenzantrag beim Amtsgericht Aachen. Burgeigentümer Robert Soltyszeck - der seinen Namen anders schreibt als sein Vater, der langjährige Burgbetreiber Rüdiger Soltisek - zog jetzt auf Anfrage unserer Redaktion eine ernüchternde Bilanz seiner in den vergangenen Monaten und Wochen teilweise gemeinsam mit Bürgermeister Manfred Winkens geführten Gespräche mit Interessenten.

Es liefen zwar nach wie vor Gespräche, sagt Soltyszeck, aber er ist skeptisch, ob es für den Hotelbetrieb in der bisherigen Form mit nur 30 Betten einen Nachfolger geben wird. "Ein solches Hotel beansprucht heute dieselben Fixkosten wie ein Haus mit 100 Betten", sagt er. Personalkosten für Rezeption, Küche und Service seien annähernd gleich hoch. Um wirtschaftlich zu sein, müsse das Haus wenigstens über 80 Betten verfügen. Die früher mal angedachte Erweiterung der Burg zur Parkanlage hin scheiterte bekanntlich am Veto der Stadt, ein Hotel-Anbau an die Festräume auf dem heutigen Parkplatz kam wiederum für die Familie Soltyszeck nicht in Frage.

"Die aktuelle Bettenzahl ist für keinen Unternehmer heute noch attraktiv. Selbst überregional bekannte Adressen stehen vor dem Aus mit ähnlichen Problemen wie wir", sagt der Burgeigentümer. Die früher lukrativen Firmenkunden wünschten etwa für Tagungen die Unterbringung aller Teilnehmer in einem Haus, keine Aufteilung auf Ausweichquartiere - eine Lösung, die man früher häufiger mal wählte, wie Soltyszeck erläutert. Und Individualreisende spielten für einen Hotelbetrieb wie die Burg Wassenberg in Zeiten der Billigflugreisen ebenfalls keine nennenswerte Rolle mehr. Viele Interessenten würden vor den an den Kauf der Burg geknüpften Bedingungen zurückschrecken, sagt der Inhaber. Ganz zu schweigen von den hohen Energiekosten für das denkmalgeschützte Bauwerk, das eine grundlegende Sanierung bräuchte und den kompletten Umbau der Zimmer.

Besonderheit in Sachen Burgnutzung ist, dass die Stadt ein Wörtchen mitzureden hat, denn sie hat ein Vorkaufsrecht und besteht bislang auf Einhaltung der grundbuchrechtlichen Festsetzung eines Hotel-Restaurants in den Burgmauern. Soltyszeck würdigt Bürgermeister Winkens Einsatz für eine Nachfolgeregelung. Auch Winkens dachte im Gespräch mit der Redaktion bereits laut über eine Änderung oder Flexibilisierung des Nutzungskonzepts für die Burg nach. Das schließt er nach wie vor nicht aus, wie Winkens gestern auf Nachfrage betonte. Bislang hofft er jedoch noch auf einen guten Ausgang der Gespräche mit zwei aussichtsreichen Interessenten. Sollte es bis Oktober keinen Käufer für das Hotel-Restaurant geben, will Winkens dem Stadtrat zwei Alternativen vorschlagen: den Rückkauf der Burg durch die Stadt oder eine Änderung der Grundbucheintragung, die eine flexible Nutzung des Hauses ermöglichen würde. "Etwa eine Kombination aus Wellnessnutzung und Restaurant", kann er sich vorstellen, aber kein Altenheim oder Ähnliches. "Die Burg muss für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben", sagt Winkens, "Wassenberg ohne Burg - das geht nicht."

"Wir denken in viele Richtungen", sagt auch Soltyszeck. Möglicherweise müsse man sich von der Festlegung auf einen Hotelbetrieb verabschieden. Soltyszeck ist sich bewusst, dass ein Leerstand der Burg über den kommenden Winter eine Lösung weiter erschweren dürfte.

(RP)
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