Wassenberg Wirken von Pater Marx wiederentdeckt

Wassenberg · Ein neues Buch des Wassenberger Heimatvereins zeichnet das Lebensbild des Ophovener Pfarrers, der Jahrzehnte in China und Taiwan wirkte. Walter Bienen, Herausgeber der Schrift des Ehepaars Jakobs, reiste auf Marx' Spuren.

 Herausgeber Walter Bienen und Marianne Jakobs, die gemeinsam mit ihrem verstorbenen Mann Johannes die Lebensskizze ihres Verwandten Pater Friedbert Marx aufschrieb.

Herausgeber Walter Bienen und Marianne Jakobs, die gemeinsam mit ihrem verstorbenen Mann Johannes die Lebensskizze ihres Verwandten Pater Friedbert Marx aufschrieb.

Foto: Jörg Knappe

Alten Wassenbergern ist Pater Friedbert Marx noch in lebendiger Erinnerung. So auch Bürgermeister Manfred Winkens. Er erinnert sich an die Jahre von Pater Friedberts Wirken 1975 bis 1983 als Pfarrer in Winkens Heimatdorf Ophoven: Marx sei ein Mensch mit viel Mutterwitz gewesen, der sehr bodenständig auftrat. Und dies, obwohl er zuvor knapp vier Jahrzehnte erst in China und später lange in Taiwan eine ganz andere Welt in seiner Missionsarbeit erlebt und mitgestaltet hatte.

Ein Buch, das Walter Bienen vom Beirat des Wassenberger Heimatvereins jetzt herausgegeben hat, erinnert an das Leben und Wirken dieses besonderen Wassenberger Franziskanerpaters, geboren 1907, der im früheren Kloster St. Ludwig in Vlodrop zur Schule ging, 1927 Abitur machte, 1933 in Aachen zum Priester geweiht wurde und dem Franziskaner-Orden (Stammhaus Mönchengladbach) beitrat. 1936, mit 29 Jahren, ging Pater Marx zunächst als Missionar nach Shantung in China. 1949 zwangen ihn die Wirren der Bürgerkriegs und Mao Tse-tungs Aufstieg, das Land zu verlassen. Von 1952 bis 1974 wirkte Marx (mit einer krankheitsbedingten Unterbrechung) im Süden Taiwans, engagiert für Bildung und Seelsorge. 1974 kehrte er aus gesundheitlichen Gründen seiner zweiten Heimat Taiwan schweren Herzens den Rücken und übernahm die Pfarrerstelle in Ophoven. 1990 starb Marx.

Im Wassenberger Rathaus wurde im Beisein des Heimatvereinsvorsitzenden Sepp Becker das Buch "Auf den Spuren von Pater Friedbert Marx" vorgestellt. Das Besondere daran: Es handelt sich um eine von Walter Bienen eingeleitete Lebensskizze des Paters, die sein Neffe Johannes Jakobs (verstorben 2012) und dessen Frau Marianne 2001 als privates Buch mit dem Titel "Skizze zur Vita des Franz Marx alias Pater Friedbert Marx OFM alias Ma Shenfu" geschrieben haben - als Weihnachtsgabe für ihre Kinder. Hier zeichnen sie die Stationen von Pater Friedberts Leben und Wirken nach, der stets in engem (Brief-)Kontakt nicht nur zu seiner Familie in Wassenberg und Luchtenberg geblieben ist, sondern auch von den Pfarrgemeinden seiner Heimat mit Spenden für seine Arbeit unterstützt wurde.

Marianne Jakobs war zur Buchpräsentation jetzt ins Rathaus gekommen und zeigte sich glücklich über das neue Interesse an Pater Marx - einem Vorbild für die Familie und faszinierenden Menschen.

Walter Bienen war es, der 2010 vor einer eigenen privaten Reise nach Taiwan - zu seinem dort lebenden Sohn und seiner taiwanesischen Frau - das Buch des Ehepaares Jakobs studierte und sich spontan entschloss, "der Frage nachzugehen, ob denn Pater Marx' aufopferungsvolle Arbeit auf Taiwan Spuren hinterlassen hat". - Sie hat. In seiner Einleitung zum Buch beschreibt Bienen seine Reise zum Stammhaus der Franziskaner in Hsinying im Süden Taiwans und seine Gespräche mit den drei letzten dort bis heute verbliebenen Patres, darunter dem Deutschen Pater Alban aus Mönchengladbach, der Marx in späteren Jahren sogar noch einmal in Ophoven besucht hatte.

Pater Friedberts wohl größte, bis heute dort fortwirkende Aufbauleistung ist das Gymnasium von Matou, erläutert Bienen. Marx hatte mit Spendengeldern aus Deutschland die Schule aufgebaut, ausgestattet und für das Lehrpersonal gesorgt. Die Schule existiere immer noch, lose angebunden an den Orden, berichtet Bienen. Der allerdings auch beschreibt, das dort heute Religion im Unterrichtsalltag kaum noch eine Rolle spiele. Auch die von Pater Marx erbaute Kirche werde nur noch selten genutzt. Die drei Patres des Ordenshaus aber leiten noch eine Kirchengemeinde von rund 300 Mitgliedern in der Region. An Pater Friedbert erinnert im Ordenshaus heute ein Foto in der Porträtgalerie der verstorbenen Patres.

(RP)
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